Achtung, Sperrfrist: Samstag, 8. Dezember 2007, 16 Uhr!
Unter dem biblischen Motto „Ihr seid das Salz der Erde“ hat Präses Nikolaus Schneider am Samstag Nachmittag (8. Dezember) erstmals den Ehrenamtspreis der Evangelischen Kirche im Rheinland verliehen. In einer Feierstunde zeichnete der Präses drei Projekte mit je 1.000 Euro und einer entsprechenden Urkunde aus: Gottesdienst mit Menschen mit Behinderung (Essen); Eine-Welt-Laden, geführt von Jugendlichen (Oberhausen-Osterfeld) und Begegnungsstätte im Haus der Senioren/Betreuungscafé für Demenzkranke (Velbert-Langenberg). Rund 120 Projekte aus Gemeinden und Kirchenkreisen der rheinischen Kirche waren für den von der Kirchenleitung neu ausgelobten Preis vorgeschlagen worden.
„Eine Kirche, in der es Menschen gibt, die sich engagieren, um Gott die Ehre zu geben, und die dadurch selber stark und selbstbewusst werden – diese Kirche darf sich gerne geehrt fühlen dadurch, dass solche Menschen gerade sie für ihre Betätigung ausgeguckt haben. Die Evangelische Kirche im Rheinland tut das“, unterstrich Nikolaus Schneider in seiner Ansprache. Mit Blick auf das biblische Motto des Ehrenamtspreises verglich die Vorsitzende der Jury, Pfarrerin Sabine Zoske, das Engagement der Ehrenamtlichen mit dem Wasser im Toten Meer: „Man kann im Toten Meer nicht untergehen. Das ist ein tolles Bild im Zusammenhang mit der Kirche und den Ehrenamtlichen. Die machen – zusammen mit denen, die beruflich mitarbeiten und mit all den anderen, die dazugehören, – die Kirche zu einem Meer, dessen Wasser trägt, so dass niemand untergehen kann.“
Die ausgezeichneten Projekte im Überblick:
- Gottesdienst mit Menschen mit Behinderung, Essen
- Eine-Welt-Laden, geführt von Jugendlichen, Oberhausen-Osterfeld
- Begegnungsstätte im Haus der Senioren
Betreuungscafé für Demenzkranke, Velbert-Langenberg
Es handelt sich um ein beeindruckendes Gottesdienstprojekt von, mit und für Menschen mit Behinderung (und auch ohne Behinderung – das macht den integrativen Charakter aus). Ein Team von etwa 30 ehrenamtlich Mitarbeitenden (davon ca. 25 mit geistiger Behinderung) bereitet die Gottesdienste vor und führt sie durch; es wird begleitet durch die kreiskirchliche Pfarrerin für Behindertenarbeit. Diese gibt den Vorbereitungstreffen auch Schulungscharakter und sorgt für eine jährlich stattfindende einwöchige Fortbildung im Pädagogisch-Theologischen Institut.
Die mitarbeitenden Menschen mit Behinderung haben ein hohes Bewusstsein der Verantwortung für den Gottesdienst. Die beteiligten Menschen ohne Behinderung erarbeiten das jeweilige Jahresthema und legen es dem Team vor, das aber die Freiheit hat (und sie sich auch nimmt), es zu verändern oder ganz neu festzulegen. Das macht den emanzipatorischen Charakter des Projekts deutlich: Die Mitarbeitenden werden nicht im üblichen Sinne betreut, sondern gestalten selbst.
Hoch motivierte jugendliche Mitarbeitende aller Schulformen führen in großer Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Zuverlässigkeit den sehr schön gestalteten Laden; sie werden dabei von einer beruflich arbeitenden Kraft begleitet, die auch für die Fortbildung der Mitarbeitenden sorgt. Besonders überzeugend wird das Projekt dadurch, dass es nicht nur auf Verkaufserlös hin angelegt ist, sondern dass die Jugendlichen auch selbstständig Informationsmaterial zur Wissensvermittlung an Besucherinnen und Besucher, Gemeinde- und Konfirmandengruppen erarbeiten und so die zu vermittelnden Themen didaktisch aufbereiten.
Ein Team von elf ehrenamtlich Mitarbeitenden, das von einer hauptamtlichen Kraft begleitet und fortgebildet wird, bietet zweimal in der Woche ein Betreuungscafé für Demenzkranke an; außerdem gibt es einmal im Monat ein Nachtcafé mit dem Ziel, Angehörigen einen freien Abend zu verschaffen. Für diese werden auch persönliche Beratung und ein Gesprächskreis angeboten; außerdem werden Hausbesuche zur stundenweisen Betreuung gemacht.
Das Projekt ist gekennzeichnet von großer Zuverlässigkeit der Mitarbeitenden. Die ehrenamtliche Arbeit geschieht in großen Souveränität und Eigenständigkeit, mit denen eine ebenso gründliche und souveräne Begleitung durch die hauptamtliche Kraft (und bei Bedarf das Team im Haus der Senioren) korrespondiert. Der Betreuungscharakter des Projekts ergibt sich aus der Klientel; soweit es (noch) geht, wird aber die Selbstständigkeit der Erkrankten gefördert. Das Projekt ist insofern innovativ, als es gegen den Trend der Zeit steht: Die ehrenamtliche Arbeit in Hospizen hat Hochkonjunktur, die mit Demenzkranken dagegen nicht.
Zum Hintergrund: der Ehrenamtspreis
Mehr als 114.000 Männer und Frauen sind in der rheinischen Kirche ehrenamtlich tätig. Mit dem Preis, der künftig alle zwei Jahre vergeben wird, sollen bewährte Formen ehrenamtlicher Arbeit, besonders aber neuartige ehrenamtlich getragene Projekte in den Bereichen Gottesdienst, Seelsorge/Beratung, sozialdiakonische Arbeit, Kultur- und Bildungsarbeit, Zielgruppenarbeit, allgemeine Gemeindearbeit und Gemeindeleitung öffentlich vorgestellt und weiter gefördert werden. In der Ausschreibung des Ehrenamtspreises heißt es weiter: „Die Projekte sollen innovativ, kreativ, integrativ und Selbstbestimmung fördernd arbeiten. Sie sollen Menschen darin bestärken, für sich selbst und in Kirche und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen zur Vermittlung und Stärkung des Glaubens beitragen und geeignet sein, Menschen zur Identifikation mit ihrer Kirche einzuladen.“
Hinweis an die Redaktionen: Hochauflösende Foto der Preisträgergruppen bzw. –projekte werden am Samstag Abend unter www.ekir.de zum Download zur Verfügung stehen. Nutzen Sie dazu bitte die „Lupe“ unter den jeweiligen Bildern.
- Dr. Daniel Meier
- Pressesprecher
- 0211 4562-373
- daniel.meier@ekir.de