Kompetenzerwartungen im Lehrplan Evangelische Religionslehre

Aus dem Arbeitsbereich

Die folgenden Überlegungen sind als ergänzende Hilfe zu den im Lehrplan genannten Kompetenzen und den Kompetenzerwartungen in den sechs Bereichen  zu verstehen. Im Rahmen der Lehreraus- und –fortbildung können diese „Weiterführenden Gedanken“ für einen am Kind orientierten Religionsunterricht genutzt werden.

Wir sehen diese als Gedankenimpuls für einen kritisch-konstruktiven Diskurs.

 

1. Fragekompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

– nehmen sich selbst, den Anderen und die Welt wahr.
– werden auf religiös Bedeutsames aufmerksam (wie Staunenswertes und Wunderbares, Schwieriges…). 1)
– entwickeln eine Fragehaltung und werden neugierig auf existenziell bedeutsame Kontexte.
– äußern eigene Sichtweisen, lassen sich auf Fragen der anderen ein (kommunikatives Moment) und entwickeln – vor dem Hintergrund anderer Sichtweisen und Erfahrungen – neue Fragen (dialogisches Prinzip).
– stellen lebensbedeutsame „Fragen nach sich selbst, nach der Welt, nach dem Zusammenleben, nach dem Woher und Wohin und nach Gott“. (Hilger*)

 

2. Theologische Kompetenz

Die Schüler und Schülerinnen

– erfassen Inhalte der biblisch-christlichen Überlieferung und „bringen sie in Zusammenhang mit grundlegenden Fragen und Erfahrungen von Menschen“. (Hilger)
– wissen, dass Menschen zu allen Zeiten, aus ihrem Glauben heraus, Entscheidungen treffen und Hoffnung für sich und ihr Leben finden können. (Lehrplan Evangelische Religionslehre)
– kennen Hintergründe einzelner biblischer Texte.
– kennen Unterschiede und Gemeinsamkeiten evangelischer und katholischer Konfessionen.
– kennen Unterschiede und Gemeinsamkeiten anderer Religionen.

 

3. Deutungskompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

– deuten Glaubenserfahrungen der Menschen als Vertrauens- und Hoffnungserfahrungen.
– entwickeln – vor diesem Hintergrund – Deutungsmöglichkeiten für

  • eigene Lebenserfahrung
  • biblische Texte
  • Lebenszeugnisse
  • religiöse Lebensgestaltung
  • Symbole und metaphorische Sprache

– nutzen Denkanstöße für die eigene Auseinandersetzung und entwickeln Handlungsmöglichkeiten für das eigene Leben.

4. Ausdruckskompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

– finden Zugang zu elementaren Sprach- und Ausdrucksformen des Glaubens und deuten sie (Texte, Bilder, Symbole, Lieder, Gebete, meditative Ausdrucksformen, Rituale, Feste, Feiern…). (Hilger)
– entwickeln zunehmend eigene religiöse Sprach- und Ausdrucksformen. (Hilger)
– nutzen Methoden und Materialien, um religiöse Inhalte ganzheitlich auszudrücken.

 

5. Ethische Kompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

– nehmen sich selbst als von Gott angenommen und gewollt wahr.
– nehmen einander wertschätzend in ihrer Verschiedenheit wahr.
– kennen Maßstäbe für ein gelingendes menschliches Miteinander und ein verantwortliches Umgehen zur Bewahrung der Schöpfung.
– nutzen diese Maßstäbe als Denkanstöße für die eigene Auseinandersetzung und entwickeln Handlungsmöglichkeiten für das eigene Leben.
– diskutieren unterschiedliche Maßstäbe und ihre Wertigkeit.
– entwickeln Einfühlungsvermögen und finden Möglichkeiten, achtsam miteinander umzugehen. (Hilger)
– entwickeln eigene religiöse Standpunkte und achten die Überzeugungen anderer (auch im Sinne einer interreligiösen Kompetenz).
– benennen und reflektieren eigene altersangemessene Handlungsspielräume und übernehmen in kindgemäßen Alltagssituationen Verantwortung für eigenes Handeln.

 

Erarbeitet und erprobt durch Fachleiterinnen und Fachleiter für Evangelische Religionslehre der ZfsLs Duisburg, Düsseldorf, Engelskirchen, Essen, Hagen, Kleve, Köln, Münster, Neuss, Siegburg und Solingen.

 


 

Stand: August 2014

*Wenn im Text auf Hilger verwiesen bzw. dieser zitiert wird, bezieht sich dieses auf folgende Literaturangabe:

Hilger, Georg: Leistungsmessung oder Wirkungsüberprüfung im Religionsunterricht? In: Fischer, Dietlind (Hrsg.): Lernen beobachten – Leistung beurteilen im Religionsunterricht der Grundschule. Seelze 2010. S.27-38.

Außerdem diente als Arbeitsgrundlage:

Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule in Nordrhein-Westfalen. Lehrplan Evangelische Religionslehre. Düsseldorf 2008. (= Schriftenreihe Schule in NRW Nr. 2012.) S. 152. 1.3.

Oberthür, Rainer: Wie hältst du’s mit der Leistung? Bewertungskriterien für den Religionsunterricht. In: Ökumenische Zeitschrift für den Religionsunterricht. H 1/2001. Jg.31. S.10-12.

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1 Muss je nach Kontext konkret gefüllt werden.