Gottesdienste

Hier finden Sie die Gottesdiensttermine in unseren Kirchengemeinden. Bitte helfen Sie mit, die nötigen Regeln zum Infektionsschutz einzuhalten.

mehr
Kirchengemeinden
Kirchengemeinden mehr
Service

Denkmalschutz

Dümpten: Wo der Kirchturm einst 18 Meter höher war

Die Evangelische Kirche an der Oberheidstraße ist eines von acht denkmalgeschützten Gotteshäusern im Kirchenkreis An der Ruhr.

Blick in das Kirchenschiff Blick in das Kirchenschiff

Eine eigene Evangelische Kirche gibt es in Dümpten seit 1892. Fünf Jahre zuvor war Dümpten zu einer selbstständigen Kirchengemeinde erhoben worden, nachdem  die Mülheimer reformierte und lutherische Gemeinde sich vereinigt hatten. Die neue Dümptener Gemeinde erhielt eine Abfindungssumme von 59.000 Mark. In den ersten Jahren feierte man den Sonntagsgottesdienst in der alten evangelischen Schule am Schildberg (heute Alter Dümptener Friedhof) und in der zweiten evangelischen  Schule, der so genannten Postschule (heute Grundschule Gathestraße).

Am 2. August 1891 wurde der Grundstein für die Kirche an der Oberheidstraße gelegt. Der Kaufpreis des Grundstückes vom damaligen Kirchmeister Schaaphaus belief sich auf 2.200 Mark der Morgen, die Baukosten auf 106.000 Mark. Der erste Gottesdienst in der neuen Kirche wurde am 23. Oktober 1892 gefeiert. Zum zweiten Mal wurde die Kirche am 6. April 1952 in Dienst genommen. Als Folge des Bombenangriffes am 1. November 1944 hatte sie wieder aufgebaut werden müssen. Im Jahr 1979 erfuhr der Kircheninnenraum eine Neugestaltung. Seit dem 30. November 1988 steht die Kirche unter Denkmalschutz und ist mit der Nr. 478 in die Denkmalliste der Stadt Mülheim an der Ruhr eingetragen.

Die Kirche an der Oberheidstraße ist eine dreischiffige Hallenkirche aus Backstein mit Querschiff im neugotischen Stil mit umlaufendem Sockel (oberer Sockelabschluss aus Naturstein), entworfen durch den Architekten Gerhard August Fischer aus Wuppertal-Barmen. Der trapezförmiger Chorraum liegt zur Westseite. An seinen Ecken sind abgestufte Strebenpfeiler angeordnet wie auch an den Längswänden der Seitenschiffe. Der rechteckige Glockenturm mit seitlichen Querbauten in Seitenschiffhöhe liegt zur Ostseite, die Dächer der Querbauten sind abgewalmt. An der Südseite befindet sich ein eingeschossiger Sakristeianbau mit gleichfalls abgewalmtem Dach. Chorraum und Sakristei sind unterkellert.

 

 

Ausstellung der Paramente zum Denkmaltag. Ausstellung der Paramente zum Denkmaltag.

Die Querschiffsgiebel (Dreiecksgiebel) sind von vier kleinen Spitzbogenfenstern mit Rosetten in gotischem Maßwerk gestaltet. Ursprünglich zierten auch Kreuzblumen die oberen Giebelabschlüsse, wahrscheinlich in Folge der Kriegseinwirkung mussten sie entfernt werden. Die unteren Enden rechts wie links in Traufhöhe sind als Giebelohr ausgebildet. Entlang der Traufen verläuft ein abgestuftes Gesims mit deutschem Band. Als Dachform wurde ein Satteldach gewählt mit gleicher Firsthöhe über dem Querschiff. An der rückwärtigen Querschiffsdachfläche lehnt sich das abgewalmte Dach mit tiefer liegendem First über dem Chorraum an. Die Dachhaut besteht aus Ziegeln mit Unterspannbahnen. Mit je zwei Dachgauben an jeder Seite war früher die Dachfläche bestückt, an ihrer Stelle wurden später liegende Dachfenster eingebaut.

Der Glockenturm ist heute 32 Meter hoch. Ursprünglich war er mit einem schlanken ca. 25 Meter hohen Spitzhelm mit unteren Zwerchgiebelring und Flankentürmchen versehen, so dass er insgesamt rund 50 Meter Höhe erreichte. Schon 25 bis 30 Jahre nach dem Bau neigte sich der Helm mehr und mehr und musste 1922 aus Sicherheitsgründen abgetragen werden. Den heutigen Turmabschluss bildet eine abgewalmte Haube. Gedeckt war sie zuerst mit Tonziegeln und später mit Schieferschuppen. Seit Sommer 1988 nehmen Kupferplatten diesen Platz ein. Am rechten Firstpunkt ist ein hohes schmiedeeisernes Kreuz mit Wetterfahne als Hahn angebracht.

An der Turmostseite befindet sich ein vorgelagerter Wimberg, dessen Giebel aus Naturstein ursprünglich von Fialen flankiert war. Er wird von Rundsäulen mit Kapitellen getragen. In diesem Bereich zurückliegend befindet sich das Hauptportal als zweiflügelige Kassettentür (Kassetten verglast). Es wird von einem Natursteingewände und einer Archivolte umschlossen. Der über dem Portal befindliche Tympanon in Spitzbogenform ist schmuckvoll gestaltet. Mit einer Kreuzblume fand der Wimberg ursprünglich seinen oberen Abschluss. Auch hier mussten die Kreuzblume wie auch die Fialen entfernt werden. Weitere Portale sind an Kopfseiten der Turmquerbauten als Nebeneingänge angeordnet, auch diese sind mit Gewänden und oberen Spitzbogen aus Werkstein eingefasst. Der Tympanon über dem rechten Seitenportal trägt die Inschrift "Diese Kirche wurde 1892 erbaut, im Kriege 1944 zerstört, wieder aufgebaut 1951 - 1954 ". Der südliche Nebeneingang wird als behindertengerechter Eingang benutzt. Oberhalb vom Wimberg befindet sich eine Rosette mit gotisierendem Maßwerk. Darüber fünf Spitzbogenöffnungen als Scheingalerie.

Im höheren Turmbereich befindet sich der Glockenstuhl mit zwei hohen, von Spitzbogen überwölbten Schallöffnungen zur Straßen- und zur Rückseite. In den seitlichen Turmwänden befindet sich je eine Schallöffnung in gleicher Ausführung. Diese Öffnungen waren früher durch einfaches Maßwerk gegliedert. Vom Bochumer Verein wurden 1922 der Gemeinde drei Glocken aus Gussstahl geliefert und einmontiert. Die Töne der Glocken sind: 1. dis' = 1.200 kg, 2. fis´ = 850 kg,  a´ = 460 kg.

 

 

"Gottesdienst 1892" feierten die Dümptener zum Denkmaltag - gekleidet wie zur Zeit der Grundsteinlegung, im Bild: Pfarrerin Gundula Zühle mit den Presbyterinnen Barbara Meysenburg und Christa Hoffmann. "Gottesdienst 1892" feierten die Dümptener zum Denkmaltag - gekleidet wie zur Zeit der Grundsteinlegung, im Bild: Pfarrerin Gundula Zühle mit den Presbyterinnen Barbara Meysenburg und Christa Hoffmann.

Im Inneren der Kirche befinden sich zwischen dem Mittelschiff und den Seitenschiffen zu jeder Seite zwei massive Rundsäulen mit verstärktem Sockel und oberem Kapitell, welches asymmetrisch mit Blumenranken verziert ist. Die somit entstandenen drei Felder sind mit Spitzbögen als Längsgurte überwölbt. Die Decke über dem Mittelschiff wie auch die der Seitenschiffe besteht heute aus einer flachen Holzverbretterung mit sichtbaren Querbalken. Das zur Bauzeit erstellte Kreuzgewölbe mit drei Jochen und einem weiterem Joch über dem Chorraum wurde durch Kriegseinwirkung im Jahre 1944 fast völlig zerstört. Beim Wiederaufbau der Kirche wurde auf eine Neuerstellung der Gewölbe verzichtet.

Der Lichteinfall ist durch drei hohe Spitzbogenfenster mit einfachem Maßwerk gegeben. Die Fensteröffnungen sind mit leicht getöntem Kathedralglas versehen und bleiverglast. Hierbei handelt es sich um Fenster, die einschließlich dem Maßwerk aus Naturstein 1979 völlig erneuert worden sind. Die ersten Fenster aus der Entstehungszeit, auch das Chorfenster, waren durch kunstvolle, gotische Maßwerkarbeit gegliedert. Dieses Maßwerk konnte nach dem zweiten Weltkrieg nicht wieder nachvollzogen werden. Deshalb entschied man sich 1954, die Fenstereinteilung mittels Stahlbetonsprossen zu schaffen. Die Felder der Fenster wurden bleiverglast und durch Glasmalerei, nach Entwürfen von Superintendent Heinrich Reinhardt gestaltet. Leider zeigte sich nach Jahren ein Zerfall der Stahlbetonsprossen, so dass diese Fenster nebst der Bleiverglasung ausgebaut und durch die im Jahre 1979 eingebauten Fenster ersetzt werden mussten. Das große Chorfenster wurde schon nach dem Krieg mit Mauerwerk geschlossen. Es verblieb eine Scheinöffnung an der rückwärtigen Choraußenwand.

Der Altarraum ist um zwei Stufen erhöht. Ein schlichter Altartisch mit starker Holzplatte ist in dessen Mitte platziert; die Kanzel und ein niedriger Tisch für die Osterkerze sind in gleichem Stil gestaltet. An der Wand hinter dem Altar ist ein großes Holzkreuz befestigt. Zur Sakristei führt linksseitig eine Tür.

Die gesamten Fußbodenflächen in der Kirche sind mit Tonfliesen auf schwimmenden Estrich belegt, die inneren Wandflächen glatt geputzt und hell gestrichen. Rundsäulen nebst Kapitellen sowie die Spitzbögen der Längsgurte sind andersfarbig betont. An Stelle der früheren Bänke, ist eine reichliche Bestuhlung in moderner Ausführung vorzufinden. Die Beleuchtung wird durch ein Netz von Glühlampen gewährleistet, das den Eindruck eines Sternenhimmels vermittelt.

Trotz sehr guter Akustik ist die Kirche mit einer Lautsprechanlage ausgestattet. Mittels einer ölbefeuerten Fußbodenheizung wird die Kirche zentral geheizt. Der Heizraum befindet sich im Keller unter dem Altarraum und ist von außen zugängig.

Im rückwärtigen Teil der Kirche ist die Orgelempore angeordnet. Sie besteht aus einer Holzkonstruktion, wird von zwei holzverkleideten Stutzen im Brüstungsbereich getragen und ist nach hinten aufgestuft. Die Fußbodenfläche ist mit Teppichware ausgelegt. Der Aufgang zur Empore führt über eine massive Treppe im linken Turmanbau. Im Turm hinter der Orgel gelangt man über eine Holztreppe zum Dachboden und weiter in den oberen Turmbereich.

In den Jahren 1953/1954 erhielt die Gemeinde eine neue Orgel der Firma Steinmann aus Vlotho. Die Orgel wurde 1980 von der Firma Karl Lötzerich aus Wolfenhagen umgebaut. Eine Neuintonierung geschah 1992 durch

die Firma Hans van Rossum aus Andel in den Niederlanden. Dieselbe Firma führte auch in den Jahren 2003/2004 eine umfassende Restau- ration der Orgel durch, welche rund 130.000 Euro kostete. Hierbei wurde, neben der Verwendung von bewährten Materialien wie Leder und Holz, nach historischen Bauprinzipien gearbeitet. So erhielt die Orgel eine Mechanik, die in Instrumenten seit dem 18. Jahrhundert vorzufinden ist und dort noch heute funktioniert. Das Werk umfasst zwei Manuale, 22 Register, Schiebekoppel, einarmige Traktur, 1/6 Komma Stimmung. Am 26. Sept. 2004 wurde die Orgel wieder in Dienst genommen.

Desweiteren finden sich in der Kirche eine einmanualige Chororgel mit vier Registern im Altarraum, ein Nachbau eines einmanualigen italienischen Cembalos und ein Trapez-Flügel.

 

Weitere denkmalhistorische Texte enthält die Broschüre "Orte der Einkehr und des Gebets - Denkmalgeschützte Kirchen". Das Heft ist erschienen zum Tag des offenen Denkmals 2007 und kann im Öffentlichkeitsreferat des Kirchenkreises An der Ruhr nachbestellt werden. Die Broschüre enthält Texte, Fotos und Architekturzeichnungen, von denen die Untere Denkmalbehörde der Stadt Mülheim zahlreiche zur Verfügung gestellt hat.

Broschüre als pdf zum Download.

 

 

Gundula Zühlke / Jan van Hulzen /

 



© 2022, Evangelischer Kirchenkreis an der Ruhr
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung