Pressemitteilung

Nes Ammim: Ort der Versöhnungsarbeit in Israel feiert 50-jähriges Bestehen

Präses Rekowski: "Rheinischer Beitrag zum Dialog im Nahostkonflikt"

  • Nr. 72/2013
  • 5.4.2013
  • 4772 Zeichen

„Seit den Anfängen dieser christlichen Siedlung in Israel ist unsere rheinische Kirche mit Nes Ammim verbunden. Nes Ammim hat maßgeblich auch die Geschichte der rheinischen Kirche mitgeprägt“, sagt Präses Manfred Rekowski und sendet seine Glück- und Segenswünsche auch im Namen der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland nach Nes Ammim in Israel, das in dieser Woche sein 50-jähriges Bestehen feiert. „Die Überzeugung, dass wir als Christinnen und Christen von Juden lernen und ohne diese Lerngemeinschaft unsere Bibel im Alten wie im Neuen Testament gar nicht angemessen verstehen können, wird in Nes Ammim gelebt“, so der oberste Repräsentant der rheinischen Kirche. „Bis heute ist Nes Ammim damit ein wichtiger theologischer Impulsgeber für die Evangelische Kirche im Rheinland.“

Nes Ammim ist der Name eines christlichen Dorfes im Norden Israels, das zu Beginn der 1960er Jahre gegründet wurde. Die Initiative dafür ging von Menschen in Europa, hauptsächlich Niederländern, Schweizern und Deutschen aus, die nach den Schrecken des Nationalsozialismus aktive Versöhnungsarbeit zwischen Christen und Juden, Europäern und Israelis, leisten wollten. „Nes Ammim“ ist hebräisch und bedeutet übersetzt „Zeichen für die Völker“ oder auch „Zeichen der Völker“ (Jesaja 11,10). Und genau das soll das Dorf sein: ein Zeichen der Solidarität mit dem jüdischen Volk und der Beginn einer neuen Beziehung zwischen Christen und Juden.

Ort vielfältiger Dialoge, der Perspektiven zusammenbringt

„Die Herausforderungen für die Arbeit in Nes Ammim sind heute andere als in den 1960er Jahren. Nes Ammim hat sich mittlerweile großes Ansehen in Israel verdient als Ort für den Dialog zwischen jüdischen und palästinensischen Israelis. Diesen Ort des Zusammenkommens unterschiedlicher Perspektiven zu unterstützen, ist ein wichtiger Beitrag, den die Evangelische Kirche im Rheinland gemeinsam mit anderen Kirchen in Europa angesichts des Nahostkonflikts leisten kann“, unterstreicht Präses Rekowski in seiner Gratulation.

Am Jubiläumsfest, das bis Samstag dauert, nehmen von Seiten der Evangelischen Kirche im Rheinland Ökumene-Chefin Barbara Rudolph und der Landespfarrer für den christlich-jüdischen Dialog, Dr. Volker Haarmann, teil, selbstverständlich auch der aus der rheinischen Kirche stammende Studienleiter in Nes Ammim, Dr. Rainer Stuhlmann. Auch die anderen in Nes Ammim engagierten Kirchen, wie zum Beispiel die Badische Kirche und die Protestantische Kirche der Niederlande, werden beim Jubiläum hochrangig vertreten sein.

Das Dorf stehe für ein „grundlegend verändertes Verhältnis der Kirche zum Judentum“, erläutert Landespfarrer Volker Haarmann. In Nes Ammim seien Antisemitismus, Judenmission und kirchliche Überheblichkeit aufgegeben worden. Stattdessen gebe es ein neues Bibelverständnis, bei dem das Lernen von Jüdinnen und Juden zum neuen Paradigma geworden sei.

Oberkirchenrätin Barbara Rudolph weist darüber hinaus auch auf die politische Bedeutung hin, die Nes Ammim heute zukommt. „Nes Ammim ist über die Jahre ein Ort des Dialogs geworden, an dem sich jüdische und arabische Israelis in einer konstruktiven Umgebung treffen können. Durch diese innerisraelische Dialogarbeit wird der christlich-jüdische Dialog nicht abgelöst, sondern die Fragestellungen ergänzen sich. Nes Ammim hat gerade auch durch seinen europäischen Charakter hier innerhalb Israels ein großes Potenzial, weil es in mancherlei Hinsicht als neutraler Ort wahrgenommen werden kann.“

Internationales Symposium im Mai in Essen

Wenn in dieser Woche in Nes Ammim selbst gefeiert wird, so ist das doch noch nicht das ganze Fest. Auch in Deutschland, genauer gesagt in Essen, folgt vom 24. bis 26. Mai ein internationales Symposium zum Thema „Lernen und Dialog – christlich-jüdische und jüdisch-arabische Begegnungen in Nes Ammim“. Solidarität und Polarisierung im Blick auf den Nahostkonflikt, der europäische Beitrag zum lokalen Dialog in Israel, Dialogerfahrungen aus Nes Ammim sowie die jüdisch-christlichen Beziehungen aus biblischen Perspektiven sind Aspekte des Symposiums. Zu hören sind dabei u.a. Oberkirchenrätin Rudolph, Ophir Yarden, Simon Schoon, Rainer Stuhlmann sowie weitere Engagierte aus der Nes-Ammim-Arbeit in Israel und in Europa. Nähere Informationen und Anmeldung zum Symposium bei Nes Ammim Deutschland, E-Mail: info@nesammim.de.

Mehr zu Nes Ammim im Internet: www.nesammim.de