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Frühjahrskonvent

Sonntag, den 10. März 2023, um 14:30, in Bonn,

Haus des Bonner Wingolfs, Adenauerallee 104

Luthers Theologie - heute aktuell

Hier die Einladung zum Frühjahrskonvent mit Programm





Andacht zur Jahreslosung für 2024

Über dem Jahr 2024 steht als Jahreslosung ein Bibelwort aus 1. Korinther 16, 14, das zugleich ein wunderbares Wort für das Weihnachtsfest ist und die weihnachtliche Botschaft in das Neue Jahr hineinnimmt:

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“

Weihnachten wird oft als das Fest der Liebe bezeichnet. So feiern wir Weihnachten in der Gemeinde und in unserer Familie und stärken durch die Erfahrung der Liebe den Zusammenhalt.

Die Geburt von Jesus Christus im Stall von Bethlehem ist von Anfang an als eine Erfahrung von Gottes Liebe verstanden worden. Der ewige Gott kommt in einem kleinen, zerbrechlichen Kind in diese Welt und gibt sich damit dieser Welt hin. Hingabe für die Menschen ist die höchste Form der Liebe. Denn die Bibel sagt uns, dass Liebe im „Für-den-anderen-da-sein“ besteht. An Weihnachten erfahren wir also durch die Geburt von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, dass Gott für die Menschen da sein will und sich sogar ganz für die Menschen hingibt. Denn Gott ist die Liebe, und diese Liebe erfahren und empfangen wir durch den Glauben, sodass wir in Gottes Liebe bleiben (1. Johannesbrief 4, 16). An Weihnachten tritt also zu Tage, dass die Liebe, das „Für-den-anderen-da-sein“ seinen Ursprung bei Gott hat. Zum Wesen der Liebe gehört, dass wir sie nicht für uns selbst behalten, sondern weitergeben sollen. Aus diesem Grund machen wir an Weihnachten Geschenke. Wir bereiten unseren Kindern, unseren Angehörigen und Freunden eine Freude oder helfen ihnen in manchmal überraschender Weise.

Es ist also eine direkte Folge von Weihnachten, wenn es in der Jahreslosung für 2024 heißt: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“. Diesen Ratschlag gibt der Apostel Paulus nicht allein den Christen seiner Zeit in Korinth, sondern allen Christen zu allen Zeiten. Dieser Satz könnte auch als Leitwort über unserem Leben als Christen stehen. Es gilt für unser Engagement in Kirche und Gemeinde, für unseren Einsatz für Kranke, Schwache, Alte, Flüchtlinge und Hilfsbedürftige. Und natürlich auch für unser persönliches Leben in der Familie und im Beruf. Durch die Liebe, indem wir für andere Menschen da sind, können wir als Christen erkannt werden.

Man kann bekanntlich nur das weitergeben, was man empfangen hat. Das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel sind gute Gelegenheiten, sich darauf zu besinnen, wie viel Gutes jeder von uns von Eltern, Familien und Freunden empfangen hat. Wir sollten über dieser dankbaren Erinnerung aber nicht vergessen oder verdrängen, wie viel Liebe wir von Gott empfangen haben, dessen Liebe an Weihnachten in Jesus Christus in die Welt gekommen ist. Wir können gewiss sein durch den Glauben an Jesus Christus: Gott steht jedem von uns bei, er trägt an allen unseren Lasten mit, er vergibt uns, er stellt die zerstörte Verbindung zu Gott wieder her und schenkt uns das ewige Leben.

Für diese Liebe können wir Gott danken, sodass durch den Glauben all unser Tun in der Liebe geschieht.

Ein gesegnetes und gutes Neues Jahr 2024 wünscht

Thomas Berke
Pfarrer in Mülheim a. d. Mosel und Veldenz
stv. Vorsitzender Lutherischer Konvent im Rheinland










Der Mensch ist eine lebendige Seele

Das christliche Menschenbild

„Und also ward der Mensch eine lebendige Seele“ lesen wir in 1. Mose 2, 7 in der Originalübersetzung Martin Luthers.

Das bedeutet: Der Erdenkloß, aus dem Adam geformt wurde, war totes Material. Erst der Lebensodem, den Gott ihm eingeblasen hat, machte den Menschen zu dem, was er ist. Der Odem oder eben die Seele, die Lebenskraft Gottes, regiert den ganzen Menschen. Sie macht den ganzen Menschen zu einer lebendigen Seele.

Daher ist jede Frau, jeder Mann, jeder Junge und jedes Mädchen ein lebendiges und geliebtes Geschöpf Gottes, das mit Verstand und Gefühl, mit Wille und Sprache mit Seele und Geist beschenkt ist. Jeder Mensch ist eine eigenständige Person, ein Ich, das sich klar als Ich erlebt und sich vom Nicht-Ich unterscheidet. Und weil er ein geliebtes Geschöpf Gottes ist, hat er unverlierbare Menschenrechte, eine unantastbare Menschenwürde und das Privileg, daß Gott in seinem Wort zu ihm spricht und ihn zum Glauben und zum ewigen Leben beruft. Gott hat den Menschen, jeden einzelnen von uns, „wenig niedriger gemacht als Gott“ (Ps. 8, 6).

Daraus folgt dann selbstverständlich auch, daß dann, wenn Gott den Lebensodem wieder zurückzieht, der Mensch nicht mehr ist als ein Erdenkloß, ein materielles Substrat, das im Tode verfällt und wieder zu Erde wird.

Dies ist das christliche Menschenbild. Und dieses Menschenbild gilt, unabhängig davon, ob man die Geschichte von der Erschaffung des Menschen aus einem Erdenkloß wortwörtlich nimmt oder ob man sie als ein Gleichnis versteht, das wie die Gleichnisse Jesu die Wahrheit in Gestalt einer Erzählung darbietet.

Der Angriff des Transhumanismus

Dieses Menschenbild ist zu allen Zeiten bedroht worden. Heute jedoch ist die Bedrohung größer und gefährlicher, als sie es in früheren Zeiten je gewesen ist. Ich meine die Bedrohung durch den „Transhumanismus“.

Was damit gemeint ist, möchte ich mit einem Zitat aus dem Buch „The Singularity is Near“ von Ray Kurzweil erläutern. Ray Kurzweil ist einer der einflußreichsten Visionäre des Transhumanismus. Er ist als Softwareentwickler entscheidend beteiligt gewesen an der optischen Texterkennungssoftware und gehört derzeit zum technischen Führungsstab bei google.

Kurzweil zitiert in dem besagten Buch folgende Äußerung des Neurowissenschaftlers Anders Sandberg:„The brain is good: it is an existence proof, that a certain arrangement of matter can produce mind, perform intelligent reasoning ...“ Übersetzung: „Das Gehirn ist gut: Es ist ein existierender Beweis, daß ein bestimmtes Arrangement von Materie Verstand hervorbringen, intelligentes Denken durchführen kann ...“ (Kindleausgabe, Position 2597, S. 200)

Das menschliche Gehirn wird als Beweis (!) genommen, daß eine bestimmte, hinreichend komplexe Computerkonstruktion von sich aus, quasi wie von Zauberhand, „emergent“, wie man sagt, Verstand, Bewußtsein, Denkvermögen, die Fähigkeit, Muster zu erkennen und dergleichen hervorbringt.

Kurzweil folgert aus diesem „Beweis“, daß es eines Tages möglich sein werde, einen Computer wie das menschliche Gehirn auf dem Weg von „reverse engineering“ als technisches Produkt nachzubauen, der dieselben Fähigkeiten hat wie das menschliche Gehirn.

Am Ende werde es dann, so Kurzweil, sogar möglich sein, das gesamte Bewußtsein, das Wissen, die Gefühle, die Erinnerung eines einzelnen Menschen als Computerdatei in Softwarecodes zu kopieren und in das Memorysystem eines Supercomputer zu überspielen.

Kurzweil stellt sich das Hochladen einer menschlichen Persönlichkeit in ein Computersystem folgendermaßen vor:

„Uploading an human brain means scanning all of its salient details and then reinstantiating those details into an suitably powerful computational substrate.“ Übersetzung: „Ein menschliches Gehirn hochzuladen bedeutet,daß man alle seine entscheidenden Details erfaßt und dann diese Details neu installiert auf einem ausreichend mächtigen Computersystem.“ (In dem schon zitierten Buch Position 3647, S. 273)

Es werde dann sogar möglich sein, dieser Kopie eines Menschen einen künstlichen Körper zur Verfügung zu stellen.

So könnte der Mensch in gewisser Weise unsterblich werden. Dies alles werde, so Kurzweil, schon bald, in ein oder zwei Jahrzehnten möglich sein.

Ich warne davor, diese Thesen als bloße Spinnerei von größenwahnsinnigen Softwaregenies abzutun. Es handelt sich um einen sehr wohl überlegten, mit eindrucksvoller Fachkompetenz in Informatik und Computerwissenschaft gestützten und von der geballten Finanzkraft der milliardenschweren Internet- und Computerkonzerne alimentierten Angriff nicht nur auf das christliche Menschenbild, sondern auf jede Art von Humanismus, auch einen rein säkularen. Die Gefahr, die von diesem Angriff ausgeht, kann überhaupt nicht überschätzt werden.

Wenn die Transhumanisten recht hätten, wenn es stimmen würde, daß der menschliche Geist, daß die menschliche Seele lediglich eine emergente Hervorbringung eines hochkomplexen und letztlich rein materiellen biologischen Computers ist, dann wäre der Mensch nicht mehr als eine seelenlose Maschine. Ob man dann noch sinnvollerweise von gut und böse, von Verantwortung und Menschenrechten reden könnte, ist die große Frage. Ich sehe nicht, wie das gelingen sollte.

Der Sieg der lebendigen Seele

Wir Christen müssen mit allen zur Verfügung stehenden Argumenten die Herausforderung durch diesen Transhumanismus annehmen und ihr entschlossen entgegentreten.

Denn natürlich haben die Transhumanisten nicht recht. Ein Computer wird niemals von selbst ein Selbstbewußtsein hervorbringen, das auch nur in Ansätzen dem menschlichen Geist und der lebendigen Seele, von der die Bibel redet, entspricht. Und wenn man den Inhalt eines menschlichen Gehirns hochladen könnte, so würde man das Entscheidende, nämlich den Lebensodem Gottes und damit die lebendige Seele nicht hochladen können.

Ein Computer ist und bleibt eine tote Maschine. Ein Computer kann niemals ein Ich-Bewußtsein entwickeln. Natürlich kann man einem Computer den Befehl eingeben, daß er das Wort „Ich“ formuliert und ein Ichbewußtsein simuliert. Aber damit ist er noch kein eigenes Ich mit eigenen Gefühlen und eigenem Willen.

Man kann z. B. beliebig viele kleine Computer in einem Netzwerk zusammenschalten und sie mit entsprechender Software zu einem einzigen großen Supercomputer verschmelzen lassen. Und dabei geht die „Individualität“ jedes einzelnen Computers unwiederbringlich verloren. Das ist bei der lebendigen Seele, die der Mensch ist, niemals der Fall und niemals möglich.

Und wenn man fragt, ob die Menschheit Angst haben sollte vor der „Künstlichen Intelligenz“ der kommenden Supercomputer, so ist die Antwort ein klares Nein. Computer sind keine selbständig handelnden Subjekte wie der Mensch, der einen eigenen Willen hat. Computer werden von sich aus niemals den Versuch unternehmen, Menschen zu unterdrücken. Angst haben müssen wir daher nicht vor Computern mit „künstlicher Intelligenz“, sondern viel eher vor bösen Menschen, die die großen Möglichkeiten der Manipulation, die Computer heute schon bereitstellen, nutzen wollen, um andere Menschen zu versklaven.

Reiner Vogels Juli 2023