Pressemitteilung

Nachdenklichkeit über christliche Werte und zukünftige Prioritäten

Grußworte Ministerpräsident Rüttgers und Kirchenpräsident Steinacker

  • Nr. 10 / 2006
  • 9.1.2006
  • 3545 Zeichen


Mit persönlichen Wünschen für ein „glückseliges neues Jahr“ verband NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) auf der Synode seinen Antrittsbesuch in der rheinischen Landeskirche. Der Beginn des neuen Jahres sei eine Zeit, in der immer mehr Menschen darüber nachdenken, ob eine offene Gesellschaft nicht mehr Orientierung brauche. Das Erbe der Postmoderne zeichne sich durch Beliebigkeit und Relativismus aus, mit dem gerade junge Menschen nicht viel anfangen könnten, so Rüttgers. Notwendig sei eine „Rückbesinnung auf Werte“, für die es auch in der Kirche positive Signale gebe. „Wir brauchen einen Kompass“, betonte er vor am Vormittag im Plenum der Synode. Dabei gehe es in erster Linie nicht um Verbote: „Werte sind keine Schranken, sondern Grundlagen.“ Zu wenig werde allerdings ausgesprochen, um welche Werte es gehe. „Menschenwürde ist zuwenig und für den Alltag nicht konkret genug“, unterstrich Rüttgers und hob hervor: „Werte, die unsere Gesellschaft zusammen halten sind die des jüdisch-christlichen Abendlandes.“



„Ich glaube, dass wir wieder zu Ordnungsprinzipien wie der sozialen Marktwirtschaft zurückkehren müssen,“ so der Ministerpräsident weiter. Es gehe um Prinzipien wie „Freiheit vor Gleichheit“, „Privat vor Staat“, „Erarbeiten vor Verteilen“ und „Sicherheit statt Beliebigkeit“. Die Wiederbelebung der sozialen Marktwirtschaft bedeute aber nicht, alle Lebensbereich zu ökonomisieren. Die wirtschaftliche Ordnungspolitik müsse durch eine soziale Ordnungspolitik ergänzt werden. Sozialpolitik stoße jedoch an ihre Grenzen, wenn sie sich nur als klassische Umverteilungspolitik verstehe. Die entscheidende Frage des 21. Jahrhunderts sei die Bildung. Deshalb habe die NRW-Landesregierung im vergangenen Jahr tausend neue Lehrerinnen und Lehrer eingestellt und strebe eine bessere Schulpolitik zusammen mit ihnen an – „die wissen, wie man Schule macht“.



Rüttgers betonte die gemeinsamen Ziele von Kirche und Staat in der Werteorientierung – um partnerschaftliche Wege zwischen der rheinischen Kirche und der Evangelische Kirche in Hessen und Nassau ging es anschließend im Grußwort von Kirchenpräsident Peter Steinacker. Viele Dinge hätten die beiden Kirchen gemeinsam zur Reife gebracht, so die Bildung der Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Zusammenschluss aus den Gliedkirchen der Arnoldshainer Konferenz und der Evangelischen Kirchen der Union (EKU) hat das Ziel, die Einheit der EKD zu fördern, z.B. durch die gemeinsame Arbeit an theologischen Aufgaben, aber auch durch gemeinsam beschlossene Kirchengesetze. Die Fusionsprozesse in den beiden Landeskirchen – auf Kirchenkreisebene in der rheinischen Kirche und auf Dekanatsebene in der Evangelischen Kirche in Hesen und Nassau – seien ein weiteres Beispiel für positive parallele Entwicklungen.



„Wir sind gespannt darauf, wie die Evangelische Kirche im Rheinland die Prioritätendiskussion in den Griff bekommt“, sagte Steinacker, der acht Jahre lang Gemeindepfarrer in Wuppertal-Unterbarmen war. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau habe schon einmal vom Beispiel der rheinischen Kirche profitiert, als diese in den 90-er Jahren ihre erste „Sparrunde“ realisierte. Umgekehrt habe die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau bereits ein neues Arbeitsrecht umgesetzt – eine Aufgabenstellung, an der auch die rheinische Kirche arbeitet.