Eine ganz besondere Perlensuche

Sechs junge Perlensucher hatten ihren großen Tag in der Christuskirche: Die Rembergschüler gingen zur Konfirmation. Pfarrer Volker Stamm feierte mit ihnen und ihren Familien einen Gottesdienst, der ein ganz besonderer wurde.

Zur Konfirmation bekamen alle ein Armband mit ihren "Perlen des Glaubens". Bild: koehring-fotografie.de

Denni hält es kaum auf dem Stuhl, beim Einzug in die Kirche springt er noch schnell die Altarstufen rauf, um sich dann mit Anlauf auf seinen Platz in der ersten Reihe zu werfen. Lara nimmt den großen Tag gelassen, während Sarah neben ihr ganz gespannt auf der vorderen Sitzkante hockt.

Die Gruppe, die sich an diesem Sonntagmorgen in der Christuskirche versammelt hat, ist eine ganz besondere: sechs Jungen und Mädchen aus der Rembergschule, der Mülheimer Förderschule für geistige Entwicklung, gehen zur Konfirmation. Gemeinsam mit Pfarrer Volker Stamm, der in der Schule auch ihr Religionslehrer ist, haben sich Denni, Lara und Sarah, Dominik, Monique und Jessica auf den großen Tag vorbereitet.

Konfirmationsgottesdienst mit Taufe. "Gott hat dich lieb", sprachen sich alle am Taufstein zu. Bild: koehring-fotografie.de

Für ihre Konfirmation haben sie "Perlen des Glaubens" auf ein Armband gefädelt. Im Gottesdienst bringen die Konfirmanden riesige Perlen, große farbige Pappkreise, nach vorne zum Altar. Dominik kommt als erster nach vorn. Er bringt die blaue Wasserperle und leitet damit Sarahs Taufe ein, die findet auch im Konfirmationsgottesdienst statt.

Paten braucht Sarah so kurz vor der Konfirmation nicht mehr. Stattdessen begleiten sie alle fünf Konfirmanden zum Taufstein. Reihum tauchen sie einen Finger ins Wasser. "Gott hat dich lieb", sprechen sie sich dabei zu, so wie sie es auch in den Konfirmandenstunden immer gemacht haben. ",Gott hat dich lieb', das ist eigentlich alles, was man zur Taufe wissen muss", sagt Pfarrer Volker Stamm zu Sarah. Wer braucht schon große Reden.

Gespanntes Warten in der ersten Reihe. Bild: koehring-fotografie.de

Ausgetauscht haben sich die Konfirmandinnen und Konfirmanden in ihrer Unterrichtszeit ganz intensiv, auch ohne lange Reden oder akribische Bibelexegese. "Wir haben auch über traurige Dinge gesprochen", erinnert Pfarrer Volker Stamm. "Zum Beispiel als Robert Enke gestorben ist, habt ihr Euch gegenseitig getröstet." Denni erinnert sich noch an einen Satz, den er damals gesagt hatte: "Der spielt jetzt im Himmel mit den Engeln Fußball". Dann bringt er die schwarze "Perle der Nacht" nach vorn.

Doch das meiste war nicht traurig, sondern fröhlich, zum Glück: Jessica folgt in ihrem Rollstuhl mit der goldenen Gottesperle.

Gleich zwei Perlen hat Lara dabei: die roten Perlen der Liebe. Auf Anhieb verrät sie nicht, warum Rot ihre Lieblingsfarbe ist, aber der fußballbegeisterte Pfarrer weiß Bescheid. "Du hast doch da einen Lieblingsverein - den FC Bayern". Nur einen Wimpernschlag braucht es und Lara schmeißt sich vor dem Altar ins Kreuz, beide Zeigefinger schießen in die Höhe - so sehen Sieger aus.

Noch eine Perle mehr hat die eben getaufte Sarah im Gepäck- die "Perlen der Freundschaft". Ihre Freundin Debbie sitzt im Kirchenschiff und freut sich über diesen besonderen Gruß.

Jetzt, endlich, die Konfirmation. Denni, Sarah, Lara, Dominik, Monique und Jessica hören vor dem Altar ihre Konfirmationssprüche, ihre Kerzen werden entzündet und alle bekommen ihr Armband, bestückt mit "ihren" Perlen des Glaubens, die sie selber aufgefädelt haben. Und natürlich: der Segen. Der Pfarrer legt die Hand auf Moniques Kopf, spricht, und die Konfirmandin ist ganz beeindruckt "Danke schön!" sagt sie, als Volker Stamm die Segensworte zu Ende gesprochen hat. - "Kein Thema."

Große Premieren funktionieren offenbar auch ohne viele Worte. Dann: Zum ersten Mal, das gemeinsame Abendmahl. Man braucht Jessica, nun frisch konfirmiert, nicht besonders gut zu kennen, um zu sehen, dass sie sich über diese Premiere freut wie verrückt.

Der Gottesdienst ist fast zu Ende und etwas Platz ist noch an der Schnur zwischen Altar und Ambo, an der sich die symbolischen Perlen reihen. "Ich seh' schon", sagt Monique und bringt die braune Brotperle - aber nicht einfach so. "Das sag ich selber", meint sie und stellt sich vor dem Altar in Position, genau in die Mitte, guckt ihr Publikum gerade an: "Die ist für das Brot" - nicht die einzige Darbietung in diesem Gottesdienst, den man sich merken wird.

ala /