Pressemitteilung

Wie Kirche auch in Zukunft nahe bei den Menschen bleibt

Rheinische Landeskirche will 13,9 Millionen Euro einsparen

  • Nr. 83 / 2006
  • 23.5.2006
  • 5661 Zeichen


Auf den ersten Blick geht es um rund 13,9 Millionen Euro, die die Evangelische Kirche im Rheinland bis zum Jahr 2012 auf landeskirchlicher Ebene einsparen will. Hinter den Spar- und Strukturvorschlägen, die die Kirchenleitung der außerordentlichen Landessynode am 9. und 10. Juni 2006 zur Beratung und Entscheidung vorlegt, steht aber die Frage nach den Prioritäten. Präses Nikolaus Schneider dazu heute bei der Vorstellung der Synodalvorlage vor der Presse: „Was ist in all dem, was sich an gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen derzeit so dramatisch vollzieht, für uns unaufgebbar, damit die rheinische Kirche auch in Zukunft Teil der einen Kirche Jesu Christi ist und bleibt.“ Unaufgebbar sei, so der oberste Repräsentant der mit 2,95 Millionen Mitgliedern zweitgrößten Landeskirche, dass dieses Wesen Gestalt finden muss. Wandelbar aber sei, wie es Gestalt findet. Grundsätzlich gehe die Kirchenleitung bei ihren Sparvorschlägen davon aus, „dass sich die Evangelische Kirche im Rheinland auch weiterhin als Volkskirche versteht“, sagte Schneider.


Konkret schlägt die Kirchenleitung der Landessynode, die in Bad Neuenahr tagt, Spar- und Strukturmaßnahmen mit einem Volumen von rund 13,9 Millionen Euro für die Jahre 2006 bis 2012 vor. Das sind 27,1 Prozent des Kirchensteueranteils* (= 51,3 Millionen Euro) am landeskirchlichen Haushalt. Der Haushaltsplan der Landeskirche umfasst im Jahr 2006 insgesamt 86,4 Millionen Euro. „Wir übertreffen unser ursprüngliches Sparziel von 20 Prozent damit deutlich und verschaffen uns ein bisschen mehr Luft. Aber angesichts der weiter sinkenden Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen ist auch klar: Nach der Reform ist vor der Reform“, kommentierte Vizepräsident Christian Drägert. Der leitende Jurist hat den vor einem Jahr begonnenen Strukturreformprozess maßgeblich gesteuert.


Alle landeskirchlichen Schulen und Internate sollen erhalten bleiben


Einer der weitreichenden Vorschläge der Kirchenleitung ist – trotz des Sparzwangs – der Erhalt aller zehn Schulen und drei Internate in landeskirchlicher Trägerschaft. Um eine Schließung einzelner Schulstandorte zu vermeiden, sollen rund vier Millionen Euro durch die Zentralisierung der Schulverwaltung und durch die Gründung eines Schulwerks eingespart werden. „Nach anfänglichen Turbulenzen verstehen immer mehr Eltern, die wir um freiwillige Förderbeiträge bitten wollen, dass es ohne dieses finanzielle Engagement in Zukunft kaum mehr gehen wird“, stellte der Präses fest.


Knapp eine Million Euro soll die bereits beschlossene Fusion der Kirchlichen Hochschulen Wuppertal und Bethel an Einsparung erbringen. Zu rund einer halben Million Euro Minderausgaben sollen Veränderungen im Bereich der Studierendengemeinden (ESG) führen. Da eine flächendeckende landeskirchliche Präsenz nicht mehr möglich ist, sollen sich die Studierendengemeinden künftig auf eine exemplarische Arbeit an den Hochschulen konzentrieren. Die Studienstelle Christen und Juden und die Beratungsstelle für christlich-islamische Begegnung (bisher getragen von der rheinischen und der westfälischen Kirche) sollen in absehbarer Zeit in die jeweilige Fachabteilung im Landeskirchenamt eingegliedert werden.


Eine völlige Neuordnung wird für das Amt für Sozialethik geplant. Als Stabsstelle soll die Arbeit weiterhin im Landeskirchenamt „beheimatet“ sein. Gleichzeitig aber soll die Verzahnung mit der Arbeit der Evangelischen Akademie im Rheinland mit Sitz in Bonn verbessert werden. Zudem wird ein sozialethischer Lehrauftrag an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal angestrebt. Diese Neustrukturierung schlägt mit knapp 330.000 Euro Einsparungen zu Buche.


Deutliche Reduktion beim Personal des Landeskirchenamtes


Deutliche Einsparungen in Höhe von 2,3 Millionen Euro sind auch beim Personal des Landeskirchenamtes in Düsseldorf geplant: Bis zum Jahr 2012 sollen 39 Vollzeit-Stellen wegfallen. Wie das konkret umgesetzt werden soll, ist unter anderem davon abhängig, welche Aufgaben die Landeskirche für die derzeit 809 Gemeinden und 44 Kirchenkreise in Zukunft noch wahrnehmen soll. Diese Diskussion wird u.a. die reguläre Landessynode im Januar 2007 beschäftigen. Begleitend wird die Kirchenleitung ein Organisationsgutachten in Auftrag geben, um anschließend entsprechende Strukturveränderungen zu beschließen.


„Auf der außerordentlichen Landessynode im Juni werden wir in finanzieller Hinsicht erste Weichen in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess stellen“, so Vizepräses Petra Bosse-Huber: „Wenn sich die reguläre Synode im Januar dann mit den anstehenden Fragen zur presbyterial-synodalen Ordnung und zum Arbeits- und Dienstrecht befasst, müssen wir weitere Schritte gehen, um auch in Zukunft mit weniger Geld unserem biblischen Auftrag gerecht zu werden: Verkündet den Menschen das Evangelium und lasst sie in Wort und Tat Gottes Liebe zu den Menschen spüren. Deshalb bleibt unsere Kirche nahe bei den Menschen!“


 


Hinweis an die Redaktionen: Die Vorlage der Kirchenleitung für die außerordentliche Landessynode finden Sie im Internet unter: www.ekir.de


 


*In der Evangelischen Kirche im Rheinland liegt die Kirchensteuerhoheit bei den Kirchengemeinden. Mit einer gesetzlich festgelegten Umlage von 10,25 Prozent finanzieren die Gemeinden die Arbeit der landeskirchlichen Ebene, die zum Beispiel für die Ausbildung der Theologinnen und Theologen sorgt.