Paris, der Islam und die Gewaltfrage

von Manfred Rütten

Sonntag, 15.11.2015

Zeichnung: die Worte Pray For Paris auf schwarzem Hintergrund
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Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres wurde die französische Hauptstadt zum Schauplatz eines Terrorangriffs von Islamisten.

Die Menschen in Paris hatten sich auf einen schönen Freitagabend gefreut – auf Fußball, Rockmusik oder ein entspanntes Abendessen. Aber es wurde eine wahre Horrornacht mit über 120 Toten und mehr als 250 Verletzten.

Zehn Monate nach dem Angriff auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" ist die französische Hauptstadt am 13.11. erneut von Attentätern angegriffen worden. Am Samstagmittag bekannte sich die Terrororganisation "Islamischer Staat" zu den mörderischen Anschlägen. Kurz zuvor hatte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland die Taten so kommentiert: "Auch wenn die näheren Hintergründe noch unklar sind, haben offenkundig mehrere abgestimmte Terroranschläge in unvorstellbarer Brutalität eine Nacht des Terrors geschaffen, die über zahlreiche Familien und über ein ganzes Land unermessliches Leid gebracht hat. Mit unseren Gedanken und Gebeten sind wir bei den betroffenen Angehörigen und Freunden sowie bei unserer Partnerkirche Eglise Protestante Unie de France."

Rekowskis Amtskollegin Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, sagte in einer ersten Stellungnahme: "Angesichts dieser menschenverachtenden Gewalt sind wir ratlos, sprachlos, machtlos. (…) Ich bete für die Opfer und ihre Angehörigen. Ich bete, dass Gott die Herzen bewegt und dass der Hass nicht die Oberhand gewinnt. Ich rufe Christen, aber auch Angehörige anderer Religionen dazu auf, im Gebet nicht nachzulassen."

Gebet nach den Anschlägen von Paris | ‪#‎PrayforParis

Wir können es nicht fassen, Gott!

Soviel Tod, soviel Leid, soviel Angst!

Nicht weit weg von uns,

sondern in Paris – keine Tagesreise entfernt!

 

Die Bilder der Nacht schockieren uns.

Der Schmerz der Opfer trifft uns ins Mark.

Die Trauer der Angehörigen zerreißt uns das Herz.

Die Sorge der Menschen um Frieden in der eigenen Stadt,

im eigenen Land

bewegt auch uns.

 

All das halten wir vor dich, Gott!

 

Ohnmächtig sind wir – aber nicht hoffnungslos!

Gegen alle Wut, gegen alle Gewalt

klammern wir uns an dein Friedenswort.

 

Darum bitten wir dich, Gott des Lichts:

Gehe auf über denen,

die in Paris trauern,

die verzweifelt sind,

die Angst haben,

die sich fragen: Wo führt uns das hin?!

 

Umarme, die um einen geliebten Menschen trauern.

 

Sei bei den Verletzten, die um ihr Leben kämpfen

und auch bei denen, die an ihrer Seite bangen und hoffen.

 

Lass zur Ruhe kommen,

die die furchtbaren Bilder jener Nacht nicht loslassen.

 

Stärke die Glaubenden in allen Religionen,

die sich unbeirrt einsetzen

für Gemeinschaft und Versöhnung.

 

Zeige uns den Schritt, den wir als nächstes gehen können

auf dem Weg deines Friedens –

jetzt erst recht!

 

Du Liebhaber der Menschen:

Höre unser Beten!

Erbarme dich unser!

Amen.
Sonntag, 15.11.2015