Soziale Skulpturen – Foto – Malerei

Herbstausstellung 2014 im Haus der Begegnung

Die Herbstausstellung 2014 im Haus der Begegnung hat Arbeiten der Remscheider Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck gezeigt. Der Titel der Ausstellung „Soziale Skulpturen – Foto – Malerei“ gibt bereits einen Hinweis auf die Vielseitigkeit der Künstlerin.

Trauerweide in Velbert (2011). Foto: Ute Lennartz-Lembeck Trauerweide in Velbert (2011). Foto: Ute Lennartz-Lembeck

 

Bereits Mitte Oktober 2014 wurde im Garten des Hauses der Begegnung für einige Wochen ein großes, buntes Zelt von 3,80 m Durchmesser aufgebaut -Vorbote für die Herbstausstellung 2014. Die Herbstausstellung zeigte dann weitere Werke der Remscheider Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck, die auch dieses Tipi, ein Patchwork-Netzwerk aus 1.000 Einzelquadraten, entworfen hat.

Mit einer Vernissage am 22. Oktober 2014 wurde die Ausstellung eröffnet
Am Mittwoch, 22. Oktober 2014, wurde die Ausstellung mit einer Vernissage eröffnet. Nach der Begrüßung durch Professor Dr. Gotthard Fermor, Leiter des Pädagogisch-Theologischen Instituts und in diesem Jahr Sprecher des Hauses, führte der langjährige Leiter des Film Funk Fernseh Zentrums der Evangelischen Kirche im Rheinland, Jürgen Jaissle, in die Ausstellung ein.

Jürgen Jaissle nahm die Besucher hinein in ein fiktives Gespräch über Kunst
Jaissle nahm die Besucher hinein in ein Gespräch mit einem fiktiven Kunstfreund über Ute Lennartz-Lembeck und ihre Kunst. Ausgangspunkt war dabei das Trauerweiden-Projekt in Velbert.

Jaissle: Die Trauerweide in Velbert ist ein intelligentes, ungewöhnliches Projekt
„Ein intelligentes, ein ungewöhnliches Projekt, mit einem doch gewöhnlichen Material … Gehen wir an den Rand des Platzes, nehmen wir die Trauerweide aus der Distanz und als den zentralen Punkt des Platzes wahr, um den sich Park- und Spielanlagen gruppieren. Dann sehen wir ihn als dominanten, ebenmäßigen Baum, aber mit einem farbigen Stamm. Stehen wir vor ihm, sind wir mit seiner Hülle konfrontiert, sehen weniger den Baum als die Textbanner mit ihren Wünschen, sehen das Projekt. Eine Transformation findet statt, ein Anderes wird enthüllt.“ Dabei sei schon die Auswahl des Materials, Wolle, ein Akt der Demut vor der Endlichkeit statt der Anmaßung einer Ewigkeit, einer Zeitlosigkeit, zu der sich Kunst gewöhnlich berufen fühle.

Jaissle: Über kunstpädagogische und soziale Projekte zum Urban Knitting
Das Trauerweiden-Projekt in Velbert wurde zum Ausgangspunkt für weitere Urban Knitting Projekte von Ute Lennartz-Lembeck. Jürgen Jaissle beschrieb es so: „Dass sie die Malerei beherrscht, wie sie in ihren drei Ölbildern über ihre Kinder zeigt: Tochter, Sohn, Tochter und Sohn; aber aus der Arbeit mit kunstpädagogischen und sozialen Projekten, aus ihrem Ethos heraus und im Verständnis einer postmodernen res publica fand sie zu Arbeiten des ,Urban Knitting‘. Nach dem öffentlichen Echo über das Projekt der Trauerweide in Velbert und mit internationaler Vernetzung stieß sie ohne Unterlass neue Projekte an und setzte sie um.“

Jaissle: Urban Knitting besticht durch seine Vernetzung
„Wie Maschen von analoger Hand zu einem Netz verknüpft und verschlungen werden, so verbinden sich Menschen und Ideen im digitalen Cyberspace zu einem Netzwerk gleicher Interessen. Wenn dieses Netzwerk auch zu einem Ideen- und Projekt-Akzelerator wird, so dient es überdies der Partizipation und Arbeitsteilung bei gemeinsamen Projekten. In diesem ,Crowd Knitting‘ wird die Vernetzung wieder analog, die Teilnehmer zur realen Community . Dabei setzt diese schon eine Vision einer zukünftigen Welt um, das ,Sharity‘, die Zukunft des Teilens.“

Jaissle: Ute Lennartz-Lembeck schafft Soziale Skulpturen
Die soziale Komponente ihres Schaffens zeige insbesondere ihr Tipi-Projekt. Diese Zelte werden hergestellt im generationenübergreifenden Kollektiv, das die individuellen, beinahe 1.000 Quadrate miteinander verknüpft: Eine exemplarische Schnittstelle …Mit der schöpferischen Gestaltung der Objekte und der damit verbundenen kreativen Tätigkeit, bei der sich auch soziale und emotionale Bande verknüpfen lassen, mit dem Impetus zu Veränderungen in der Gesellschaft, würde das ,Urban Knitting‘ unter Joseph Beuys‘ Kunstkonzept der Sozialen Plastik oder Sozialen Skulptur fallen“, so Jaissle.

Jaissle: Ja, das ist Kunst. So ist sie.
Er schloss seine Würdigung mit dem kurzen, aber eindringlichen Resümee:
„Bei allen Unterschieden der Theorien darüber sind sie allein darin einmütig, dass Kunst Erkenntnis und Wahrheit sucht. Wie die Religion. Aber Kunst ist immer auch Inszenierung, kann sich selbst verhüllen und erscheint manches Mal als Camouflage.“ Und bezogen auf Ute Lennartz-Lembeck: „Ja, das ist Kunst. So ist sie.“

Auch für besonders musikalisch Interessierte gab es einen Leckerbissen: Der Musiker Paul „PR“ Rittel begleitet die Vernissage mit Jazz-Cello-Stücken.

Ute Lennartz-Lembeck. Foto: Rosa Baum Ute Lennartz-Lembeck. Foto: Rosa Baum

 

Über die Künstlerin:
Strick- und Häkelaktionen im öffentlichen Raum haben Ute Lennartz-Lembeck bekannt gemacht

Ute Lennartz-Lembeck ist vor allem durch ihre Strick- und Häkelaktionen bekannt geworden.

So hat sie z.B. 2011 eine hohe Trauerweide in Velbert bunt eingekleidet – zwanzig Kilogramm Wolle, 72 Kilometer Faden, 400.000 Maschen hat sie dabei verstrickt.

Zwei Jahre später verwandelte sich dieselbe Weide in einen Wunschbaum, umhüllt von 360 kleinen gestrickten oder gehäkelten Rechtecken, weichen Graffitis, auf denen Menschen aus vielen verschiedenen Ländern ihre Wünsche eingestrickt oder eingestickt hatten.

2012 erhielten die vier Basler Rheinfähren anlässlich der Aktion „basel farbARTig verstriggt“ farbige Wolldächer. Eine der beteiligten Künstlerinnen war Ute Lennartz-Lembeck, die die Münsterfähre „verstrickte“.

Rosa (2009). Acryl und Öl auf Leinwand. Foto: Ute Lennartz-Lembeck Rosa (2009). Acryl und Öl auf Leinwand. Foto: Ute Lennartz-Lembeck

 

Das Spektrum der Arbeiten von Ute Lennartz-Lembeck ist vielseitig und geht über Street Art hinaus
Ute Lennartz hat Kunstpädagogik, Sozialwissenschaften, Erziehungswissenschaften und Kulturpädagogik mit den Schwerpunkten Malerei und Fotografie studiert.

Man verbindet sie vor allem mit Kunst im öffentlichen Raum, Urban Knitting und Street Art, doch das Spektrum ihrer Arbeiten geht darüber hinaus. Die Ausstellung im Haus der Begegnung gab eine Übersicht über ihre Vielseitigkeit und über den Hintergrund ihrer Arbeiten.

Letztlich möchte sie vor allem zu Kooperation und Vernetzung anregen. „Meine Arbeiten entstehen konzeptionell durch die vertiefende Beschäftigung mit Geweben, deren Stabilität, deren Herstellung, im praktischen, wie im übertragenen, auch theoretischen Sinne“, sagt sie über ihre Arbeiten.

Ute Lennartz-Lembeck arbeitet regional, national, international,
oft in Verbindung mit sozialen Projekten

Ute Lennartz-Lembeck arbeitet regional, national und international. Ihre künstlerischen Ideen setzt sie allein oder in Verbindung mit sozialen Projekten um.

Im Rahmen ihres Zelt-Projekts hat sie z.B. zusammen mit Menschen mit und ohne Behinderung das Tipi für das Bündnis „Wir WOLLEn Vielfalt“ zusammengefügt, das einige Wochen begleitend zur Ausstellung im Garten des Hauses der Begegnung zu sehen war. Das Netzwerk aus 1.000 Quadraten, gehäkelt von vielen unterschiedlichen Menschen an vielen Orten des Rheinlands, ist ein augenfälliges Symbol für Vielfalt und Inklusion.

Ausführliche Informationen bietet die Hompage
Die Homepage von Ute Lennartz-Lembeck informiert ausführlich über Vita und Arbeiten der Künstlerin:
www.ute-lennartz-lembeck.de