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Auf dieser Seite finden Sie die Kommentare von 2008.



Aktuelle Kurzkommentare aus 2008*
Heiland, Christus und Herr (Vogels)
Irrlicht über dem Sumpf (Vogels) Es kommt ein Schiff, geladen (Vogels) Glauben oder warten (Drühe)
Mehr Mitbestimmung für die Gemeinden Konventsversammlung 500 Bäume für Luther (Drühe) Klarheit und gute Nachbarschaft (Vogels)
Noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen (Vogels) Ökumene der Gegensätze (Drühe) Die Wirklichkeit der Engel (Sinn)
Wird Luther der Ökumene geopfert? (Drühe) Das Bet- der erste Buchstabe der Bibel (Vogels) Martin Luther - ein kirchliches Weichei? (Drühe)
Schlechte Zeiten für Bibelfälscher - Codex Sinaiticus online (Vogels) Von der christlichen Kirche zur jüdischen Großsekte(Drühe) Von allen Seiten umgibst du mich (Vogels)
Und Gott war das Wort (Vogels) Biosprit ist Sünde (Vogels) Die Herausforderung durch die christliche Schöpfungswissenschaft (Vogels)
Bekenntnistreu, nicht kulturtreu! (Kretzschmar) Zu Karfreitag: Wie das EKD-Magazin chrismon die Bibel demontiert (Drühe) Rom bleibt unbeweglich (Vogels)
Wenn der Papst Luther rehabilitiert (Drühe) Evangelische Dankfeiern für einen Erzbischof? (Drühe) Ethisch bedenklich - untragbar (Vogels)
Wolfgang Huber - als Bischof allgegenwärtig und auch allmächtig? (Drühe) "Therapeutisches" Klonen (Vogels) Ich lebe, und ihr sollt auch leben (Vogels)

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Heiland, Christus und Herr
Reiner Vogels
Weihnachten 2008
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Irrlicht über dem Sumpf
Zur Parole "Bewahrung der Schöpfung"
Reiner Vogels

Der Apostel Paulus wollte bekannlich lieber fünf Worte mit seinem Verstand reden als zehntausend Worte in Zungen (1. Kor. 14, 19). Mit dieser Maxime hat der Apostel Maßstäbe gesetzt für alles kirchliche Reden. Nur klare Begriffe sind verständlich. Nur sie dienen der theologischen Lehre und dem Aufbau der Gemeinde. Irrlichterne Trugworte sind wie unverständliches Zungenreden. Sie dienen dem Gemeindeaufbau nicht.

Nun ist kirchlichen Kreisen das Modewort von der "Bewahrung der Schöpfung" weit verbreitet. Zuletzt hat sich die EKD-Synode in ihrer "Kundgebung" vom 5. November 2008 damit identifiziert. Ist die Parole "Bewahrung der Schöpfung" im Sinne des Apostels Paulus ein klares Wort oder eher ein irrlichternes Trugwort?

Das Wort "Schöpfung" ist klar. Am Anfang der Bibel lesen wir: "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde." "Schöpfung" ist also das gesamte Ensemble von Himmel und Erde mit allem, was darinnen ist. Aber was soll die Verbindung "Bewahrung der Schöpfung"? Kann denn der Mensch Himmel und Erde bewahren? Kann er die Himmelskörper in ihren geordneten Bahnen halten? Kann er die Naturkonstanten erhalten, ohne deren Feinabstimmung das gesamte Universum zusammenbrechen würde? Kann er die Bewahrung der vier fundamentalen Naturkräfte garantieren? Auch den Kirchenleuten, die von der "Bewahrung der Schöpfung" reden, dürfte klar sein, dass sie das alles nicht können. Die Schöpfung bewahren kann schließlich nur der Schöpfer, niemals aber ein Geschöpf, das selbst nur Teil der Schöpfung ist.

Offensichtlich meinen die kirchlichen "Schöpfungsbewahrer" also gar nicht die Bewahrung der Schöpfung, wenn sie von "Bewahrung der Schöpfung" reden. Ihr Wort erweist sich als irrlichternes Trugwort.

Man kann daher nur rätseln, was sie denn meinen und sagen wollen. Vier Möglichkeiten sind denkbar:

  1. Vielleicht meinen sie mit dem Wort "Schöpfung" nicht die Schöpfung, wie sie in der Bibel beschrieben wird, sondern die natürliche Umwelt auf der Erde. Dann wollen sie nicht die Schöpfung, sondern die natürliche Umwelt auf der Erde bewahren. Töricht wäre eine derartige Zielsetzung. Schließlich gibt es fast nirgendwo auf der Erde noch eine natürliche Umwelt. Flüsse sind begradigt und durch Deiche gezähmt, Meeresufer sind durch Dämme gesichert, Moore und Wälder sind vielerorts in Felder und Äcker umgewandelt worden, gefährliche Raubtiere wie Wölfe und Bären sind jedenfalls in Mitteleuropa ausgerottet worden. Die natürliche Umwelt ist durch die jahrtausendelange Arbeit der Menschen menschengerecht gestaltet worden. Diese Entwicklung rückgängig zu machen, wäre unverantwortlich. Elend, Hunger und Tod für unübersehbar viele Menchen wären die Folge.
  2. Vielleicht meinen sie auch, dass man einen bestimmten Stand der von Menschen in jahrtausendelanger Arbeit geschaffenen Kulturlandschaft erhalten solle. Dann allerdings müssten sie das offen sagen und dabei klar angeben, welchen Stand der Kulturlandschaft sie erhalten wollen. Das haben sie bisher nicht getan. Im übrigen wäre auch diese Zielsetzung töricht, weil sie willkürlich wäre. Warum sollten die heutigen Deiche an Flüssen und Meeren erhalten bleiben, wenn der technische Fortschritt bessere Deiche ermöglichen würde? Warum sollten bestimmte historisch gewachsene landwirtschaftliche Strukturen erhalten bleiben, wenn in anderen Strukturen effektiver gearbeitet werden könnte?
  3. Vielleicht wollen sie, dass die Menschen die Reichtümer der Erde so nutzen, dass auch kommende Generationen von ihnen leben können. Vielleicht wenden sie sich einfach gegen Raubbau und Verschwendung. Darüber könnte man reden, wenn der biblische Grundsatz anerkannt würde, dass der Mensch im Mittelpunkt steht.
  4. Die vierte Möglichkeit, die Parole von der "Bewahrung der Schöpfung" zu begreifen, wäre die schlechteste: Vielleicht wollen die "Schöpfungsbewahrer" gar keine Klarheit im Sinne des Apostels Paulus. Vielleicht wollen sie mit ihrer Parole absichtlich im Unbestimmten bleiben, damit sie die Freiheit behalten, das Wort gemäß den jeweiligen Wellenbewegungen des Zeitgeistes und der politischen Interessenlage auszudeuten. Eine solche Absicht wäre moralisch verwerflich.

Die "Schöpfungsbewahrer" selbst müssen Auskunfte darüber geben, in welchem Sinne sie ihre Redeweise verstanden wissen wollen. Auf das Wort von der "Bewahrung der Schöpfung" aber sollten sie auf jeden Fall verzichten. Das Wort von der "Bewahrung der Schöpfung" ist und bleibt ein irrlichternes Trugwort.

Schlussbemerkung: Von vielen "Schöpfungsbewahrern" wird 1. Mose 2, 15 zur Rechtfertigung angeführt. Dort steht, dass Gott, nachdem er für Adam "in Eden" einen Garten gepflanzt hatte, Adam in diesen Garten hineingesetzt hat, "dass er ihn bebaute und bewahrte." Wenn Worte noch einen Sinn haben, dann ist allerdings klar, dass der Garten in Eden etwas anderes ist als die Schöpfung. Ein Garten ist ein von der bloßen Natur abgetrennter und für den Menschen gestalteter Raum, keineswegs die Schöpfung. Einen Garten kann der Mensch bewahren, die Schöpfung nicht. Vor allem: Der Mensch soll sich nicht einbilden, er könne die Schöpfung bewahren. Das kann allein der Schöpfer selbst. Wenn der Mensch meint, er könne die Schöpfung bewahren, dann setzt er sich in sündhafter Auflehnung an die Stelle Gottes. Er verfällt der Ursünde des Menschen, dass er sein will wie Gott. Siehe 1. Mose 3.

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 10. 12. 08

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Es kommt ein Schiff, geladen
Ein Adventslied voller Mystik und Symbole
Reiner Vogels


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Glauben oder warten – Überlegungen zum letzten Sonntag im Kirchenjahr
Wilhelm Drühe


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Mehr Mitbestimmung der Gemeinden gefordert

Konventsversammlung stellt Antrag an die Kirchenleitung

Die Konventsversammlung des Lutherischen Konvents im Rheinland hat am 1. November in Brühl einstimmig einen Antrag an die Kirchenleitung beschlossen, in dem mehr Chancen für den Theologennachwuchs und mehr Mitspracherecht der Gemeinden bei der Pfarrwahl gefordert werden.

  Es folgt der Beschluss im Wortlaut:


Angesichts der sich abzeichnenden Arbeitslosigkeit der Mehrheit junger Theologen/innen, die z.T. bereits jahrelang kirchlichen Dienst geleistet haben und uns persönlich bekannt sind, unterstützt der Lutherische Konvent im Rheinland Vorschläge und Anträge mit dem Ziel, das Zentrale Auswahlverfahren (ZAV) so abzuändern, daß der Kirche eine größere Zahl junger Pfarramtskandidaten/innen erhalten bleibt.

Nachdem die Ev.Kirche im Rheinland viele Jahrzehnte lang durch eine großzügige Examenspraxis die Entscheidung über die Anstellung von Pfarrern/innen praktisch den Gemeinden überlassen hatte, ist sie nun durch die Einführung des ZAV auf das Gegenteil verfallen. Das ZAV stellt jedoch ein zentralistisches, bürokratisches und unreformatorisches Verfahren dar.  

In seiner Schrift „Daß eine christliche Versammlung oder Gemeinde Recht oder Macht habe, alle Lehre zu urteilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusetzen, Grund und Ursach aus der Schrift“ (1523) hat der Reformator Martin Luther anhand von Bibelstellen wie Joh 10,27; Mt 7,15; 1.Thess 5,21; Mt 24,4f. u.a. gezeigt, daß die ganze christliche Gemeinde das Evangelium beurteilen kann und insofern die Berufung der Prediger des Evangeliums selbst vornehmen soll. Darum „soll kein Bischof jemand einsetzen ohne der Gemeinde Wahl, Wille und Berufen, sondern soll den Erwählten und Berufenen von der Gemeinde bestätigen“ (WA 11,414,12ff.). Die freie Pfarrwahl ist von daher eines der wesentlichen Kennzeichen der Ev. Kirche.

Die Entscheidung über die Anstellung junger Theologen/innen darf deshalb nicht einseitig der Landeskirche übertragen werden. Das Landeskirchenamt kann und soll durch theologische Examina die theoretische und praktische Eignung der Kandidaten/innen feststellen. Es muß jedoch den Gemeinden überlassen bleiben, zu entscheiden, ob sie aus der Verkündigung der Pfarramtsanwärter Gottes Wort heraushört und sich vor Gott gestellt weiß, und sie insofern zu ihrem Pfarrer oder ihrer Pfarrerin beruft und erwählt. Eine sinnvolle Kombination von landeskirchlicher Prüfung und gemeindlicher Wahl stellt deshalb die bester Form der Berufung junger Theologen/innen dar.

Nachdem wesentlich weniger Pfarrer/innen im Wartestand als geplant das ZAV erfolgreich durchlaufen haben, müßte als Konsequenz die Zahl der jungen Pfarramtskandidaten/innen, die auf mbA-Stellen berufen werden und wahlfähig sind, entsprechend erhöht werden.

Die (befristete) Anstellung von Theologen im Angestelltenverhältnis durch die Kirchenkreise zum Zweck der Krankheits-, Urlaubs- und Vakanzvertretung sollte ermöglicht werden. Dabei ist auch eine Finanzierung durch die Pfarrer im Kirchenkreis in die Überlegung mit einzubeziehen. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf die frühere Bruderhilfe Ost.

Dieser Antrag wurde auf der Tagung des Konvents am 1.11.08 in Brühl einstimmig angenommen.
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500 Bäume für Luther
Gedanken zum 31. Oktober 2008
Wilhelm Drühe


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Klarheit und gute Nachbarschaft
Zur Großmoschee in Duisburg
Reiner Vogels

Am 26. Oktober 2008 soll in Duisburg eine neue Großmoschee eingeweiht werden. Für die Einweihungsfeier hat u.a. der Präses der Ev. Kirche im Rheinland Nikolaus Schneider seine Teilnahme zugesagt. Der Konventsvorsitzende Reiner Vogels hat dazu gegenüber der Ev. Nachrichtenagentur idea die folgende Stellungnahme abgegeben:


Eine gute Leitlinie für das Miteinander von Christentum und Islam ist die EKD-Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft" vom November 2006.

1. Zur Klarheit

Der Islam ist eine Religion, die eindeutig und entschieden die zentralen Aussagen des christlichen Glaubens ablehnt. Der Islam bestreitet, dass Jesus Christus der Erlöser der Welt ist. Er bestreitet, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, der für unsere Sünden am Kreuz gestorben ist und uns erlöst von Sünde und Tod. Daher kann es nicht zur Aufgabe der christlichen Kirche gehören, den Bau von Moscheen, also von gottesdienstlichen Stätten einer dem Christentum ablehnend gegenüberstehenden Religion, zu unterstützen.  

Zur Klarheit gehört auch, dass die Kirche selbstverständlich das Recht und die Pflicht hat, unter Muslimen für die christliche Botschaft zu werben. Umgekehrt sehen das die Muslime gewiss nicht anders. Ein Dialog zwischen den Religionen, in dem beide Seiten von vornherein auf den Versuch verzichten würden, die andere Seite von der eigenen Sache zu überzeugen, wäre nicht nur unehrlich, sondern auch sinnlos. Der Lutherische Konvent hat im Frühjahr dieses Jahres in einem Brief an die Kirchenleitung der Ev. Kirche im Rheinland darum gebeten, dass die Kirchenleitung über Initiativen für eine christliche Mission unter den im Gebiet der rheinischen Kirche lebenden Muslime nachdenkt. Eine Antwort auf diesen Brief ist uns für die nächste Zeit angekündigt worden, sie liegt aber noch nicht vor.  

Eine ganz andere Frage ist, ob Muslime in Deutschland entsprechend der in Art. 4 GG garantierten Religionsfreiheit das Recht haben, ihre Religion frei auszuüben und und dafür die geeigneten Gebäude zu errichten. Dazu ist zu sagen, dass Religionsfreiheit unteilbar ist und für alle gilt, also auch für Muslime.   

Allerdings muss der Staat angesichts der Zersplitterung der verschiedenen Moscheevereine und islamischen Gruppierungen in Deutschland und angesichts des Fehlens einer repräsentativen Leitungsstruktur, die als Gegenüber des Staates auftreten könnte, jeden Einzelfall prüfen. Vor allem wird er zu prüfen haben, ob die jeweilige islamische Vereinigung bereit ist, sich in den Verfassungskonsens des Grundgesetzes einzufügen, wie dies in Art. 4 GG ohne Frage vorausgesetzt wird, und insbesondere die Trennung von Staat und Religion zu akzeptieren. Etwaige Versuche, Bestimmungen der Scharia staatliche Rechtskraft zu verleihen, darf er nicht dulden.

Ein Beispiel: Wenn es in der "Islamischen Charta" des "Zentralrats der Muslime in Deutschland" heißt, dass Muslime in der "Diaspora" gehalten sind, sich an die lokale Rechtsordnung zu halten, und dass sie "daher" in Deutschland die vom Grundgesetz garantierte Ordnung bejahen, so kann bezweifelt werden, dass eine solche Einfügung in den Verfassungskonsens des Grundgesetzes wirklich ausreichend ist. Gefordert werden müsste über solche zeit- und situationsbedingte Zustimmung zum Grundgesetz hinaus eine grundsätzliche, belastbare, verbindliche und aus dem Islam selbst begründete Zustimmung zu den tragenden Prinzipien unserer demokratischen Ordnung. Wo eine solche Zustimmung gegeben ist, ist die Religionsfreiheit ohne jede Einschränkung zu bejahen.

2. Zur guten Nachbarschaft

"Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden." (Röm. 12, 18) Das Wort des Apostels verpflichtet die Christenheit ohne jede Einschränkung, Frieden und gute Nachbarschaft zu suchen und zu bewahren. Im Verhältnis zwischen Islam und Christentum in Deutschland gehört ganz ohne Frage zu dieser guten Nachbarschaft, dass man miteinander redet und sich gegenseitig besucht. Dazu gehört auch, dass Vertreter der Kirche an besonderen Veranstaltungen in den Moscheegemeinden als offizielle Gäste teilnehmen.  

Allerdings hat schon die erwähnte Handreichung der EKD darauf hingewiesen, dass bei solchen Gelegenheiten die Statusfragen beachtet werden sollten. Es sollten jeweils gleichrangige Ebenen und gleichrangige Vertreter von Moschee und Kirche miteinander reden und zusammenkommen. Vor diesem Hintergrund mutet die Teilnahme des Präses der Ev. Kirche im Rheinland an einem lokalen Ereignis wie einer Moscheeeröffnung in Duisburg merkwürdig an. Es hätte genügt, wenn die Kirche durch den zuständigen Superintendenten vertreten worden wäre.

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 15. 10. 2008

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Noch mit falscher Ware oder Handel an uns bringen

Zur Belastung der Allgemeinheit durch Solaranlagen auf Kirchendächern

Reiner Vogels

Eine neue Mode greift um sich in der Ev. Kirche: Landauf, landab lassen Pfarrer und Presbyterien Solarstromanlagen auf Kirchen und Gemeindehäuser montieren. Nach dem Gesetz über sogenannte erneuerbare Energien werden solche Anlagen vom Staat gefördert. Insbesondere erhalten die Betreiber dieser Anlagen das Recht, den Solarstrom, der nicht von ihnen selbst benötigt wird, ins allgemeine Stromnetz einzuspeisen. Als Vergütungspreis für diesen Strom ist vom Staat ein Preis festgesetzt worden, der etwa das Dreifache des Marktpreises beträgt. Ohne diese Preissubventionierung wären Solarstromanlagen ein vollkommen unwirtschaftliches Zuschussgeschäft, und kaum eine Kirchengemeinde würde sich eine solche Kostenbelastung aufbürden. Mit der Preissubvention jedoch können die Betreiber nicht nur die teuren Solarstromanlangen refinanzieren, sondern darüber hinaus noch ein gutes Geschäft machen.

Bei Licht betrachtet ist es also so, dass die Betreiber solcher Solarstromanlagen nicht selbst für die erheblich über dem Marktpreis liegenden Stromerzeugungskosten aufkommen, sondern dass sie diese Mehrkosten der Allgemeinheit aufbürden. Zugespitzt formuliert: Kirchengemeinden brüsten sich gegenüber der Öffentlichkeit damit, dass sie - nach eigenem Verständnis - etwas für die Umwelt täten, und lassen andere dafür bezahlen. Ja, unter Umständen verdienen sie auch noch gutes Geld damit.

Nun haben wir im Konfirmandenunterricht Luthers Erklärung zum 7. Gebot im Kleinen Katechismus gelernt. "Du sollst nicht stehlen" verbietet danach nicht nur den offenen Diebstahl, sondern auch den Versuch, des Nächsten Geld und Gut "mit falscher Ware oder Handel" an sich zu bringen. Die Frage ist nun, ob die Kirchengemeinden, die Solarstromanlagen installieren und die Rechnung dafür ihren Mitmenschen präsentieren, nicht genau das tun. Bringen sie, indem sie die Allgemeinheit zwingen, überhöhte Strompreise zu zahlen, und selbst daran verdienen, Geld und Gut des Nächsten "mit falscher Ware oder Handel" an sich?

Bevor man eine Antwort auf diese Frage geben kann, müssen zwei Ausreden abgewiesen werden.

Ausrede eins lautet: "Die beschriebene überteuerte Einspeisung von Solarstrom ins Netz ist ja staatlich gewünscht und von staatlichem Gesetz ermöglicht, also kann sie ethisch nicht bedenklich sein."

Ausrede zwei argumentiert ähnlich: "Die Installation von Solarstromanlagen auf Kirchendächern wird von der Kirchenleitung empfohlen, also kann eine Kirchengemeinde das ohne schlechtes Gewissen tun."


Beide Ausreden sind vom evangelischen Standpunkt aus mit Entschiedenheit zurückzuweisen: Dass der Staat etwas erlaubt und sogar fördert, ist noch lange kein Beweis dafür, dass das vom Staat geförderte Handeln auch ethisch richtig ist und nicht im Widerspruch zu den Geboten Gottes steht. Schließlich gilt nach wie vor das Wort des Petrus: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen." (Apg. 5, 29) Ebenso verhält es sich mit der zweiten Ausrede: Nach evangelischem Verständnis steht jeder einzelne Christ unmittelbar vor Gott. Er selbst muss sich ein eigenes Urteil bilden und sein Handeln in seinem Gewissen vor Gott verantworten. Kirchliche Autoritäten spielen dabei überhaupt keine Rolle.

Nun zur Beantwortung der Frage: "Bringen Kirchengemeinden, indem sie die Allgemeinheit zwingen, überhöhte Strompreise zu zahlen, und selbst daran verdienen, das Geld und Gut des Nächsten mit falscher Ware oder Handel an sich?"

Als Begründung für die Solarstromanlagen und die Einspeisung des Stroms zu überhöhten Preisen ins Netz wird von kirchlicher Seite immer wieder angeführt, dass man auf diese Weise etwas für das Klima tun wolle. Man trage ja zur Verminderung von CO2-Emissionen bei und CO2 sei ein Klimagift, das zu einer gefährlichen Klimaveränderung, nämlich zu einer drastischen Erderwärmung, führe.

Das klingt auf den ersten Blick einleuchtend, ist es aber überhaupt nicht. Von kirchlichen Verantwortungsträgern muss man verlangen, dass sie sich vor derartigen Entscheidungen sachkundig machen. Es reicht nicht als Entscheidungsgrundlage, sich auf allgemeine Meinungen, wie sie in den Medien verbreitet werden, zu stützen, sondern man muss sich selbst ein eigenes Urteil über den Sachverhalt machen.

Der Sachverhalt nun sieht folgendermaßen aus: Wie jedes Gas kann auch CO2 elektromagnetische Strahlen, zu denen auch die Infrarot- bzw. Wärmestrahlung gehört, nur in bestimmten Absorbationsbanden, also Frequenzbereichen, absorbieren. Die beiden Absorbationsbanden, in denen CO2 überhaupt Wärmestrahlung absorbieren und in Erwärmung der Luft umsetzen kann, sind bei der gegenwärtigen Konzentration von CO2 in der Erdatmosphäre bereits gesättigt. Alle anderen Frequenzbereiche der Wärmestrahlung passieren das CO2 ungehindert. Das heißt im Klartext: Alles an Wärmestrahlung, was CO2 überhaupt absorbieren und in Erwärmung umsetzen kann, wird bereits heute absorbiert und in Erwärmung umgesetzt. Ein weiterer Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre wird nicht mehr Wärmestrahlung absorbieren können, als das heute schon geschieht. Es ist etwa so, wie wenn man bei einem Zimmerfenster, das von außen schon durch einen lichtundurchlässigen Rolladen verdunkelt wird, von innen noch eine Decke vorhängen würde. Da es im Zimmer bereits dunkel ist, wird es durch die zusätzliche Decke nicht dunkler.

Ergebnis: Der Sachverhalt ist klar: Mehr CO2 in der Luft bringt nicht mehr Absorbation von Wärmestrahlen und also auch keinen Klimawandel. Eine Verringerung der CO2-Absorbation ist aus Klimaschutzgründen nicht erforderlich. Dieser Sachverhalt ist detailliert auf der offiziellen Internetseite des Umweltbundesamtes, also einem offiziellen Organ der Bundesregierung, beschrieben und nachzulesen. Das Umweltbundesamt kommt zu dem Schluss: "Im übrigen ist die nur sehr schwache spezifische Treibhauswirksamkeit von CO2 weitgehend auf diese Sättigung zurückzuführen." Siehe: Umwelbundesamt (Zugriff am 11.10.08)

Die Antwort auf die gestellte Frage lautet: Ja! Wenn Kirchengemeinden damit Geld verdienen, dass sie Solarstromanlagen auf Kirchendächern und Gemeindehäusern anbringen und den so erzeugten Strom zu überhöhten Preisen ins Netz stellen, bringen sie Geld und Gut ihres Nächsten mit falscher Ware oder Handel an sich. Dies ist der objektive Tatbestand. Allerdings ist es in den meisten Fällen wohl so, dass sich die Verantwortlichen in den Kirchengemeinden subjektiv dessen nicht bewusst sind. Sie handeln in gutem Glauben, weil sie nicht sachgerecht informiert sind. Sie sind aber verpflichtet, sich um sachgerechte Information zu bemühen und den Missstand abzustellen.

Pfr.i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 13.10. 08



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„Ökumene der kirchlichen Gegensätze“ statt „Ökumene der Profile“ Überlegungen zur „Lutherdekade“ von Wilhelm Drühe


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Die Wirklichkeit der Engel
zum Tag des Erzengels Michael am 29. September
Alfred Sinn

„Was ist Wirklichkeit?“ Eine wahrlich existentielle Frage. Anthropologen, Theologen, Philosophen, Erkenntnistheoretiker haben sich dieses Themas angenommen. Aber nicht nur Denker gehen mit dieser Frage um, sondern auch der ganz normale Mensch. Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Warum bin ich, wie ich bin?

Was ist wirklich? Für den Materialisten ist die physikalische Welt die einzig wirkliche. Die Wirklichkeit wird über das definiert, was den Sinnen zugänglich ist, bzw. meßbar ist. Es wird davon ausgegangen, daß eine objektive Schau möglich ist. Doch gibt es das Ding an sich? Laut Kant kann das Ding an sich nicht erkannt werden. Wenn zwei Menschen eine Sache betrachten, kommt längst nicht das Gleiche heraus. Die Wirklichkeit hat auch was zu tun mit der subjektiven Wahrnehmung. In gewissem Maße gestaltet die subjektive Wahrnehmung die Wirklichkeit mit. Zum einen ist Wirklichkeit vorgegeben, zum andern wird sie erst im Vollzug gebildet. Aber nicht nur das Tun gestaltet Wirklichkeit, sondern schon das Denken. Aber auch die Sprache ist ein Mittel, Wirklichkeit zu bilden. Welche Macht im Wort liegt, ist nicht nur theologisch bedenkenswert. Des Wortes bedienen sich auch Herrscher und nicht zuletzt die Massenmedien, die heute vielleicht die Wirklichkeitsmacher sind. Zur Sprache gesellt sich bei bestimmten Massenmedien das Bild, und zwar so sehr, daß Menschen die virtuelle Wirklichkeit für wirklicher halten, als die reelle. Manche tummeln sich mehr im cyberspace als im wirklichen Leben. Und manche halten das wirkliche Leben nicht aus und flüchten ins second life.

Wirklichkeit ist größer als wir erfassen können. Die individuelle Wirklichkeit eines kranken Menschen ist eine andere, als die eines gesunden. Die Wirklichkeit des Kindes ist eine andere, als die des Erwachsenen. Ein in Freiheit lebender Mensch spricht anders von der Realität als einer, der eingesperrt ist, usw.

Die Wirklichkeit ist größer als wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Ja manchmal täuschen uns unsere Sinne. Um Wirklichkeit zu begreifen, darf die Wahrheit nicht unberücksichtigt bleiben. Wirklichkeit kann ohne Wahrheit nicht erfaßt werden und Wahrheit will die Wirklichkeit prägen. Wahrheit aber ist unabdingbar mit Gott verbunden. Ohne Gott keine Wahrheit und keine Wirklichkeit. Für den Atheisten hat die Wirklichkeit nichts mit Gott zu tun, ja er leugnet seine Existenz. Für den glaubenden Menschen ist die Gemeinschaft mit Gott eine Wirklichkeit, die erfahrbar ist.

Helmut Thielicke sei zitiert: „Der Glaube verschließt die Türen zur Wirklichkeit nicht. Er öffnet sie.“ Der Naturwissenschaftler Carl Friedrich von Weizsäcker hatte keine Scheu zu bekennen: „Jesus hat für mich unwidersprechliche Wahrheiten für Gegenwart und Zukunft nicht nur gesagt, sondern auch gelebt. Und ich kann mich nur freuen, daß daraus eine zweitausendjährige Tradition entstanden ist. Diese Wahrheit kann nicht nur denkerisch erfaßt, sondern sie muß existentiell ergriffen und durch das Tun erkannt werden. Deshalb sagte Jesus: Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen (Johannes 8, 31-32).“

Zur göttlichen Wahrheit und Wirklichkeit gehört, daß es mehr als nur drei Dimensionen gibt. Zur Wirklichkeit gehört auch, daß es Engel gibt. Ende September ist der Tag des Erzengels Michael und aller Engel. In der Verkündigung soll beherzt dieses Thema wieder aufgegriffen werden. Wir müssen das Feld nicht der Esoterik und Werbung überlassen. In der Bibel wird mit großer Selbstverständlichkeit erwähnt, daß es Engel gibt. Die Engel haben unterschiedliche Ämter: sie sind Boten, Wächter, Beschützer, Befreier, Überbringer von Botschaften, Vollstrecker des Strafgerichts. Die Bibel spricht nicht nur von Engeln, sondern sie verwendet auch andere Begriffe, wenn sie die Wirklichkeit dieser überirdischen Wesen erwähnt: Kräfte, Herrschaften, Fürsten, Mächte, Throne.

Es darf freilich nicht zu einer Überbewertung der Engel, bzw zu einem Engelkult kommen. Davor warnt schon der Apostel Paulus (siehe Kol.2,18; Gal.1,8). Doch müssen wir nicht erst Weihnachten abwarten, um über diese größere Wirklichkeit zu sprechen.

Pastor Alfred Sinn, Süderhastedt, 25.09.08

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Wird Martin Luther der Ökumene geopfert?
Überlegungen zum Beginn der „Lutherdekade“
Wilhelm Drühe


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Das Bet - der erste Buchstabe der Bibel
Reiner Vogels

„Am Anfang“, so lauten die ersten Worte der Bibel. Im Hebräischen steht an dieser Stelle das Wort bereschit. Der erste Buchstabe dieses Wortes ist also der Buchstabe B, hebräisch Bet. Jüdische Theologie hat diesen Buchstaben in besonderer Weise betrachtet und ihn symbolisch gedeutet. In der Tat, die optische Gestalt dieses Schriftzeichens ist ein Hinweis auf die Schöpfungslehre der Bibel. Hebräisch wird bekanntlich von rechts nach links gelesen. Betrachten wir das Bet genauer.



Der Buchstabe Bet ist das erste Schriftzeichen der Bibel. Er besteht aus einem waagerechten Grundstrich, der wie ein festes Fundament das Zeichen trägt. Vom rechten Ende dieser Grundlinie aus erhebt sich ein nach links, also in Leserichtung, gewissermaßen in die Zukunft hinein, offener Bogen. Dieser Bogen endet schließlich in einem Haken, der nach oben weist.

Nach rechts, also in die Vergangenheit, in die Zeit vor dem ersten Wort der Bibel, ist der Blick versperrt. Das ist von tiefer symbolischer Bedeutung: Über die Zeit vor der Erschaffung von Himmel und Erde sagt das Wort Gottes nichts. Dorthin ist den Menschen der Blick versperrt. Der Raum des Menschen, im eigentlichen Sinne die menschliche Geschichte, fängt erst mit dem Anfang an. Was Gott vor der Erschaffung der Welt getan oder gedacht hat, wissen die Menschen nicht und brauchen sie nicht zu wissen. Im Grunde heißt das, daß es vor dem Anfang auch keine Zeit gegeben hat. Mit dem Anfang, mit dem "Bereschit", hat Gott nicht etwa Himmel und Erde innerhalb einer schon vorher ablaufenden Zeit geschaffen, sondern zugleich mit Himmel und Erde hat er auch die Zeit, das Nacheinander von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geschaffen.

Der nach vorne offene Raum, den der Buchstabe Bet freigibt, symbolisiert, daß Gott den Menschen einen Raum zum Leben geschaffen hat. Er hat diesen Raum bewußt zunächst einmal frei gelassen, damit die Menschen ihn gestalten und mit Leben erfüllen können. Gott schafft am Anfang Himmel und Erde und damit gleichzeitig die Welt des Menschen, die der Mensch aktiv gestalten kann.

Das feste Fundament, auf dem der Buchstabe Bet steht, symbolisiert, daß die Schöpfung Gottes eine feste und wohlgegründete Sache ist. Die Welt hat Bestand. Nach unten, zu den Chaosmächten hin, ist die Schöpfung fest abgeriegelt und verschlossen. Unerschütterlich steht sie über den Abgründen des Chaos. Wir Menschen sind nur Geschöpfe. Wir können die Schöpfung weder bewahren noch zerstören. Nur Gott selbst wird ihr eines Tages ein Ende bereiten.

Schließlich: Der Buchstabe Bet öffnet sich mit einem kleinen Haken nach oben. Das symbolisiert, daß die Schöpfung Gottes nach oben, zu Gott hin offen ist. Wir können in dieser Schöpfung leben und uns an dieser Schöpfung freuen, aber wir sollen nie vergessen, daß wir unter einem offenen Himmel leben und daß wir als die geliebten Geschöpfe Gottes jederzeit in Gebet und Anbetung Zugang zu unserem Vater im Himmel haben.

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 28.08. 08

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Martin Luther – ein kirchliches Weichei?
Kritik an einer katholischen Lutherdarstellung
Wilhelm Drühe


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Schlechte Zeiten für Bibelfälscher
Codex Sinaiticus online
Reiner Vogels

Ab sofort stehen Teile des Codex Sinaiticus, einer der wichtigsten Quelle für den biblischen Urtext, online zur Verfügung. Ende des Jahres sollen weitere Teile folgen. Man findet den Codex Sinaiticus unter http://www.codexsinaiticus.org/de. Weltweit steht damit ein zentraler Zeuge für den biblischen Urtext jedermann zur Verfügung.

Der Codex Sinaiticus ist eine der wichtigsten Handschriften für den biblischen Urtext. Er stammt aus dem 4. Jahrhundert nach Christus. Entdeckt wurde der Codex Sinaitus im Jahre 1859 von Konstantin von Tischendorf im Katharinenkloster am Sinai.

Mit der Onlinestellung des Codex Sinaticus hat für die reformatorischen Kirchen eine neue Zeit begonnen. Die Bibelübersetzung Martin Luthers hat den Bibeltext der exklusiven Verfügung durch die Gelehrten und die kirchliche Hierarchie entrissen und jedermann befähigt, selbst die Bibel zu lesen und die Lehren der Kirche und der Pfarrer am Bibeltext zu messen. Die Onlinestellung des Urtextes nun hat ein ähnlich kritisches Potential:

Es ist ja im deutschen Sprachraum in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Fülle von Bibelübersetzungen und Bibelübertragungen auf den Markt gekommen, die es mit dem biblischen Urtext nicht immer so genau genommen haben. Der traurige Höhepunkt und hoffentlich Abschluß dieser Entwicklung ist die sog. "Bibel in gerechter Sprache" (kurz BigS). Sie stellt alles, was es bisher schon an Textverfälschungen gegeben hat, weit in den Schatten. Die BigS soll nach Auskunft der Autoren eine Bibelübersetzung sein, sie ist jedoch, wovon sich jeder, der die alten Sprachen kennt, überzeugen kann, eine ideologisch gesteuerte Fälschung und Umformulierung des Bibeltextes. Solchen Fälschungen kann nun jeder, der über einen Internetanschluß verfügt und der Griechisch kann, entgegentreten. Der Codex Sinaiticus online windet den theologischen Bibelfälschern der BigS ihr Informationsprivileg aus der Hand und unterwirft ihre "Übersetzung" der Kontrolle durch die kritische Öffentlichkeit. Alle reformatorischen Kirchen und alle reformatorischen Theologen können dies nur begrüßen.

Für Bibelfälscher werden die Zeiten härter. Gut so!

Damit allerdings die Kontrolle funktionieren kann, damit den Bibelfälschern wirklich das Handwerk gelegt werden kann, ist es notwendig, daß mehr Menschen als bisher neutestamentliches Griechisch lernen. Wer die Möglichkeit dazu hat, soll es wenigstens versuchen.

Wir werden das unverfälschte Wort der Heiligen Schrift nur bewahren können, wenn es genügend Menschen gibt, die die Sprache der Bibel verstehen. Es wäre gut, wenn unter der Kanzel wenigstens einzelne Gemeindeglieder sitzen, die im Internet den Codex Sinaiticus aufrufen und den Bibeltext, über den die Predigt geht bzw. der im Gottesdienst verlesen wird, am Urtext überprüfen können. Dann werden es sich die Pfarrer/innen dreimal überlegen, ob sie die BigS im Gottesdienst einsetzen, ob sie statt einer texttreuen Bibelübersetzung eine nach eigenem Geschmack, nach einer Ideologie, nach eigenem Gutdünken fabrizierte Verfälschung des Bibeltextes benutzen oder es aus Angst vor kritischen Nachfragen doch besser unterlassen.

Pfr. i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 01. 08. 08

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Von der christlichen Kirche zur jüdischen Großsekte
Wenn Christus zum frommen Juden demontiert wird und nur noch ein Gutmensch ist
Wilhelm Drühe

Mit Bultmann fing vieles an

Am 25. Juli 1959 legte Rudolf Bultmann in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften – philosophisch-historische Klasse – einen Sitzungsbericht vor: „Das Verhältnis der urchristlichen Christusbotschaft zum historischen Jesus.“ Daraus wurde eine kleine Schrift, die 1960 erschien. Die entscheidende Frage, auf die der frühere Professor in Marburg (1921 – 1951) eine Antwort geben wollte, war: „Wie ist nun das Verhältnis der beiden Größen – der historische Jesus und das Christus-Kerygma – zu bestimmen?“ Seine Behauptung ist, dass nicht die Person des historischen Jesus Gegenstand des Glaubens ist, vielmehr der Christus des Kerygmas. Der Sitzungsbericht schließt mit dem Satz: „An den im Kerygma präsenten Christus glauben, ist der Sinn des Osterglaubens.“ Nach Bultmann ist der „Jesus ins Kerygma auferstanden“, das ist seine Interpretation des Kerygmas. Bultmann steht für den „garstigen, breiten Graben“ (nach Gottfried Ephraim Lessing), der sich zwischen Karfreitag, dem Tode des Jesus von Nazareth, und dem Ostermorgen, der Auferstehung des Christus – nach Bultmann „ins Kerygma“. Dieser „Graben“ beschäftigt seitdem Theologen und Kirchenleute – in der letzten Zeit immer mehr und heftiger.

Gerd Lüdemann machte weiter

Typisch dafür ist das neue Buch des Göttinger Professors Gerd Lüdemann „Der erfundene Jesus.“ Er listet in seinem „Lesebuch“ die „unechten Jesusworte im Neuen Testament“ auf – ausgehend von einer einfachen Schlussfolgerung: Kein Jesuswort, dass mit seinem Tod und seiner Auferstehung zu tun hat, kann echt sein. Frei erfunden von der nachösterlichen Gemeinde sind weiter die Hoheitstitel, das Gleichnis vom Weltgericht, die Weherufe, das Felsenwort an Petrus, ebenso die Ich-bin-Worte, die Abschiedsreden – und alles Johanneische. Die Evangelien sind also nach Lüdemann, früher offizieller Theologie-Professor auch im Auftrag der Evangelischen Kirche, freie Erfindungen und Fälschungen, erfunden um mit den Glaubens- und Gemeindeproblemen nach dem Karfreitag fertig zu werden. Die Erinnerung an Jesus führte zum Glauben an seine Auferstehung.

Auf diesem Hintergrund entwickeln sich immer neue Angriffe gegen die bisherigen Kirchen-Lehre der Evangelischen Kirche – jetzt eine heftige Debatte: War der Tod Jesus überhaupt notwendig?

Die Predigt an Karfreitag

Der Hamburger Propst und Kandidat für das Bischofsamt, Horst Gorski, sagte in seiner Karfreitagspredigt: „Der Tod Jesu war nicht heilsnotwendig, damit sich Gott mit uns versöhnt und uns vergibt.“ Hat sich der Bischofskandidat damit von einem Herzstück des christlichen Glaubens entfernt, wie ihm seine Kritiker nicht nur in Nordelbien vorwerfen? Aber es geht nicht nur um eine Einzelmeinung. Die „Evangelische Sonntagszeitung“ titelte: „Gottes Opfer – Kann sich das Christentum Vergebung nur mit Blutvergießen vorstellen?“ Und in der Nähe von Frankfurt am Main erklärte eine Pfarrerin, man könne über den Sühnetod Jesu heute nicht mehr predigen.

Das Leitende Geistliche Amt der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau legte am 11. März 2008 eine Stellungnahme zur Lehre vom Sühnetod Jesu Christi vor: „Brauchte Gott ein Opfer am Kreuz zur Versöhnung?“ Wieder einmal ist das „sola scriptura“, das die evangelische Kirche bestimmen sollte, aufgegeben worden. Von der Bibel her könne nicht entschieden werden, „wie der Tod Jesu heute sachgemäß zu verstehen ist und ob er zwingend als Opfer verstanden werden muss.“ Diese Frage könne nur die systematische Theologie entscheiden, also die Kirchen-Ideologie – für mich eine echte theologische Ungeheuerlichkeit!

Geht es in Theologie nur noch um Metaphorik?

Die Folgerung etwa für die Karfreitagspredigt ist, dass niemand als Christ bei der Heilsbedeutung des Kreuzes Jesu „für uns“ auf die Metaphorik des Opfers zurückgreifen müsse – die zweite Ungeheuerlichkeit für mich. Es geht um ein Bild, um eine bildliche Übertragung – nicht um eine Wirklichkeit, um eine Realität Gottes, an die geglaubt wird! Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zu der Annahme, dass alles was über den Jesus von Nazareth berichtet und geglaubt, nur bildlichen Charakter hat. Wohin führt diese Sicht der Evangelien nur als eine religiöse Metapher? Letztlich landet man dann bei Gerd Lüdemann.

Damit lässt sich dann auch der „garstige, breite Graben“ nicht mehr überbrücken: Auf der einen Seite das mehr oder mehr im Unklaren liegende Leben eines „guten“ Juden, des Jesus von Nazareth, auf der anderen Seite, das was man nach seiner Kreuzigung daraus gemacht: Er wurde von seiner Gemeinde zum Christus, zum Sohn Gottes, zum Erlöser von den Sünden gemacht. Zur Bestätigung wurden Überlieferungen erfunden und gedichtet – aber eben nur Bilder, es geht nur um Metaphorik. Und eines dieser Bilder ist die Vorstellung, dass Jesu Tod am Kreuz ein Sühneopfer war, von Gott zur Vergebung der menschlichen Sünden gefordert und eingesetzt. Unsere evangelische Kirche ist damit dem „garstigen, breiten Graben“ erlegen – was bleibt , das ist eine letztlich jüdische Großsekte, entwickelt von den Anhängern eines Juden, Jesus von Nazareth

Pfr. i.R. Wilhelm Drühe, Mettmann, 23. Juni 2008

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Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir (Ps. 139, 5)
Gedanken zur Urlaubs- und Reisezeit
Reiner Vogels


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Und Gott war das Wort
Zum Trinitatisfest
Reiner Vogels


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Biosprit ist Sünde
Reiner Vogels

Immer schon hatten Christen ein schlechtes Gefühl dabei, wenn Rapsöl, Mais, Zucker oder Palmöl, also pflanzliche Früchte, die für die Ernährung von Menschen bestimmt sind, in Biosprit umgewandelt und in Autos verbrannt werden. Heute ist deutlich, daß dieses schlechte Gefühl in allerhöchstem Maße berechtigt war. Überall in der Welt explodieren die Lebensmittelpreise, weil ein immer größerer Teil der landwirtschaftlichen Ressourcen - von der fruchtbaren Ackerfläche bis hin zu den allgemeinen landwirtschaftlichen Betriebsmitteln - für die Produktion von Biosprit genutzt wird und daher für die Ernährung der Menschen nicht mehr zur Verfügung steht. Es geht eine geradezu biblische Teuerung über die Welt. In vielen armen Ländern der Dritten Welt breitet sich Hunger aus. In den Nachrichtensendungen des Fernsehens sehen wir Bilder von verzweifelten Menschen, die revoltieren und demonstrieren, weil sie nicht mehr wissen, wie sie sich und ihre Familien satt machen können.

Und wir im reichen Europa? Wir ärgern uns, wenn Reis und Milch, Margarine und Backwaren teurer werden, aber hungern müssen wir nicht. Das tun stellvertretend für uns die Armen dieser Erde. Und unsere Politiker handeln kaltschnäuzig und stur nach dem Motto: "Augen zu und durch". Die Verbrennung von Biosprit in unseren Autos wird weiter erzwungen, und die Produktion von Biosprit wird weiter subventioniert. Die EU-Umweltminister haben das gerade am vergangenen Wochenende beschlossen.

Wir Christen müssen dagegen so laut wie möglich protestieren: Biosprit ist Sünde. Und Biosprit bleibt Sünde, solange es Menschen gibt, die sich aus dem Mais, den wir als Treibstoff im Auto verbrennen (durch den Staat gezwungen!), gerne ein Brot gebacken hätten, um satt zu werden.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf einen Kommentar aus dem vergangenen Jahr. Sie finden ihn hier.

Reiner Vogels, 14.04. 08, Swisttal

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Die Herausforderung durch die christliche Schöpfungswissenschaft
Zur "Orientierungshilfe" der EKD von Anfang April 2008
Reiner Vogels

(Der Titel dieses Beitrags spricht anders als die "Orientierungshilfe" von "Schöpfungswissenschaft" statt "Kreationismus", weil das Wort "Kreationismus" von denen, die in der Öffentlichkeit als "Kreationisten" bezeichnet werden, als abwertend zurückgewiesen wird. Im Text erscheint daher das Wort "Kreationismus" immer in Anführungszeichen.)

Anfang April 2008 hat die EKD eine "Orientierungshilfe" mit dem Titel "Weltentstehung, Evolutionstheorie und Schöpfungsglaube in der Schule" herausgegeben. Sie kann hier heruntergeladen werden.

Die "Orientierungshilfe" soll, wie der Ratsvorsitzende Bischof Huber in seinem Vorwort schreibt, für die Dialoge zwischen biblischem Schöpfungsglauben und Evolutionstheorie insbesondere im Blick auf die Behandlung dieser Themen in den Schulen eine Hilfestellung zur notwendigen Sachkenntnis und zur Urteilsfähigkeit geben. Hintergrund dieser "Orientierungshilfe" ist die Tatsache, daß nach fast 100 Jahren eines weitgehend friedlichen Miteinander von Theologie und Naturwissenschaften in jüngster Zeit der Konflikt neu aufgebrochen ist. Auf der einen Seite ist nach den USA auch in Deutschland eine Erstarkung des "Kreationismus" zu beobachten. Auf der anderen Seite wird von naturwissenschaftlicher Seite (Richard Dawkins und andere) mit neuer Aggressivität und ideologischer Einseitigkeit eine prinzipielle Kritik an jeder Art von Religion geübt. In dieser Situation ist es zu begrüßen, daß die EKD eine Hilfe zur Orientierung geben will.

Leider wird nun aber die "Orientierungshilfe" diesem Ziel nicht gerecht:

Was ihre theologische Argumentation betrifft, so wiederholt sie das sattsam Bekannte, das seit vielen Jahren von liberalen Theologen zum Thema zu hören und zu lesen ist. So macht sich die "Orientierungshilfe" z.B. - wohl, um das Konfliktthema als weniger wichtig erscheinen zu lassen - die jahrzehntealte und absurde These Gerhard von Rads zu eigen, daß das Bekenntnis zu Gott als "Schöpfer Himmels und der Erde" nicht zum ältesten Traditionsbestand des Alten Testamentes gehöre (S. 9). Dabei wird schon in der uralten Tradition des Sintflutberichts ausdrücklich davon gesprochen, daß Gott die Menschen geschaffen habe - mit dem hebräischen Verb "bara", das im Alten Testament exklusiv das voraussetzungslose Schöpferhandeln Gottes bezeichnet (1. Mose 6, 7). Und auch der Apostel Paulus lehrt bekanntlich, daß "Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit ... seit der Schöpfung der Welt ersehen" wird "aus seinen Werken" (Röm. 1, 20). Der biblische Glaube an Gott ist von Anfang an mit dem Schöpfungsglauben verbunden gewesen, und erst die liberale Theologie der Moderne hat das geleugnet.

Das Verharren der "Orientierungshilfe" bei den Ladenhüter-Argumenten des theologischen Liberalismus führt nicht nur zu einer Verkürzung der biblischen Lehre, es führt auch dazu, daß die "Orientierungshilfe" die aktuellen Argumente des "Kreationismus" überhaupt nicht trifft. Offensichtlich haben sich die Verfasser der "Orientierungshilfe" nicht die Mühe gemacht, diese aktuellen Argumente zur Kenntnis zu nehmen und die neueren Veröffentlichungen seiner führenden Vertreter zu studieren. Wohl deshalb fällt der Orientierungshilfe z.B. zum Konzept des "intelligent design" nicht viel mehr ein, als die pauschale und nicht durch Argumente gestützte Behauptung, daß es als "pseudowissenschaftlich" einzustufen sei (S. 15).

Wenn man sich ernsthaft mit den aktuellen Argumenten des "Kreationismus" befaßt, sieht man schnell, daß es dabei vor allem um zwei Themenfelder geht, nämlich um das Problem der "irreduziblen Komplexität" und um die Frage nach der Vereinbarkeit von Evolutionstheorie und biblischer Gottesoffenbarung:

1. Irreduzible Komplexität
"Irreduzible Komplexität" meint, daß in vielen biologischen Systemen eine Fülle von Einzelkomponenten zusammenwirken, die alle funktionieren müssen, damit das System seine Aufgabe erfüllen kann. Eine Entstehung solcher "irreduziblen Komplexitität" ist im Rahmen der Evolutionstheorie Darwins kaum vorstellbar. Das gesamte System kann ja nur funktionieren, wenn alle einzelnen Komponenten wirklich vorhanden sind und funktionieren. Für sich betrachtet, wären die einzelnen Komponenten jedoch im besten Fall nutzlos, meist aber hinderlich. Daher ist es kaum vorstellbar, daß diese einzelnen Komponenten im Rahmen einer langen Evolution der Lebewesen Schritt für Schritt nacheinander zufällig entstanden sind. Da sie nutzlos bzw. hinderlich waren, hätten sie das gnadenlose Gesetz der Selektion kaum überlebt.

Auf Grund dieser Beobachtung schließt der "Kreationismus" auf ein "intelligentes Design" der Lebewesen, also auf einen intelligenten Schöpfer, der die Lebewesen geschaffen habe. Dieser "Schluß" wird nun allerdings von den führenden deutschen Vertretern des "Kreationismus" nicht als Beweis im Sinne eines naturwissenschaftlichen Gottesbeweises verstanden, sondern als eine an die offenen Fragen der Naturwissenschaft anknüpfende Glaubensaussage. Daß die EKD hier von "pseudowissenschaftlich" spricht, ist nicht nachvollziehbar.

(Wer sich im einzelnen für die Problematik interessiert, lese das im letzten Jahr auch in Deutsch erschienene Buch von Michael J. Behe "Darwins Black Bock" oder den Aufsatz von Reinhard Junker zum Thema hier.


Theologisch ist m.E. zum Argument der irreduziblen Komplexität zu sagen, daß es es sich um eine innernaturwissenschaftliche Fachauseinandersetzung handelt. So plausibel das Argument für den gesunden Menschenverstand ist, hat es doch theologisch den Nachteil, daß es Gotteserkenntnis im Rahmen der menschlichen Vernunft versucht. Und die menschliche Vernunft kann eben den Gott der Bibel nicht erkennen. Sie kann zwar vernünftig zu der Annahme kommen, daß es einen intelligenten Designer hinter den beobachteten Phänomenen der Natur geben muß, dieser intelligente Designer wird aber nie mehr sein als der Gott der Philosophen, z.B. der "unbewegte Beweger" des Aristoteles. Der dreieinige Gott, der in sich selbst im Gegenüber von Vater, Sohn und Heiligem Geist die Liebe ist, der aus dieser Liebe heraus Himmel und Erde geschaffen hat und der aus dieser Liebe heraus in Jesus Christus die gefallene Schöpfung mit sich versöhnt hat, wird von der Vernunft und auch vom Konzept des "intelligent design" nicht erkannt. Viele kluge Vertreter des "Kreationismus" wissen das.

2. Unvereinbarkeit von Evolutionstheorie und biblischer Gottesoffenbarung
Das zweite und für die christliche Theologie ungleich bedrängendere Argument des "Kreationismus" ist theologischer Natur. Sie besteht in der Frage (die leider, wie Reinhard Junker von "Wort und Wissen" bemerkt hat, in der "Orientierungshilfe" der EKD noch nicht einmal erwähnt wird), ob es wirklich dem in der Bibel geoffenbarten Gott entsprechen kann, daß die Erschaffung der Lebewesen mit den Werkzeugen von Tod und Zerstörung vollzogen worden ist. Nach der Evolutionstheorie ist ja der Tod ein notwendiger Durchgang auf dem Wege zu Neuem. Nur wenn die Lebewesen sterben und Platz machen für ihre Nachkommen, kann es dazu kommen, daß neue Generationen die Welt mit immer neuen Augen sehen, daß besser angepaßte Lebewesen die schlechter angepaßten verdrängen und daß aus einfachsten Anfängen solche biologischen Wunderdinge wie das Auge des Adlers, der Flug der Zugvögel, der menschliche Verstand und die menschliche Sprache entstehen.

Nach biblischer Lehre ist der Tod die Folge der Sünde. Das gilt auch für die nichtmenschliche Kreatur (Röm. 8, 18ff). Nach der Evolutionstheorie jedoch hat es den Tod schon Hunderte von Millionen Jahren vor den Menschen gegeben. Nach biblischer Lehre ist Gott die Liebe (1. Joh. 4, 16). Es ist mit diesem Gottesverständnis nach Überzeugung der "Kreationisten" unvereinbar, daß Gott, bevor es Menschen gab, die gesündigt haben, den Tod als Instrument genutzt haben könnte, die Evolution der Lebewesen voranzutragen. Diese Widersprüche zwischen Evolutionstheorie und biblischer Gottesoffenbarung sind es, die den "Kreationismus" dazu bringen, die Evolutionstheorie zu hinterfragen. Sie sind seine grundlegende Motivation. Insofern ist der "Kreationismus" eine ernsthafte und schwerwiegende Herausforderung für die christliche Theologie. Es ist daher einfach zu billig, wenn die "Orientierungshilfe" der EKD schlicht von "Pseudowissenschaftlichkeit" redet.

(Daß der "Kreationismus" nicht jede Evolution bezweifelt, sondern zwischen der nicht bestrittenen "Mikroevolution", also der Evolution innerhalb bestimmter Grundtypen von Lebewesen, und der bestrittenen "Makroevolution", also der evolutionären Entstehung neuer Arten und Stämme von Lebewesen, unterscheidet, sei der Vollständigkeit halber erwähnt.)


Ich persönlich bin nicht sicher, wie die Theologie auf die theologische Herausforderung des "Kreationismus" antworten soll. Ich hätte mir von der EKD eine wirkliche Orientierungshilfe gewünscht. Hat die Theologie überhaupt eine Antwort auf die Anfrage des "Kreationismus"? In der Tat sind das biblische Gottesbild und auch die biblische Lehre, daß der Tod die Folge der Sünde sei, mit der Evolutionstheorie nur schwer zu vereinbaren. Kann die Auskunft, daß Gottes Augen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in ewiger Gleichzeitigkeit zu erfassen vermögen, so daß Menschen und Tiere vor Gott gleichzeitig waren, auch wenn sie auf der Erde erst nacheinander aufgetreten sind, eine Antwort sein?

Alles wäre einfach, wenn durch Fossilfunde gezeigt würde, daß der Mensch von Anfang an gleichzeitig mit allen anderen Lebewesen auf der Erde gelebt hat. Dann könnte man daran festhalten, daß der Tod die Folge der Sünde war. Bisher jedoch gibt es solche Funde nicht. Der "Kreationismus" erklärt das mit der Annahme, daß Menschen nur in kleinen Gruppen gelebt haben und nur in ökologischen Nischen, die fossil nicht überliefert sind. Daß das denkbar ist, zeigen heute noch lebende Lebewesen (berühmtestes Beispiel ist der Quastenflossler), deren jüngste gefundene Fossilien viele Millionen Jahre alt sind. Offensichtlich ist der Fossilbefund nicht vollständig. Solange das so ist, ist der "Kreationismus" eine mögliche und erlaubte Theorie. Ihm "Pseudowissenschaftlichkeit" vorzuwerfen, ist abwegig.

Reiner Vogels, Swisttal, 05.04. 08>

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Bekenntnistreu, nicht kulturtreu!
Thomas Wilhelm Kretzschmar, Prädikant

Sola fide! Als bekennende Lutheraner stehen wir fest auf den Bekenntnissen des lutherischen Glaubens. Alles andere ist zweitrangig. Wirklich? Leben wir das, was wir glauben und verkündigen? Erreichen wir die Menschen, zumal junge Menschen, mit unserer Art des Gottesdienstes?

Führen wir uns vor Augen, dass nur 3% der Kirchenmitglieder einen normalen Sonntagsgottesdienst besuchen. Außer den Konfirmanden sieht man selten Jugendliche und junge Erwachsene in einem traditionellen Sonntagsgottesdienst. Auch bei bekenntnistreuen Lutheranern nicht! Woran liegt das? Sicherlich nicht am Bekenntnis und dem Engagement der treuen Pfarrer. Meines Erachtens ist die landeskirchliche Musikkultur zu einer Barriere für die Generationen unter 60 geworden.

Dürfen wir an einer Kultur festhalten, die Menschen und faktisch ganze Generationen vom Gottesdienst und damit vom Evangelium abschreckt? Was hilft uns die beste Predigt, die beste Theologie und das beste Bekenntnis, wenn sie kaum Menschen erreicht, weil sich die Massen und insbesondere Jugendliche von dieser spezifischen Art der Gottesdienstkultur abgestoßen fühlen?

Das zentrale lutherische Bekenntnis, die Confessio Augustana (CA), sagt, die Zeremonie ist frei. Also darf die Zeremonie nicht zum Stolperstein für das Evangelium werden! Die heutige gottesdienstliche Zeremonie der Landeskirchen ist verwoben mit traditioneller Kirchenmusik. Uns ist doch klar, dass es nicht um Johann Sebastian Bach geht, sondern um Jesus Christus. Nichts gegen Bach: aber die Kirche ist nicht dafür da, die deutsche Musiktradition zu vermitteln. Bach soll hören wer will. Wenn aber Bach und die ganze Musiktradition der evangelischen Landeskirchen zum Hindernis für die nächste Generation werden, das Evangelium anzunehmen, dann ist etwas faul im Kirchenstaate Dänemark! Unsere Gottesdienstkultur ist nicht das Evangelium.

Wenn Jugendliche den liberalen Pfarrern davonrennen, kann man wohl nur dankbar sein, dass Jugendliche hören und doch nicht verstehen. Doch wenn bekenntnistreue Pfarrer das wahre Evangelium predigen, aber die Jugendlichen es nicht annehmen (können), weil ihnen durch einen gottesdienstlichen Kulturschock die Ohren verstopft werden und sie das Weite suchen sobald sie konfirmiert sind, dann ist das ein Trauerspiel.

Ich bekenne, dass ich weder ein Lied von Paul Gerhardt singen kann, noch eine Bachkantate benennen könnte. Ich verkenne nicht, dass Lieder wie "O Haupt, voll Blut und Wunden" in ihrem Textgehalt brilliant sind und das Evangelium predigen. Ich kenne aber keinen Jugendlichen, der sich Musik aus dieser Epoche freiwillig anhört oder mag. Ich bin durchaus dafür, Jugendlichen unsere Musiktradition zu vermitteln. Im Musikunterricht. Der Gottesdienst ist dafür nicht der rechte Ort.

Dass die Vermittlung des Evangeliums über der Vermittlung einer bestimmten Musikkultur steht, wird wohl kein bekenntnistreuer Lutheraner bestreiten. Gerade als bekennende Christen muss uns alles daran gelegen sein, das Evangelium zu predigen und so zu predigen, dass die Menschen es auch hören. Wir dürfen den Menschen das Evangelium nicht schwerer machen und eine Mauer darum bauen nach dem Motto: erst muss Dir die traditionelle Orgelmusik gefallen, dann sagen wir Dir das Evangelium. Die Zeremonie ist frei, sagt ja jedenfalls die CA.

Paulus rät den Christen im 1. Korintherbrief, dass sie den Juden Juden werden sollen und den Griechen Griechen. Werden wir in diesem Sinne den Jugendlichen Jugendliche? Machen wir es ihnen so einfach wie möglich, sich in unseren Gottesdiensten wohl zu fühlen? Das, was die Heilige Schrift sagt, ist Maßstab! Sola scriptura. In der Bibel steht nichts über die Heilsnotwendigkeit der Orgelmusik.

Es muss uns ganz deutlich werden: Ohne Kinder und Jugendliche haben wir bekenntnistreuen Lutheraner keine Zukunft. Wie wird es um das lutherische Bekenntnis in 30 Jahren bestellt sein, wenn die Vermittlung des Glaubens nicht gelingt, und zwar deswegen nicht, weil eine bestimmte Gottesdienstkultur junge Menschen vergrätzt?

Wir sollen uns nicht anbiedern! Doch wir müssen auf Jugendliche zugehen. Bereits für meine Generation (Jahrgang 1969) sind Bachkantaten und Paul-Gerhardt-Lieder nicht das, was man so hört. Uns geht es doch um das Bekenntnis von Jesus Christus und nicht um Kultur: Solus Christus. Und Musik und Orgel sind nicht nur zweitrangig, sie sind gänzlich unerheblich. Am jüngsten Tag wird niemand von uns nach seinem Musikgeschmack gefragt!

Ein Lied, das ich sehr mag, ist ein modernes Anbetungslied. Das kann ich auch singen: „Allein deine Gnade genügt“. Die Texte vieler moderner Anbetungslieder sind besser als ihr Ruf: Sola gratia! Glauben Sie, dass Luther Lieder geschrieben hat, die im direkten Widerspruch zu dem Musikempfinden seiner Zeit gestanden haben? Dann hätte Luther wahrscheinlich lateinische Lieder geschrieben mit frühmittelalterlichen Melodien, die keiner hören wollte. Hat er aber nicht! Er hat dem „Volk aufs Maul“ geschaut und „aufs Ohr“ gehört. Er hat den damaligen Liedgeschmack getroffen und sich seiner bedient, um das eine wichtige Ziel zu erreichen: nicht die Förderung des Musikgeschmacks, sondern die Verbreitung des Evangeliums!

Bemühen wir uns mit unserer Gottesdienstkultur, den Menschen von heute wieder Menschen von heute zu sein. Wir sind bekenntnistreue und nicht kulturtreue Lutheraner! Wir predigen nicht Johann Sebastian Bach, sondern Jesus Christus! Die Zeremonie ist frei! Sola scriptura, sola fide, sola gratia, solus Christus!

Prädikant Thomas Wilhelm Kretzschmar, Mülheim/Rh, 26. 03. 2008

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"Zu Karfreitag: Wie das EKD-Magazin chrismon die Bibel demontiert"
Wilhelm Drühe


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Rom bleibt unbeweglich
Reiner Vogels


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Wenn der Papst Luther rehabilitiert...


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Evangelische Dankfeiern für einen katholischen Erzbischof?
Wilhelm Drühe


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Ethisch bedenklich - untragbar
Reiner Vogels

"Ethisch bedenklich, aber tragbar" ist nach dem Präses der Ev. Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, die von einigen Bundestagsabgeordneten beantragte Verschiebung des Stichtages für die erlaubte Tötung und Ausschlachtung von menschlichen Embryonen. So jedenfalls steht es im ideaspektrum vom 20. Februar 2008.

"Ethisch bedenklich, aber tragbar", was soll einem zu einer solchen Formulierung noch einfallen? Vom Präses einer Landeskirche, auf dessen Wort viele Gemeindeglieder achten, kann man mit Recht mehr Klarheit erwarten und verlangen. Kann es wirklich die Aufgabe eines Kirchenführers sein, in fundamentalen ethischen Fragen, bei denen es um Leben und Tod geht, zu lavieren und mit dehnbaren Formeln zu arbeiten wie ein Politiker einer großen Koalition? Ist es nicht die Aufgabe der Kirche, die Gewissen der Menschen zu schärfen und ihnen den Ernst und die unbedingte Gültigkeit der Gebote Gottes vor Augen zu halten? Heißt es nicht in der Bergpredigt (Mt. 5, 37), daß unsere Rede "Ja, ja; nein, nein" sein solle?

Bischof Huber hat anders entschieden. Er hat ethische Bedenken in den Wind geschlagen und offen für eine Stichtagsverschiebung plädiert, weil die Forschungslobby das so will. Bei Huber weiß man, woran man ist. Bei "ethisch bedenklich, aber tragbar" jedoch bleiben alle Fragen offen. Gemeindeglieder, die vom Präses einen Rat in einer wichtigen Frage erwartet hatten, gehen leer aus. Auf lavierende und taktierende Äußerungen von Kirchenführern zu umstrittenen ethischen Fragen kann man verzichten, ohne etwas zu vermissen.

Persönlicher Nachtrag: Ich habe in der genannten Frage immer klar Stellung bezogen: Es ist absolut verwerflich, ein lebendiges menschliches Wesen - und nichts anderes sind menschliche Embryonen - für Forschungszwecke zu töten und auszuschlachten. Das Gebot Gottes "Du sollst nicht töten" duldet kein Lavieren und keine Kompromisse. Schon der Stichtagskompromiß von 2001 war falsch. Um so mehr ist eine Stichtagsverschiebung abzulehnen.

Pfr.i.R. Reiner Vogels, Swisttal, 21.02.08

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Wolfgang Huber – als Bischof allgegenwärtig und auch allmächtig?
Ein Kommentar von Wilhelm Drühe

„Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten und in Ehrfrucht vor ihm treten.“ So singen wir im Gottesdienst, von Gerhard Tersteegen um 1729 gedichtet. Unser Gott ist nach christlichem Verständnis allmächtig, allwissend und auch allgegenwärtig. Schon im Psalm 139 wird Gott als der Allwissende und Allgegenwärtige besungen: „Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den toten, siehe, so bist du auch da“ (Vers 8).

Auf der Erde hat er nun, mindestens in Deutschland, seit einiger Zeit Konkurrenz bekommen, ausgerechnet durch einen evangelischen Bischof. „Der Allgegenwärtige“, so kann man in der Samstagsausgabe (2. Februar 2008) der Süddeutschen Zeitung in einem großen Reisebericht lesen, ist Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland. Schon nach seiner Wahl in diese Funktion durch die EKD-Synode schrieb DIE ZEIT: „Wolfgang Huber ist sofort in Presse, Funk und Fernsehen allgegenwärtig gewesen, mit Einschätzungen von Friedrich Merz’ Steuerkonzept (findet er erwägenswert) bis zum Fall Hohmann (fand er in der Union nicht erträglich). Der Neue war etwas reichlich auf Sendung.“

Das finde ich auch! Und die Zahl der Claqueure nimmt zu – kein Wunder, wenn man die Liste der Veröffentlichungen des evangelischen Hauptstadtbischofs liest. Und wo tritt er nicht überall auf und hält kluge Reden, kein Thema ist ausgespart, zu allem kann der hochgepriesene Theologe etwas sagen. Die Hamburger Wochenzeitung kriegt sich nicht mehr ein: „eine moderne Hofpredigergestalt“, eine „Schlüsselfigur für die Kirche in der neuen Zeit“ mit „würdebewusster Härte“ – jetzt habe die Evangelische Kirche in Deutschland „eine intellektuell glänzende Erscheinung an ihrer Spitze.“ Eigentlich müssten wir Evangelischen etwas stolz sein, würde da nicht immer wieder die Karriere durchschimmern: der überkluge Professor aus Heidelberg, damals Lichtgestalt der politischen Linken. Dann wurde er in einem galanten Hüftschwung nicht SPD-Bundesabgeordneter in Berlin – was hätte er dort reden und politisch glänzen können -, sondern Berliner Bischof! Kein Wunder, dass jetzt in der Bundeshauptstadt manchmal von Insidern gemunkelt, er würde auch ein guter Nachfolger von Bundespräsident Horst Köhler sein.

Meine bange Frage ist – im Blick auf unsere evangelische Kirche: Wohin treibt er jetzt unsere Kirche, jetzt als „Kirche der Freiheit“? Und dann denke ich auch an die vielen Fehlurteile und Fehleinschätzungen, die sich leider nur in Lesebriefspalten finden. Über die Karriere dieses Bischofs und ihre Auswirkungen wird in unserer evangelischen Kirche ja nicht offen diskutiert. Müsste das nicht auch einmal ein Tagungsordnungspunkt einer EKD-Synode sein – so wie es im Bundestag eine Diskussion über die Regierenden gibt?

Die Sache hat sicher auch noch eine theologische, eine biblische Seite. Paulus schrieb an die Gemeinde in Korinth: „Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen“ (1. Korintherbrief 1, 26). Was zählt heute in der „Kirche der Freiheit“, was ist wichtig bei diesem „allgegenwärtigen und allmächtigen“ Bischof an der angeblichen Spitze unserer evangelischen Kirche in Deutschland? Ist unsere Kirche eine gute Gelegenheit zur persönlichen Profilierung? Jesus von Nazareth hätte andere Werbung verdient!

Pfr. i.R. Wilhelm Drühe,Mettmann, 05.02.08

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"Therapeutisches" Klonen
Reiner Vogels


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"Ich lebe, und ihr sollt auch leben", Joh. 14, 19
Zur Jahreslosung 2008
Reiner Vogels