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Tag der Orgel

Herantasten an die "Königin"

Es wurden alle Register gezogen - zum zweiten Mal luden die Kantoreien zum Tag der Orgel und auch zum eigenhändigen Herantasten an die "Königin der Instrumente" ein. 

Auch Gäste durften in die Tasten greifen, wie hier im Ev. Krankenhaus bei Kirchenmusikerin Petra Stahringer Auch Gäste durften in die Tasten greifen, wie hier im Ev. Krankenhaus bei Kirchenmusikerin Petra Stahringer

Am zweiten Tag der Orgel luden die Kantoreien im Kirchenkreis dazu ein, sich diesem Instrument zu nähern – inhaltlich wie tatsächlich. Denn die Besucher hatten nicht nur die Möglichkeit, einen Blick auf die sonst verborgene Technik zu werfen, mit einem Orgelbaumeister ins Gespräch zu kommen und Organisten auf die Finger und Füße zu gucken. Sie konnten auch selbst spielen.

In der Ev. Lukaskirchengemeinde geht es Stufen hinauf, die Gottesdienstbesucher sonst immer links liegen lassen. Sie führen zu dem, was hinter dem sonst Sichtbaren liegt. Ein Blick hinter das Gehäuse also, der den Laien aber zunächst etwas ratlos zurücklässt. Doch zum Glück steht Hans van Rossum parat. Der Orgelbaumeister restaurierte die Orgel vor zehn Jahren und nimmt sich am Tag der Orgel Zeit, Interessierten die Technik zu erklären. Geduldig zeigt er Windlage, Blasebalg, Elektromotor. Für eine Besucherin ist das gleich die erste Überraschung: Dass eine Orgel ein Blasinstrument ist, das hat sie bisher nicht gewusst.

Eben dies ist das Ziel des Tages der Orgel: Die Menschen für dieses Instrument zu interessieren, das sie kennen, aber über das sie oft nur wenig wissen. „Wir haben festgestellt, dass Menschen immer faszinierter werden, je näher sie der Orgel kommen“, sagt Kreiskantor Berthold Seitzer und verweist auf die dahinterstehende Technik, die vor allem Männer interessiere. Das zeigt sich auch an diesem Nachmittag, als sich alle auf der Empore um Hans van Rossum gruppieren. Nach einer kurzen historischen Einführung folgt eine Fragestunde und gleich als erstes möchte ein Herr Näheres zum Elektromotor wissen, der den Blasebalg betreibt...

Orgelbauer Hans van Rossum in Dümpten Orgelbauer Hans van Rossum in Dümpten

Wie er die Orgel denn stimme, fragt eine andere Besucherin und kann die Antwort gar nicht glauben: „Überhaupt nicht.“ Das ist laut des Niederländers nicht nötig, „wenn die Pfeifen richtig gemacht sind“. Denn: Die Länge der Pfeifen gebe den Ton an und die Länge ändere sich ja nicht. Ändere sich also der Ton, könne das nur am Wind liegen, der hineingeblasen wird. „Wenn eine Pfeife verstimmt ist, ist etwas an den Windladen oder der Mechanik kaputt“, sagt Hans van Rossum und lässt dann unter anderem Prinzipal- und Prospektpfeifen hören.

Bekannte Klänge sind es für Helga Severin. Von klein auf besucht sie die Dümptener Kirche, die sie stets „meine Kirche“ nennt und mit der sie sich sehr verbunden fühlt. Im Gotteshaus an der Oberheidstraße singt sie im Kirchenchor, kennt also das Zusammenspiel mit der Orgel und hat auch schon mal auf die Mechanik geschaut. Diese aber von einem Orgelbaumeister erklärt zu bekommen, sei etwas Besonderes.

 

Gäste an der Orgel in der Immanuelkirche (I)

Gäste an der Orgel in der Immanuelkirche (II)

Der Meister und sein Werk - Hans van Rossum vor der von ihm gebauten Orgel in der Kirche an der Oberheidstraße

Besucherinnen und Besucher erfahren Insiderwissen von Orgelbauer Hans van Rossum

Werkzeugkoffer des Orgelbaumeisters in der Dümptener Kirche

Orgel zum Drehen - mit musikalischen Grüßen an Patienten und Besucher des Evangelischen Krankenhauses

Tag der Orgel im Evangelischen Krankenhaus

Zur Stärkung gab's Orgelkuchen nach garantiert harmonisch durchkomponiertem Rezept

Ein gemütlicher Stuhlkreis, wie er in Dümpten aufgestellt wurde, ist in der Petrikirche hingegen nicht möglich – es fehlt schlichtweg der Platz. Über eine enge Wendeltreppe geht es hoch auf die Empore und von dort über eine Stiege in einen kurzen, schmalen Gang zum Arbeitsplatz des Organisten. Mitten in der Orgel befindet man sich dort. Der Ton umhüllt einen ganz und bei den tiefen Tönen spürt man die Vibration im Körper. Ein kleiner Junge hält sich prompt die Ohren zu und läuft schnell weiter. Er geht lieber auf Entdeckungstour durch die engen, sonst verborgenen Wege hinter die Orgel.

Die Erwachsenen hingegen sind begeistert. Viele haben Kameras dabei, die Orgel ist ein lohnendes Fotomotiv. Auf engstem Raum drängen sie sich um Kirchenmusikdirektor Gijs Burger und schauen ihm genau auf die Finger – und auf die Füße. Das dünne Schuhwerk des Kirchenmusikers fällt einer Besucherin auf. „Orgelschuhe und Tanzschuhe sind dasselbe“, sagt Burger darauf. Immerhin muss er die Tasten fühlen, mit den Händen wie mit den Füßen. Auch sonst verschlossene Schränke öffnet Gijs Burger, zeigt Technik aus den 1950er Jahren, die es ermöglichte sechs Registerkombinationen festzulegen – heute sind 15.000 möglich.

Doch wollen viele vor allem selbst einmal am Instrument Platz nehmen. „Das ist schon toll“, sagt ein Besucher und schwärmt von der Akustik der Petrikirche. An jahrelang vergangene Klavierstunden erinnern sich die Menschen da und spielen sich durch alle Register. Die Flötentöne sucht Gijs Burger schließlich für Mina aus. Zuerst traut sich die Dreieinhalbjährige nicht recht, die Tasten zu drücken, wagt es schließlich aber doch. Das nennt man wohl musikalische Früherziehung am Tag der Orgel.

Zudem waren Samstag die Erlöser- und die Gnadenkirche in Heißen geöffnet. Kirchenmusiker Oliver Lindner lud dort zur Führung. Ungewohnte Klänge waren in Styrum zu hören: In der Immanuelkirche spielte Kreiskantor Berthold Seitzer Pop-Songs unter dem Mitto „Das geht auch? Aber sicher“. In Winkhausen präsentierte Kirchenmusiker Volker Hoffmann eine „Orgel mit Zahnlücken“. Das Instrument der Johanniskirche wird gerade überholt und ist deshalb teilweise ausgebaut. Im Ev. Krankenhaus servierte Kirchenmusikerin Petra Stahringer „Orgel, Kaffee und Kuchen“. Ausfallen mussten leider die Orgelführung in Saarn, da der Kirchenmusiker erkrankt war. Aber der Tag der Orgel findet alle zwei Jahre statt. Die nächste Chance zum Blick ins Orgelinnenleben gibt es also im Frühjahr 2016.

 

 

 

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Julia Blättgen, Fotos: B. Seitzer, P. Hufschmidt / 03.02.2014



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