Pressemitteilung

Weniger Mitglieder, mehr Taufen, weniger Austritte, Kinder stark im Gottesdienst

Jahresstatistik 2011 der Evangelischen Kirche im Rheinland liegt jetzt vor

  • Nr. 152/2012
  • 4.12.2012
  • 7758 Zeichen

Die Stabsstelle Controlling im Landeskirchenamt hat wie immer zum Jahresende alle Zahlen des Vorjahres zusammengetragen und die Jahresstatistik „Kirchliches Leben in den Gemeinden 2011“ offiziell vorgelegt. Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Daten aus der Evangelischen Kirche im Rheinland im Überblick:

Gemeindemitglieder und Kirchengemeinden

Zur rheinischen Kirche, deren Kirchengebiet sich etwa zwischen Emmerich und Saarbrücken erstreckt, gehörten Anfang 2011 knapp 2,80 Millionen Gemeindemitglieder, die sich auf zurzeit 38 Kirchenkreise und 742 Kirchengemeinden verteilen. Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 23 Prozent. Anfang 2012 lag die Zahl bei knapp 2,77 Millionen Gemeindegliedern.

Mitgliedschaftsentwicklung

Die gesamte Gemeindemitgliederzahl verminderte sich während des Jahres 2011 um knapp ein Prozent. Dieser Rückgang von 26.000 Personen erklärt sich nur zum kleineren Teil durch den Saldo von Ein- und Austritten von -8.086 Personen. Wesentlich größeren Anteil hat die allgemeine Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Der Rückgang wird in erster Linie durch die höhere Zahl der Verstorbenen gegenüber den getauften Kindern (-20.200 im Jahr 2011) verursacht. Die Differenz von 2.300 Personen zur Gesamtveränderung erklärt sich durch einen Überschuss der Zuzüge zu den Fortzügen.

Taufen

Im vergangenen „Jahr der Taufe“ wurden in den Kirchengemeinden 18.957 Kinder (+0,6 Prozent im Vergleich zu 2010) und 2.073 Erwachsene (+1,2 Prozent) getauft. Von den getauften Kindern stammen 6.475 (34,2 Prozent) aus evangelischen und 6.223 (32,8 Prozent) aus evangelisch/römisch-katholischen Ehen. Von den Kindern waren 7.630 bzw. 40,2 Prozent bei ihrer Taufe älter als ein Jahr. 1.185 Kinder wurden erst während der Zeit des Konfirmandenunterrichts bzw. im Konfirmationsgottesdienst getauft. Nach wie vor werden nahezu alle Kinder aus Familien mit mindestens einem evangelischen Elternteil getauft.
Konfirmationen
Im Jahr 2011 wurden 26.239 Jungen und Mädchen konfirmiert bzw. im Konfirmationsgottesdienst getauft, das waren bei nahezu konstanter Jahrgangsstärke 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit hat sich eine seit zehn Jahren rückläufige Entwicklung erstmals wieder umgekehrt.

Trauungen
Im vergangenen Jahr wurden 4.876 Paare evangelisch getraut – 6,9 Prozent weniger als im Vorjahr, in dem hier eine deutliche Steigerung zu verzeichnen war. Mit 2.000 getrauten Paaren (41 Prozent) stellte die Gruppe, in der beide Eheleute der evangelischen Kirche angehörten, weiterhin knapp die größte Gruppe, aber bei fast ebenso vielen Paaren gehörte ein Ehepartner oder eine Ehepartnerin zur römisch-katholischen Kirche (1.962 Paare bzw. 40,2 Prozent). Mit 16,1 Prozent lag der Anteil der 787 Paare, bei denen ein Partner keiner Kirche angehörte, genauso hoch wie im Vorjahr. Die Anteile der vorgenannten Gruppen waren in den vergangenen Jahren relativ stabil.

Weniger als die Hälfte aller Ehepaare lassen sich auch kirchlich trauen. Zahlen liegen hierfür allerdings nur bis 2010 vor. In den Fällen, in denen beide Partner evangelisch waren, betrug die Trauziffer 46 Prozent, bei den evangelisch/römisch-katholischen Ehepaaren 20 Prozent. Von allen Ehepaaren, für die eine evangelische Trauung möglich gewesen wäre, ist nur jedes vierte evangelisch getraut worden.

Bestattungen

Insgesamt 32.664 Verstorbene wurden 2011 kirchlich bestattet, davon 31.342 evangelische Gemeindeglieder. Der Rückgang des Anteiles der evangelischen Gemeindeglieder, die sich auch evangelisch bestatten ließen, ist zum Stillstand gekommen. Mit 79 Prozent lag der Anteil 2010 im vierten Jahr auf gleichem Niveau.

Kircheneintritte

Eingetreten sind im vergangenen Jahr insgesamt 6.661 Personen, das waren 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den Eintritten handelt es sich vor allem um Wiederaufnahmen von ehemaligen, ausgetretenen Gemeindemitgliedern (2.266 =
34 Prozent) und 2.073 durch Taufe aufgenommene Jugendliche und Erwachsene, die zuvor keiner Kirche angehörten (31,1 Prozent). Aus der römisch-katholischen oder einer anderen christlichen Kirche traten insgesamt 2.322 Erwachsene und Kinder über (34,8 Prozent).

Kirchenaustritte

Mit 14.747 war die Zahl der Kirchenaustritte 2011 um 4,7 Prozent niedriger als im Jahr zuvor. Damit liegt die Zahl der Austritte seit 2004 auf etwa gleichem Niveau (Ausnahme: 2008) und deutlich niedriger als in den 1990er Jahren und bis einschließlich 2003. Zu den Austritten zählen auch die Übertritte zur römisch-katholischen Kirche oder zu anderen Konfessionen.

Gottesdienste

Die sonntäglichen Gemeindegottesdienste wurden im Jahresdurchschnitt von rund 82.800 Personen besucht, das waren 3,0 Prozent aller Gemeindeglieder. Die Zusammensetzung des Gottesdienstbesuchs wechselt jedoch von Sonntag zu Sonntag. Somit ist die Zahl der Gemeindemitglieder, die regelmäßig oder gelegentlich Gottesdienste besuchen, erheblich höher. Die höchste Zahl der Gottesdienstbesucher wurde wieder am Heiligen Abend gezählt. An diesem Tag besuchten rund 736.000 Gemeindemitglieder (26,3 Prozent) die Familiengottesdienste, Christvespern und -metten. Damit wurde nach dem wetterbedingten Einbruch 2010 wieder das Niveau der Vorjahre erreicht. Deutliche Unterschiede sind im Stadt-Land-Vergleich erkennbar. In den ländlichen Gemeinden lag der Besuch am Normalsonntag bei 4,0 Prozent, in den Großstädten und Ballungsrandgebieten jedoch unter 3 Prozent. Am Heiligen Abend betrugen die entsprechenden Werte 31 bzw. 25 Prozent.

Der Anteil der Gemeindeglieder, die einen Gottesdienst besuchten, ist an allen so genannten Zählsonntagen – den festen Sonntagen im Kirchenjahr, an denen der Gottesdienstbesuch erfasst wird – seit vielen Jahren, teilweise seit Jahrzehnten konstant. Dennoch ist in absoluten Besucherzahlen ein Rückgang zu verzeichnen. Eine Ausnahme sind die Gottesdienste am Erntedankfest, an dem – abhängig von der Lage der Herbstferien und dem Tag der Deutschen Einheit – die Zahlen schwanken. 2011 waren es 135.800 Besucherinnen und Besucher (4,9 Prozent). Die Gemeindegottesdienste am ersten Adventssonntag – einem typischen Familiengottesdienst-Termin – wurden mit 106.100 Personen bzw. 3,8 Prozent etwas stärker besucht als an anderen Sonntagen.

Der Besuch der Kindergottesdienste ist mit 14.700 Kindern bzw. 7,7 Prozent – auf die Zahl der vier- bis zwölfjährigen Kinder bezogen – erheblich besser als der Besuch der anderen Gottesdienste. Das kirchliche Leben in den Gemeinden spiegelt sich aber nicht nur in den Gottesdiensten wider, sondern auch in unterschiedlichen Veranstaltungen und Gemeindegruppen, in denen Gemeindemitglieder zusammenkommen. Statistische Zahlen dazu im Detail im Internet unter www.ekir.de/statistik.

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Das gemeindliche Leben wäre nicht denkbar ohne ehrenamtliche Tätigkeit zahlreicher Gemeindemitglieder. Im Jahr 2011 waren rund 114.500 bzw. 4,1 Prozent der Gemeindeglieder unentgeltlich im kirchlichen Rahmen tätig. Von 100 ehrenamtlich Tätigen sind 71,4 Frauen. Wichtige verantwortliche Tätigkeiten liegen in den Presbyterien, in denen im vergangenen Jahr 8.635 Personen mitarbeiteten.