Pressemitteilung

Präses Rekowski: „Jeder Christ ist dazu berufen, Gottes Wort weiterzugeben“

Bekenntnis zur Frauenordination und zur Ordinationspraxis seiner Kirche

  • Nr. 96/2016 
  • 15.6.2016
  • 3594 Zeichen

Wuppertal. Ein eindeutiges Bekenntnis zur Ordination von Frauen hat Präses Manfred Rekowski bei einer internationalen Konferenz von Laienpredigerinnen und Laienpredigern abgegeben. Die Ordination von Frauen sei ein „unverzichtbares Element“ des christlichen Verkündigungsdienstes, sagte der rheinische Präses heute vor Predigerinnen und Predigern aus Afrika, Asien, Europa und Amerika im Tagungshaus „Auf dem Heiligen Berg“ in Wuppertal. Aus dem evangelischen Bekenntnis des Priestertums aller Getauften folge, dass der Weg zur Ordination – der Berufung einer Person durch die Kirche zur öffentlichen Verkündigung der biblischen Botschaft, Sakramentsverwaltung und Seelsorge – allen Getauften möglich sei.

„Jede Christin und jeder Christ ist durch die Taufe in den einen Dienst berufen, Gottes Wort weiterzugeben und Nächstenliebe zu üben“, sagte Rekowski in seinem Vortrag. Die Ordination vermittle deshalb keine höhere Weihe, sondern bedeute, dass die Kirche besonders fähige Gemeindemitglieder mit dem öffentlichen Dienst an Wort und Sakrament und der damit verbundenen Seelsorge beauftrage. „Streng genommen gibt es also in der Evangelischen Kirche im Rheinland nach ihrem Selbstverständnis nur ,Laienpredigerinnen’ und ,Laienprediger’.“

Der Dienst der Verkündigung sei in der Evangelischen Kirche im Rheinland deshalb auch nicht den hauptberuflich tätigen Pfarrerinnen und Pfarrern allein vorbehalten, auch andere Kirchenmitglieder beteiligten sich daran. Diese ehrenamtlich tätigen Laienpredigerinnen und -prediger – in der rheinischen Kirche heißen sie Prädikantinnen und Prädikanten – „bringen ihre Alltags-, Lebens- und Berufserfahrungen in die Auslegung biblischer Texte ein“, sagte Rekowski bei der von der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) ausgerichteten Tagung in Wuppertal. Er bezeichnete sie als „Grenzgänger zwischen Alltag und Gottesdienst“. „Ihre Auslegung und Verkündigung ist authentisch, glaubwürdig, anschaulich, konkret und lebensnah“, so der Präses weiter. Prädikantinnen und Prädikanten predigten nicht besser oder schlechter als Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern anders. „Wir empfinden ihren Dienst, den sie flächendeckend in den Gemeinden unserer Kirche versehen, als ungeheure geistliche Bereicherung und unverzichtbare Ergänzung zum Pfarrdienst. Sie sind eine Chance für unsere Kirche“, so der rheinische Präses.

Die Laienpredigt habe in der rheinischen Kirche eine lange Tradition, sagte Rekowski. Erstmals seien 1944 elf Männer, die keine akademisch gebildeten und kirchenamtlich geprüften Theologen waren, als „Predigthelfer“, wie es damals noch hieß, in Wuppertal ordiniert worden. „Was 1944 in der Kriegszeit vielleicht noch als Notmaßnahme verstanden werden konnte, weil es in den Gemeinden keine Pfarrer gab, hat sich seitdem in der rheinischen Kirche zu einer festen Einrichtung etabliert.“

In der Evangelischen Kirche im Rheinland versehen mehr als 600 ordinierte Prädikantinnen und Prädikanten ihren ehrenamtlichen Dienst. Geeignete Gemeindemitglieder werden auf Antrag des Presbyteriums nach landeskirchlichen Vorbereitungskursen ordiniert und in den Dienst der Prädikantin oder des Prädikanten berufen. Außerdem nehmen derzeit rund 150 ordinierte beruflich Mitarbeitende den Predigtdienst im Rahmen ihrer Arbeit als Diakoninnen, Diakone oder als Gemeindepädagoginnen, Gemeindepädagogen wahr.