Pressemitteilung

Präses Schneider: „Gottes Geist wirkt durch uns Menschen als rechter Zeitgeist“

Rheinische Kirche erinnert mit Synode an die Wurzeln ihrer Ordnung

  • Nr. Pressemitteilung Nr 146/2010
  • 6.9.2010
  • 3483 Zeichen

„Der Satz ,So war es, so ist es und so muss es bleiben’ eignet sich nicht als Glaubenszeugnis von Christenmenschen – vor 400 Jahren ebenso wenig wie heute.“ Klare Worte fand Präses Nikolaus Schneider in seiner Predigt zum Auftakt der außerordentlichen Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland am Morgen in der Salvatorkirche. Mit dieser Synode feiert die rheinische Kirche ihre Wurzeln: Vor 400 Jahren legte die 1. Reformierte Generalsynode am gleichen Ort die Grundlagen der heutigen Kirchenordnung. 28 Pfarrer und acht Laien hatten 1610 in der Salvatorkirche die noch heute gültige presbyterial-synodale Ordnung – also die Leitung der Kirche von unten nach oben – aus der Taufe gehoben. Dieses Prinzip des gemeinschaftlichen Leitens von Theologen und Nicht-Theologen hat noch heute in der rheinischen Kirche Gültigkeit. 

 

„Wir sind so frei, weil uns die Freiheit geschenkt ist“

 

 Vor 400 Jahren galt und für heute gelte: „Gottes Geist wirkt durch uns Menschen als rechter Zeitgeist“, unterstrich Präses Schneider. In der Bindung an Gottes Geist konnten und könnten Menschen noch heute sagen: „Wir sind so frei.“ In dieser Bindung konnten und könnten Menschen noch heute das Rechte für ihre Zeit erkennen und Neues wagen. In Bezug auf die 1. Reformierte Generalsynode in Duisburg 1610 sagte Schneider: „Gebunden an Gottes lebendiges Wort wagen Gotteskinder Freiheit und Veränderung – das galt vor 400 Jahren, als Christenmenschen es hier in Duisburg unternahmen, ihrem Glauben, Hoffen und Lieben in den Gemeinden und in der Generalsynode eine neue Gestalt zu geben.“

 

Pfarrer Jan-Gerd Heetderks, Vertreter der Protestantse Kerk in Nederland (PKN), griff das Motto des 400-jährigen Jubiläums auf: „Wir sind so frei, weil uns die Freiheit geschenkt ist, Angst abzulegen, neue Schritte zu wagen. Wie sind so frei, weil wir wissen, glauben, darauf vertrauen, dass Kirche geborgen ist in der Verheißung Gottes.“

 

Zu Beginn der Synode am historischen Ort in Duisburg gedachten die Mitglieder des obersten Leitungsgremiums der Evangelischen Kirche im Rheinland der Opfer des Love-Parade-Unglücks vor sechs Wochen.

 

Den Synodalen aus den 38 rheinischen Kirchenkreisen zwischen Emmerich und Saarbrücken legt die Kirchenleitung (das Präsidium der Landessynode) ein Papier zur Beratung und Beschlussfassung vor. Dessen Titel: „Wegweiser Geschichte – Kritisch lernen aus der Tradition“. Darin werden die Kernthemen der Duisburger Synode vor 400 Jahren – presbyterial-synodale Ordnung, Religionsfreiheit und Bildung – in die heutige Zeit übertragen und mit Aufträgen für die Zukunft versehen. Zu diesen drei Kernthemen gibt es heute Vormittag im Plenum kurze Impulsreferate von Dr. Andreas Mühling (Professor für evangelische Kirchengeschichte an der Universität Trier), Oberkirchenrat Klaus Eberl (als Leiter der Abteilung Bildung im Landeskirchenamt hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung) und Holger Nollmann (Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde in Istanbul). Auch Gäste aus der Ökumene werden in einer Gesprächsrunde zu Wort kommen. Grußworte sprechen die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin und der Duisburger Oberbürgermeister. Die Synode wird gegen 18 Uhr enden.