Pressemitteilung

Arbeit von Behinderten, für eine Welt und mit Demenzkranken ist einen Preis wert

Evangelische Kirche im Rheinland vergibt erstmals Ehrenamtspreis

  • Nr. 174 / 2007
  • 2.11.2007
  • 4820 Zeichen

Unter dem biblischen Motto „Ihr seid das Salz der Erde“ vergibt die Evangelische Kirche im Rheinland in diesem Jahr erstmals einen Ehrenamtspreis. Präses Nikolaus Schneider wird am Samstag, 8. Dezember 2007, drei Projekte mit dem Preis auszeichnen. „Der Ehrenamtspreis soll nicht nur Dank und Anerkennung zum Ausdruck bringen, sondern er soll auch Förderung ehrenamtlichen Einsatzes in unserer Kirche sein“, so Pfarrerin Sabine Zoske, unter deren Vorsitz die von der Kirchenleitung berufene Jury rund 120 Vorschläge aus Gemeinden und Kirchenkreisen zwischen Emmerich und Saarbrücken begutachtete.

Mehr als 114.000 Männer und Frauen sind in der rheinischen Kirche ehrenamtlich tätig. Mit dem Preis, der künftig alle zwei Jahre vergeben wird, sollen bewährte Formen ehrenamtlicher Arbeit, besonders aber neuartige ehrenamtlich getragene Projekte in den Bereichen Gottesdienst, Seelsorge/Beratung, sozialdiakonische Arbeit, Kultur- und Bildungsarbeit, Zielgruppenarbeit, allgemeine Gemeindearbeit und Gemeindeleitung öffentlich vorgestellt und weiter gefördert werden. In der Ausschreibung des Ehrenamtspreises heißt es weiter: „Die Projekte sollen innovativ, kreativ, integrativ und Selbstbestimmung fördernd arbeiten. Sie sollen Menschen darin bestärken, für sich selbst und in Kirche und Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen zur Vermittlung und Stärkung des Glaubens beitragen und geeignet sein, Menschen zur Identifikation mit ihrer Kirche einzuladen.“

 

Folgende Projekte werden mit dem Ehrenamtspreis (je 1.000 Euro) ausgezeichnet:

 

Gottesdienst mit Menschen mit Behinderung, Essen

Es handelt sich um ein beeindruckendes Gottesdienstprojekt von, mit und für Menschen mit Behinderung (und auch ohne Behinderung –- das macht den integrativen Charakter aus). Ein Team von etwa 30 ehrenamtlich Mitarbeitenden (davon ca. 25 mit geistiger Behinderung) bereitet die Gottesdienste vor und führt sie durch; es wird begleitet durch die kreiskirchliche Pfarrerin für Behindertenarbeit. Diese gibt den Vorbereitungstreffen auch Schulungscharakter und sorgt für eine jährlich stattfindende einwöchige Fortbildung im Pädagogisch-Theologischen Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Die mitarbeitenden Menschen mit Behinderung haben ein hohes Bewusstsein der Verantwortung für den Gottesdienst. Die beteiligten Menschen ohne Behinderung erarbeiten das jeweilige Jahresthema und legen es dem Team vor, das aber die Freiheit hat (und sie sich auch nimmt), es zu verändern oder ganz neu festzulegen. Das macht den emanzipatorischen Charakter des Projekts deutlich: Die Mitarbeitenden werden nicht im üblichen Sinne betreut, sondern gestalten selbst.

 

Eine-Welt-Laden, geführt von Jugendlichen, Oberhausen-Osterfeld

Hoch motivierte jugendliche Mitarbeitende aller Schulformen führen in großer Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Zuverlässigkeit den sehr schön gestalteten Laden; sie werden dabei von einer beruflich arbeitenden Kraft begleitet, die auch für die Fortbildung der Mitarbeitenden sorgt. Besonders überzeugend wird das Projekt dadurch, dass es nicht nur auf Verkaufserlös hin angelegt ist, sondern dass die Jugendlichen auch selbstständig Informationsmaterial zur Wissensvermittlung an Besucherinnen und Besucher, Gemeinde- und Konfirmandengruppen erarbeiten und so die zu vermittelnden Themen didaktisch aufbereiten.

 

Begegnungsstätte im Haus der Senioren/Betreuungscafé für Demenzkranke, Velbert-Langenberg

Ein Team von elf ehrenamtlich Mitarbeitenden, das von einer hauptamtlichen Kraft begleitet und fortgebildet wird, bietet zweimal in der Woche ein Betreuungscafé für Demenzkranke an; außerdem gibt es einmal im Monat ein Nachtcafé mit dem Ziel, Angehörigen einen freien Abend zu verschaffen. Für diese werden auch persönliche Beratung und ein Gesprächskreis angeboten; außerdem werden Hausbesuche zur stundenweisen Betreuung gemacht.

Das Projekt ist gekennzeichnet von großer Zuverlässigkeit der Mitarbeitenden. Die ehrenamtliche Arbeit geschieht in großen Souveränität und Eigenständigkeit, mit denen eine ebenso gründliche und souveräne Begleitung durch die hauptamtliche Kraft (und bei Bedarf das Team im Haus der Senioren) korrespondiert. Der Betreuungscharakter des Projekts ergibt sich aus der Klientel; soweit es (noch) geht, wird aber die Selbstständigkeit der Erkrankten gefördert. Das Projekt ist insofern innovativ, als es gegen den Trend der Zeit steht: Die ehrenamtliche Arbeit in Hospizen hat Hochkonjunktur, die mit Demenzkranken dagegen nicht.