Pressemitteilung

Sensationsfund im Jubiläumsjahr: Luthers Hammer aufgetaucht

Bei Aufräumarbeiten gefunden / Ausstellung in Wittenberg geplant

  • Nr. 1517/2017
  • 30.3.2017
  • 3917 Zeichen

Düsseldorf/Wittenberg. Bei Aufräumarbeiten im Keller des Landeskirchenamtes der Evangelischen Kirche im Rheinland machten Hausmeister unlängst eine unglaubliche Entdeckung: In einer Tasche fanden sie einen Hammer, der einer ersten Untersuchung zufolge der Original-Hammer ist, mit dem der Reformator Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte. Nach ersten Prüfungen des Werkzeugs spricht der Direktor des landeskirchlichen Archivs von einer Sensation.

In der unscheinbaren Tasche lagen Berichte, die belegen, dass der Hammer von der preußischen Regierung zum 300-jährigen Reformationsjubiläum im Jahre 1817 für eine Ausstellung in Berlin angefordert wurde. Nach Ende der Feierlichkeiten gelangte der Hammer offensichtlich ins Rheinland zurück, geriet aber aus bisher ungeklärten Umständen in völlige Vergessenheit, bis er jetzt anlässlich der Verlegung von Archivalien in das neue Magazin in Moers (vgl. Pressemitteilung Nr. 52/2017 vom 2. Februar) wiederentdeckt wurde.

Die Authentizität des Hammers kann durch Synodenprotokolle und bildliche Darstellungen belegt werden. Dr. Stefan Flesch, Direktor des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland, führt aus: „Wir haben viele bisher unedierte Protokolle reformierter Synoden vom Niederrhein aus dem 17. und 18. Jahrhundert, in denen sich die Wendung findet, ‚haben den Hammer mitgebracht, stieß auf große Wertschätzung‘. Die kirchengeschichtliche Forschung konnte mit diesen Formulierungen bisher wenig anfangen, nun aber nach diesem Sensationsfund wissen wir, was damit gemeint war, der Hammer ist quasi als Reliquie von Gemeinde zu Gemeinde gewandert und als Talisman bei den reformierten Konventen und Synoden gezeigt worden.”

Erzbischof Hermann von Wied erhielt den Hammer von Luthers Witwe

Die Echtheit des Hammers wird auch durch ikonografische Zeugnisse gestützt, bildliche Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert zeigen Martin Luther oft mit Hammer. Stefan Flesch folgert: „Eine sorgfältige vergleichende Analyse hat demonstriert, dass es exakt dieser Hammer gewesen sein muss mit dieser charakteristischen Beschädigung und Form. Wir haben sowohl historische Zeugnisse im archivischen Bereich als auch aus dem Bereich der Realienkunde, die eindeutig beweisen, dies ist der Hammer von Wittenberg 1517.”

Aufgrund der bisherigen Recherche lässt sich der Weg des Hammers aus Wittenberg ins Rheinland folgendermaßen nachvollziehen: Offenbar befand sich der Hammer im Nachlass von Hermann von Wied (1477 – 1552), der als Erzbischof vergeblich versucht hatte, die Reformation in Köln einzuführen. Vermutlich erbat er sich den Hammer von Luthers Ehefrau Katharina von Bora, um reformatorische Thesen an die Tür des Kölner Domes zu nageln. Doch dazu kam es nie, denn Katharina  verschickte zwar den Hammer aus Wittenberg, Hermann von Wied verstarb aber vermutlich vor dessen Eintreffen am 15. August 1552. Da auch Luthers Witwe am 20. Dezember 1552 verstarb, kehrte der Hammer nicht mehr nach Wittenberg zurück.

Der Weg des Hammers von Wittenberg ins Rheinland bedarf aber noch einer exakten kirchengeschichtlichen Untersuchung, so Archivdirektor Flesch. Dazu soll ein wissenschaftlicher Kongress beitragen, den die Evangelische Kirche im Rheinland ausrichten wird, bevor der Hammer wieder nach Wittenberg zurückgebracht wird, wo er noch in diesem Jahr ausgestellt werden soll.

Die Hammer-Geschichte erläutert Archivdirektor Dr. Stefan Flesch ausführlich in einem Video.

Hinweis an die Redaktionen: Ein Foto von dem Hammer finden Sie zum Download hier. Unter Verwendung des Fotohinweises „Foto: Marcel Kuß“ ist die Nutzung honorarfrei. Auch das Video kann entsprechend genutzt werden.