Pressemitteilung

Deutliche Worte der Landessynode für die aktuelle Bildungsdiskussion

Positionspapier verabschiedet

  • Nr. 41/2009
  • 16.1.2009
  • 3507 Zeichen

Vor dem Hintergrund der aktuellen Bildungsdiskussion in den Bundesländern hat die Evangelische Kirche im Rheinland mit „Orientierungen“ zu Grundsatzfragen eindeutig Stellung bezogen. „Kein Kind, kein Jugendlicher und kein Erwachsener soll als bildungsfern oder nicht mehr bildungsfähig verloren gehen“, heißt es in dem Papier, das die Landessynode heute Vormittag einstimmig verabschiedete. Die rheinische Kirche werde sich an „ideologisch aufgeheizten Schulstrukturdebatten“ nicht beteiligen und ihre Beurteilung staatlicher Schulpolitik davon abhängig machen, wie es – dem evangelischen Bildungsverständnis entsprechend – gelinge, jedem Kind und jedem Jugendlichen ein Höchstmaß an Bildung zu ermöglichen. Es gehe um „Bildung in ihrer humanen Qualität. „Bildungsgerechtigkeit“ sei Bildung, die jeder und jedem einzelnen gerecht werde.

Gefordert wird ein ganzheitliches evangelisches Bildungsverständnis als Maßstab für bildungspolitische Entscheidungen und die Leistungen von Bildungseinrichtungen – auch, aber nicht nur für die eigenen. Abgelehnt wird jegliche zweckorientierte Verengung des Bildungsbegriffs. Die Synode verlangt in dem Papier die Wertschätzung von Bildungsinhalten mit sozialer, affektiver, musisch-kreativer und religiöser Dimension und betont, religiöse Bildung sei nicht nur eine Form der Werteerziehung, sondern nötig für die eigene Identität. Die rheinische Kirche werde deshalb ihre Bemühungen verstärken, Menschen mit ihren Bildungsangeboten in ihrem Lebenslauf zu begleiten. Dazu gehöre auch Schulseelsorge in den eigenen und in den staatlichen Schulen.

Evangelischer Religionsunterricht ist unverzichtbar

Außerdem wird die Bedeutung des Evangelischen Religionsunterrichts heraus-gestellt: „Anders als jede Form von Religionskunde ermöglicht der konfessionelle Religionsunterricht die Begegnung mit dem christlichen Glauben evangelischer Prägung als einer gegenwärtigen Lebensform und einem konkreten Sinn- und Deutungsangebot“.

Zum Zusammenhang von Armut und Bildungsdefiziten wird konstatiert: „Armut verhindert Bildung und verfestigt soziale Ausgrenzung.“ Die Evangelische Kirche im Rheinland werde die Problematik, wo immer sie sichtbar sei, zu einem öffentlichen Thema machen, aber auch selbst etwas tun, z.B. mit Angeboten wie Hausaufgabenhilfe, Lernpatenschaften, Mittagstischen und Elternkursen zur Medienkompetenz. Auch zur Bildung in Ganztagsschulen („nur unter verantwort-baren Bedingungen“), zum Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung und zur außerschulischen Lebensbegleitung, z.B. in der Konfirmanden-arbeit, nimmt die Landessynode in dem Papier Stellung. Zudem nimmt sie auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bildungseinrichtungen in den Blick. Qualität in der Bildungsarbeit sei einzufordern, jedoch ohne zu überfordern. „Formen eines perfektionistischen Qualitätsmanagements, dessen Aufwand in keinem vernünftigen Verhältnis zu seinem Ertrag stehen, sollten vermieden werden. Standardisierungen dürfen nicht zu Lasten notwendiger pädagogischer Freiräume gehen“, heißt es. In ihren eigenen Bildungseinrichtungen werde sich die rheinische Kirche an Maßnahmen der Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung beteiligen und darauf achten, dabei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit dem notwendigen Vertrauen zu begegnen.