Pressemitteilung

Präses Schneider wird für christlich-jüdischen Dialog ausgezeichnet

Die „Buber-Rosenzweig-Medaille“ ehrt auch die Verdienste der rheinischen Kirche

  • Nr. 52/2012
  • 8.3.2012
  • 3806 Zeichen

Wenn der rheinische Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Sonntag, 11. März 2012, im Gewandhaus in Leipzig die Buber-Rosenzweig-Medaille verliehen bekommt, dann würdigt der Deutsche Koordinierungsrat e.V. neben dem nachhaltigen Wirken von Präses Schneider auch die wegweisende Haltung der Evangelischen Kirche im Rheinland im christlich-jüdischen Dialog. Im Jahr 1980 hatte die rheinische Kirche mit einem weit reichenden Beschluss ihrer Landessynode „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ im deutschen Protestantismus Wege zu einer theologischen Neupositionierung nach der Shoa geebnet.

Die Verleihung der Medaille findet im Rahmen eines Festwochenendes anlässlich der Eröffnung der 60. „Woche der Brüderlichkeit“ statt. Die Laudatio hält der frühere Außenminister und SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier. Das ZDF überträgt am Sonntagabend ab 23.45 Uhr eine Zusammenfassung der Feier. Seit 1968 verleiht der Deutsche Koordinierungsrat e.V., der mehr als 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit umfasst, während der Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit die Buber-Rosenzweig-Medaille. Ausgezeichnet werden Personen, Institutionen oder Initiativen, die sich insbesondere um die Verständigung zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Die Medaille wird in Erinnerung an die jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig verliehen.

Vortrag „Am Anfang war das Wort – Von der Bedeutung des Wortes Gottes“

Am Tag vor der Preisverleihung, also am Samstag, 10. März, hält Schneider um 15 Uhr einen Vortrag unter dem Titel „Am Anfang war das Wort – Von der Bedeutung des Wortes Gottes“ in der Nikolaikirche zu Leipzig. Danach (17.30 Uhr) wirkt er zusammen mit Landesrabbiner Dr. h.c. Henry G. Brandt und Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff an einer christlich-jüdischen Gemeinschaftsfeier im Neuen Rathaus mit.

[Hinweis an die Redaktionen: Das Manuskript des Präses-Vortrags finden Sie im Anhang zu Ihrer Verwendung. Bitte beachten Sie Sperrfrist und Wortlautvorbehalt!]

Zum Hintergrund: Der Rheinische Beschluss von 1980

In dem Beschluss der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland „Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden“ von 1980 wird u.a. auch die Einsicht der Kirche nach der Shoa betont, „dass die fortdauernde Existenz des jüdischen Volkes, seine Heimkehr in das Land der Verheißung und auch die Errichtung des Staates Israel Zeichen der Treue Gottes gegenüber seinem Volk sind“. Die Synode erkannte damals als Schuld, dass eine falsche judenfeindliche Tradition von der Ersetzung des alten Bundes Gottes mit Israel durch einen neuen Bund in Jesus Christus mit der Kirche und der Menschheit ausgegangen sei. Sie betonte auf der Grundlage der biblischen Schriften in ihrem Neuansatz vielmehr die besondere Verbundenheit von Synagoge und Kirche in ihrem gemeinsamen Bekenntnis zu Gott als dem „Schöpfer des Himmels und der Erde“. Mit Rückblick auf die Revision der eigenen Tradition und das inzwischen veränderte Bewusstsein für die besondere Beziehung der Kirche zu Israel sieht sich die rheinische Kirche mehr als 25 Jahre nach dem Synodalbeschluss zu weiteren Schritten auf dem begonnenen Weg der Erneuerung verpflichtet.

Hintergründige Informationen (u.a. Beschluss von 1980 im Wortlaut, aber auch Materialien aus der Weiterarbeit am Thema wie z.B. die Arbeitshilfe „Kreuzestheologie von der Schrift her befragen“) finden Sie im Internet:

http://www.ekir.de/christen-juden