Ausstellung: Nacht unter Hennasträuchern

3. September 2015 bis 3. März 2016

Fotografin Zurhausen (l.) und Professorin Skladny (r.) bei der Eröffnung vor "Sara lacht". Foto: Ronald Friese
Fotografin Zurhausen (l.) und Professorin Skladny (r.) bei der Eröffnung vor „Sara lacht“. Foto: Ronald Friese

Körper und Bibel – Thema eines öffentlichen Kulturprojekts
Religion und Erotik, Körper und Bibel – das war Thema eines öffentlichen Kulturprojekts der Gemeindepädagoginnen Michaela Leyendecker und Ute Folly. In der gemeinsamen künstlerischen Auseinandersetzung der Amateur-„Modelle“ und der Fotografin Ute Zurhausen mit konkreten Bibelstellen entstanden so die Fotoarbeiten dieser Ausstellung.

„Die Werke in klassischer Ästhetik erzeugen einen Spannungsbogen aus traditionellen Inhalten und dem modernen Menschen. Der Betrachter wird Zeuge intimer Szenen, der gewollte Bruch von Tabus … soll intensive Diskussionen anregen“, schreibt Ute Zurhausen auf ihrer Homepage.

Die Ausstellung zeigt die biografisch-künstlerischen Ergebnisse
Die Fotos sind ästhetische Zeugnisse biografisch-künstlerischer Auseinandersetzung mit der Körperlichkeit der biblischen Texte. Wenn die Bibel, beheimatet in der orientalischen Kultur, vom Körper redet, dann meint sie eben diesen Körper und nicht nur dessen symbolische Repräsentation. Die Fotografien laden uns dazu ein, die körperliche und erotische Dimension unserer Bibellektüre lebendig und hoffentlich auch heilsam irritierend zu erschließen.

„Ich glaube, das tut uns sehr, sehr gut, diese wunderbare Schöpfungserfahrung, die wir Erotik und Sexualität nennen, auch dankbar mit ihrem Grund und ihrer Quelle in Verbindung zu bringen, die wir Gott nennen'“, sagte Professor Dr. Gotthard Fermor, Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts im Haus der Begegnung, in einem Interview zur Ausstellung.

Eröffnete die Ausstellung: Prof. Dr. Helene Skladny Eröffnete die Ausstellung: Prof. Dr. Helene Skladny

Bei der Vernissage am 3. September 2015 begrüßte der Direktor des Pädagogisch-Theologischen Instituts (pti), Prof. Dr. Gotthard Fermor, die Besucher im Namen von Evangelischer Akademie und pti. Das Haus der Begegnung, der Sitz beider Einrichtungen, sei auch ein Haus der Bildermachens, so Fermor. Bei den Tagungen und Lehrveranstaltungen ginge es  immer wieder darum, sich Vorstellungen,  „Bilder“ von Gott und von der Welt, zu machen.

Arbeiten erschließen den wenig beachten Aspekt der Körperlichkeit biblischer Texte
Die ausgestellten Fotoarbeiten erschlössen für die Besucher der Ausstellung und des Hauses einen wenig beachteten Aspekt der biblischen Texte, und zwar deren Körperlichkeit, unterstrich Fermor. „Wir freuen uns, dass wir jetzt, im Luther-Jahr ‚Bild und Bibel‘, die Bilder des Oberhausener Fotoprojektes bei uns zu Gast haben und dass sie uns bis Januar 2016 bei unserer Arbeit begleiten.“

… und haben zeitgenössische Bilder für alte Sprach-Bilder der Bibel gefunden
„Das Ausstellungsprojekt hat zeitgenössische Bilder für alte Sprach-Bilder der Bibel gefunden“, hielt die Kunstpädagogin Professor Helene Skladny bei ihrer Einführung in die Ausstellung fest. Dies gelte z.B. für die starke poetische Sprache des alttestamentlichen Hoheliedes und die entsprechende Bildfolge in der Ausstellung.

„Kennzeichnend für das Hohelied ist seine bildhafte, kraftvolle und sinnliche Sprache. Der Wechselgesang zwischen den Liebenden ist voller wunderschöner Sprachbilder und Metaphern, die in der Sprache und Kultur Israels, Ägyptens und des Vorderen Orients verankert sind. Und das ist wirklich bemerkenswert: Menschen vor ca. 2500 Jahren ca. 5000 km von uns entfernt finden Bilder für die Liebe, die überzeitlich und überkulturell sind und tief von uns verstanden werden: das muss ein wissenschaftlicher Text erst einmal schaffen! „, so Skladny.

Das Ausstellungsprojekt – ein künstlerisches Forschungsprojekt
Das Ausstellungsprojekt habe es unternommen, die Bilder des Hoheliedes und anderer Texte der Bibel künstlerisch zu erforschen. Die Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin Sibylle Peters habe über diese Art der Forschung so charakterisiert: „Künstlerische Forschung operiert durch Gestaltungsprozesse. (.) Ein wichtiger methodischer Schwerpunkt künstlerischer Forschung besteht in der Einbindung und Erkundung der Körperlichkeit, der Materialität, der Situiertheit und der Performativität von Wissen. Künstlerische Forschung generiert und untersucht Erkenntnisräume.“

Auf diese Ausstellung bezogen, so Skladny weiter, bedeute dies: „Die Komplexheit der Thematik, nämlich sich über verschiedenste Ausprägung, Kontexte, Beziehungsformen von Körperlichkeit und auch Erotik in der Bibel ‚ein Bild‘ zu machen, arbeitet man am besten mit Bildern und zwar indem man eine Sprache benutzt, die der Thematik am nächsten kommt: nämlich die der Sinnlichkeit.“

Bildachsen und das Spiel mit Licht und Schatten als Stilmittel
Bei dem Ausstellungsprojekt, an dem immerhin drei unterschiedliche „Parteien“ – die Fotografin, die beiden Diplomandinnen und die Amateur-Modelle – beteiligt waren, seien auf diese Weise Bilder mit einer beeindruckend sinnlichen Sprache entstanden, unterstrich Skladny. In der fotografischen Umsetzung spielen die Bildachsen und das Spiel von Licht und Schatten eine wichtige Rolle, wie es z.B. beim Bildzyklus zu den alttestamentlichen Frauenfiguren Lea und Rahel deutlich wird. Hier zeigen die Schatten das Versteckte, das Undurchsichtige in der Beziehung der beiden Schwestern zueinander, die beiden denselben Mann lieben. Die Bildachsen wiederum schaffen durch die Blickrichtungen der dargestellten Personen nicht nur gestalterische, sondern auch inhaltliche Verbindungen.

Die Bilder vermitteln etwas Zeitloses
„Die gewählte Sepia-Tönung statt eines harten Schwarz-Weiß-Kontrastes hebt die Bilder aus der Zeit heraus und gebe ihnen etwas Zeitloses“, so Skladny weiter. Die für jedes Thema gewählte Fotofolge in Form des klassischen, insbesondere bei Altären zu findenden dreigeteilten Bildes, des Triptychons, und die Leinwand als Fotogrund verstärken diesen Eindruck noch.

Bilder als Kondensate des Erzählten
Für die Arbeiten des Projekts „Nacht unter Hennasträuchern“ gelte das, was für alle guten Bilder gelte: Sie seien Kondensate dessen, was sie erzählen, und berührten so unmittelbar. „Sie sind eine Essenz, in der alles auf kleinstem Raum enthalten ist.“ Dabei stellte Skladny einen aktuellen Bezug her zu dem Bild des kleinen ertrunkenen syrischen Jungen an der türkischen Küste, das am Tag der Ausstellungseröffnung um die Welt ging und das Leid der Flüchtlinge mehr verdichtet und verdeutlicht als jede Schilderung.

Zum Abschluss der Vernissage:
Rundgang mit musikalischen und poetischen Impulsen

Anschließend waren die Vernissage-Besucher zu einem Rundgang durch die Ausstellung eingeladen. Dabei boten die von Professor Fermor vorgetragenen biblischen und poetischen Impulse und die Improvisationen des Saxofonisten Jürgen Hiekel Gelegenheit, mit den Bildern ins Gespräch zu kommen.

Abschluss der Vernissage mit einem Rundgang durch die Ausstellung Abschluss der Vernissage mit einem Rundgang durch die Ausstellung

Ute Folly
Dipl.-Sozialpädagogin, Religionspädagogin, Ausbildung zur Psychodrama-Leiterin, Leitung der Kinder- und Jugendarbeit der Evangelischen Christuskirchengemeinde Oberhausen

Michaela Leyendecker
Dipl.-Sozialarbeiterin, Religionspädagogin, Erwachsenenbildnerin M.A., Synodale Jugendreferentin im Evangelischen Kirchenkreis Wesel

Ute Zurhausen
Studium der Visuellen Kommunikation (FH Dortmund -Abschluss 2000), seit 2000 selbständige Fotodesignerin. Arbeiten und Ausstellungen unter: www.ute-zurhausen.de

Das Hohelied 4,3. Foto: Ute Zurhausen Das Hohelied 4,3. Foto: Ute Zurhausen

Nacht unter Hennasträuchern
Liebeserleben und Gottesbeziehung

Ausstellung im Haus der Begegnung
Mandelbaumweg 2
53177 Bonn

3. September 2015 bis 3. März 2016

Öffnungszeiten
Mo. – Do. 9.00 – 16.30 Uhr
Fr. 9.00 – 13.30 Uhr
Weitere Termine, auch am Wochenende, nach Absprache.

Der Eintritt ist frei.

Anfahrtshinweise unter www.hdb-bonn.de

Begleitend zur Ausstellung: Ein Katalog und eine Postkarte

Zur Ausstellung gibt das Haus der Begegnung einen Ausstellungskatalog sowie eine Kunstpostkarte mit dem Motiv „Sara lacht“ heraus.

Der Ausstellungskatalog ist am Empfang oder per Mail zum Preis von  8,50 Euro erhältlich, bei Bestellung per Mail zzgl. Porto.

Die Postkarte in der Reihe  „KUNST im Haus der BEGEGNUNG“ wird unentgeltlich abgegeben.