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Broich-Saarn

Die Reise meines Lebens - Kultur im Koffer

Fünf Lebens- und Reisegeschichten erzählt das Kulturprojekt der Gemeinde Broich-Saarn und des Ledermuseums. Die Ausstellung "Die Reise meines Lebens" wurde bis zum 8. August verlängert. Auf Wunsch kommen die Koffer danach zu Interessierten "zu Besuch".

Blick in den LupeBlick in den "Reise"-Koffer von Brigitte Block. (Foto: Brigitte Reuß) - Klick auf die Lupe zum Vergrößern

Brigitte Block ist 86 und hat eine Menge erlebt. Zum Beispiel die Geschichte damals, mit 15, mit ihrem Freund Heinz und den Koffer ... Was Brigitte Block und die vier anderen Kofferpatinne auf Reisen und Zuhause erlebt haben, erfährt man in der Ausstellung "Die Reise meines leben", die bis zum 14. Juli im Leder- und Gerbermuseum zu sehen ist (mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr). Die gezeigten Koffer -randvoll mit Geschichten- sind Ergebnis eines Workshops im vergangenen Herbst. Die Evangelische kirchengemeinde Broich-Saarn und das Leder-und Gerbermuseum hatten dazu eingeladen.

Fünf Koffer werden in der Ausstellung gezeigt. Doch das ist nicht alles, ein mobiles Angebot - Kultur im Koffer - kommt dazu: Die Kofferpaten besuchen mit ihren Reiseerinnerungen Menschen, die nicht mehr mobil sind, nicht mehr ins Museum gehen können. „Dahinter steckt die Idee, dass auch Kultur ein Lebensmittel ist, auf das ältere Menschen nicht verzichten wollen, auch wenn sie ihre Wohnung nicht mehr allein verlassen können oder in einer Senioreneinrichtung leben“, erklärt Ragnhild Geck, Diakonin aus der Evangelischen Kirchengemeinde Broich-Saarn, die Idee.

Rahmenprogramm zur Ausstellung

29. Juni, 16 Uhr „Alte Kinderspiele“ (Eintritt ins Museum 2  Euro)
10. Juni, 16 Uhr ca. zweistündiger Workshop „Reisetagebuch“ (Kosten inkl. Materialien 12,- Euro)

Die Kofferdamen stellen im Rahmen der Ausstellung ihre Koffer an folgenden Terminen vor:

22.06. um 15.00 Uhr und 12.07. 16.00 Uhr „Reise in die Kindheit“ (C. Thebille)

27.06. um 14.00 Uhr und 13.07. um 16.00 Uhr „Mallorca 1960“ (C. Goller)

30.06. um 14.00 Uhr und 07.07. um 16.30 Uhr „Wo mein Herz zuhause ist…“ (B. Block)

03.07. um 15.30 Uhr und 14.07. um 16.30 Uhr „Ein Koffer namens Daniel“ (I. Franken)

05.07. Freitag 15.00 Uhr „GRENZENlose Heimat“ (S. Kodzoman)

(Kosten: Eintritt ins Museum 2,- Euro)

 

 

Text zum Reise-Geschichten-Koffer von Brigitte Block:

Wo mein Herz zuhause ist…

Guten Tag, ich bin Brigitte Block, in Berlin bin ich geboren und bin 86 Jahre alt. Mein Koffer aus Holz ist ein Stück Leben von mir, nämlich, wo das Herz zu Hause ist: in der Heimat! Und Heimat kann man auf der Landkarte nicht finden, sie ist im Herzen. Mein Koffer ist ziemlich klein, aber er ist auch schon 72 Jahre. Als ich 15 war, hatte Heinz, ein Freund, ihn mir gezimmert aus Holz, es war im Krieg 1942. Wir sind zusammen ins Kino gegangen und Eis essen. Als wir 1944 mit 17 Jahren zur Flak mussten, also zum Militär, ist er leider im Krieg mit 17 Jahren gefallen.

Und ich hab den Koffer aber aufgehoben. Das ist schon allein eine Erinnerung an die Jugend. Mit rotkariertem Stoff ist er ausgelegt, weil das seit eh und je mein Lieblingsmuster ist. Hier liegt noch ein kleiner Puppenwagen und ein Teddy von damals. Auch beides in kariert. Das große Bild zeigt meine Mutter, meine Schwester und mich 1928. Und Bilder von früher sind immer schön, weil wir meistens als Kind lachen. Wenn man sich das Kinderlachen im Alter ansieht, nimmt man das ins Leben mit hinein, wenn‘s mal nicht so gut geht. Löffel und Gabel sind auch von 1928. So etwas bekam ich zur Taufe und jedem Geburtstag. Als ich groß war, hatte ich etwas für die Aussteuer. Das habe ich sogar im Krieg gerettet. Ein Stopfpilz ist auch dabei, wir lernten nämlich in der Handarbeitsstunde in der Schule: sticken, stricken und Knöpfe annähen.

 

Fünf Koffer-Patinnen mit spannenden Geschichten (Foto: Karsten Nierhaus) Fünf Koffer-Patinnen mit spannenden Geschichten (Foto: Karsten Nierhaus)

 

Ich hab auch noch ein Buch dabei, ich bekam es von der Zeitung geschenkt, als ich mal ein Gedicht mit Zeichnung für „Onkel Peters Kinderecke“ einschickte. 1941 war es und ich 14 Jahre, mir gefällt es, es ist ein Kindergedicht. Und für Kinder habe ich Zeit meines Lebens geschwärmt, ich wollte Kindergärtnerin werden, aber der Krieg kam dazwischen. Und danach war alles zerbombt und kaputt in Berlin, dann ging ich auf die Modeschule und habe zeichnen, zuschneiden und nähen gelernt. Damit verdiente ich mein Geld im Leben.

Mit 73 Jahren bin ich eine ehrenamtliche Leih-Oma geworden, nach meinem Motto, „ich liebe meine Familie, den Sonnenschein und alle Kinder“. Ich mache das schon seit 13 Jahren mit Herz und Seele. Das hübsche Buch mit den eingeklebten Märchenbildern möchte ich noch zeigen. Damals waren in Zigarettenpackungen Bilder drin zum Einkleben. Die Kinder sehen sich das heute noch gerne an.

Und ich würde mein Leben immer wieder so leben, mit allem Drum und Dran. Vielleicht weil ich immer zufrieden mit mir selber war, gerade mit dem was eben so gerade lief. Irgendeine Fee hat mir, glaube ich, beigestanden. Die Welt dreht sich eben für alle und ich muss mich eben mitdrehen, ganz einfach also! Ach so, das Wichtigste, ich habe zwei Töchter und ich möchte sie auf keinen Fall missen. Die Bilder von ihnen und all meinen Leih-Enkeln sind auch zu sehen.

Brigitte Block, 86 Jahre

 

 

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ala / 13.06.2013



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