Pressemitteilung

Ökumene-Dezernentin würdigt rabbinische und katholische Erklärungen

„Wir sind dankbar, dass uns von jüdischer Seite die Hand zum Dialog gereicht wird“

  • 11.12.2015

Düsseldorf. In den vergangenen Tagen haben sowohl eine
Gruppe orthodoxer Rabbiner als auch eine vatikanische Kommission Erklärungen
zum jüdisch-christlichen Verhältnis veröffentlicht, die die Ökumene-Dezernentin
der Evangelischen Kirche im Rheinland, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, als
wegweisende Dokumente und weitere Meilensteine in den Beziehungen von
Christentum und Judentum bewertet. Die vatikanische Kommission für die
religiösen Beziehungen zum Judentum hat gestern mit einem Text an die vor 50
Jahren verabschiedete Erklärung „Nostra Aetate“ erinnert und aktuelle
Fragestellungen im jüdisch-christlichen Dialog aufgegriffen. „Das Wegweisende
an Nostra Aetate damals war, dass die katholische Lehre nicht mehr länger dem
Judentum eine Kollektivschuld an der Kreuzigung Jesu zuschreibt“, sagt die
Leiterin der Abteilung Ökumene im Landeskirchenamt der rheinischen Kirche.
„Einen Paradigmenwechsel stellte das Zweite Vatikanische Konzil mit der
Erklärung Nostra Aetate in Bezug auf das Judentum aber auch vor allem deshalb
dar, weil nicht mehr nur über
das Judentum geredet wurde, sondern mit
ihm“, so Rudolph weiter, die auch Mitglied der rheinischen Kirchenleitung ist. „Darin
sehe ich auch die wichtigste Kontinuität hin zu dem gestern veröffentlichten
Dokument.“ Zwar handele es sich, anders als bei Nostra Aetate, nicht um einen
offiziellen Text des Lehramtes, wohl aber seien auch in diesen Überlegungen
ganz entscheidend jüdische Quellen und die jüdische Perspektive aufgenommen und
zitiert. Inhaltlich liege ein Schwerpunkt vor allem in der deutlichen Ablehnung
der Judenmission.

„Dass wir gelernt haben, vom
und mit dem Judentum zu lernen, anstatt nur über das Judentum zu sprechen, war
auch der entscheidende Quantensprung in der Erneuerung unseres Verhältnisses
als Evangelische Kirche im Rheinland zum Judentum“, sagt Rudolph. In derselben
Zeit, in der jüdische Gesprächspartner Nostra Aetate für die katholischen
Geschwister mitprägten, habe auch die rheinische Kirche die Lernwege mit
jüdischen Lehrerinnen und Lehrern wie Rabbiner Yehuda Aschkenasy beschritten,
bis hin zur Synodalerklärung von 1980, die das Verhältnis der Evangelischen
Kirche im Rheinland zum Judentum neu definiert habe.

Den Text einer Gruppe
orthodoxer Rabbiner wiederum, der wenige Tage vor der gestrigen
Veröffentlichung aus dem Vatikan bekannt geworden ist, wertet Barbara Rudolph
als wegweisende Antwort auf die Entwicklungen in den christlich-jüdischen
Beziehungen. Darin sprechen sich die Rabbiner unter der Überschrift „To do the
Will of Our Father in Heaven: Toward a Partnership between Jews and Christians“
für eine echte Partnerschaft zwischen Christentum und Judentum aus. Unterzeichnet
wurde es unter anderen von Rabbiner David Rosen aus Israel und Rabbiner Jehoshua
Ahrens aus Düsseldorf. „Wir sind dankbar, dass uns hier von jüdischer Seite die
Hand zum Dialog und zur Kooperation gereicht wird“, sagt die rheinische
Ökumenedezernentin. „Ich bin sehr bewegt, von jüdischen Gesprächspartnern zu
hören, dass auch sie anerkennen, dass wir als Christinnen und Christen
demselben Gott Israels folgen. Das ist für unser Selbstverständnis ein ganz
entscheidender Punkt.  Jüdischerseits ist
das aber natürlich kontrovers.“ Dieses Angebot der Gruppe orthodoxer Rabbiner zum
Gespräch führe zu einer neuen und noch intensiveren Form des gemeinsamen
Gesprächs und des gemeinsamen Handelns in der Welt. Wir freuen uns sehr auf
alles, was sich aus diesem wichtigen Gesprächsimpuls ergeben wird.“