Pressemitteilung

„Rheinische Ordinationspraxis spiegelt das Priestertum aller Gläubigen wider“

Präses Schneider auf dem „Prädikantentag 2006“ in Bonn

  • Nr. 147/2006 - Achtung, Sperrfrist, Samstag, 16. September 2006, 10 Uhr! Es gilt das gesprochene Wort.
  • 15.9.2006
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Präses Nikolaus Schneider hat Vorwürfe zurückgewiesen, die Evangelische Kirche im Rheinland habe kein Amtsverständnis. „Das Amtsverständnis der rheinischen Kirche ist theologisch reflektiert und wegwiesend für die Zukunft“, stellte der oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland am Samstag
(16. September) in Bonn klar. Beim Prädikantentag 2006 der rheinischen Kirche sagte der Präses: „Die Ordinationspraxis der rheinischen Kirche ist eine Betonung des Priestertums aller Gläubigen, weil allen Gläubigen der Weg zur Ordination frei ist.“ Und er zitierte den Reformator Martin Luther: „Alles, was aus der Taufe gekrochen ist, mag sich rühmen, dass es schon zum Priester, Bischof und Papst geweiht sei.“

In Folge der Entscheidungen der Landessynoden 2004 und 2005 zu Amtsverständnis und Ordinationspraxis hatte es EKD-weit teils heftige Kritik an den Beschlüssen gegeben. Weil in der rheinischen Kirche nicht nur studierte Theologionnen und Theologen nach absolvierten Vikariat, sondern auch ehrenamtliche Prädikantinnen und Prädikanten nach entsprechender theologischer Zurüstung sowie kirchliche Mitarbeitende mit theologischer Zusatzqualifikation oridiniert werden, fürchten Kritiker eine Aufweichung des Pfarrdienstes und eine Relativierung der wissenschaftlichen Ausbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern.

Auf das Miteinander kommt es an

Diesen Befürchtungen trat Präses Schneider in Bonn entschieden entgegen: „Der Kernbereich der pastoralen Grundversorgung wird weiterhin durch Pfarrerinnen und Pfarrer gewährleistet bleiben. Der berufliche Dienst von wissenschaftlich ausgebildeten Theologinnen und Theologen umfasst unverzichtbare Aspekte und Qualifikationen, die durch ehrenamtliche Dienste allein niemals abgedeckt werden können.“ Wie im Bereich anderer kirchlicher Dienste, in denen es aus Gründen sinkender Kirchensteuereinnahmen größtenteils weitaus umfangreichere Stellenreduzierungen gebe als im Pfarrdienst (z. B. in der Kirchenmusik oder der Jugendarbeit), kommt es nach Meinung von Präses Schneider darauf an, ein ausgewogenes Miteinander von hauptberuflich Mitarbeitenden und ehrenamtlich Tätigen zum Wohle der Gemeinden zu finden. Dabei liege die Chance des Prädikantendienstes ja gerade darin, „dass es keine Berufsqualifikation ist, sondern auf einer persönlichen Qualifikation beruht, die die anderen Ämter in unserer Kirche ergänzt und bereichert.“

Verschiedene Wege führen zur Ordination

In der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es rund 600 ehrenamtlich tätige Prädikantinnen und Prädikanten. Sie sind ordinierte Gemeindeglieder, die nach entsprechender theologischer Zurüstung in ihrer liturgischen Befugnis den Pfarrerinnen und Pfarrern gleichgestellt sind; d. h., dass sie neben der öffentlichen Wortverkündigung auch Amtshandlungen (Taufen, Trauungen und Beerdigungen) vornehmen und die Feier des Abendmahls leiten dürfen. Die Prädikantinnen und Prädikanten (früher: Predigthelferinnen und Predigthelfer) stammen aus allen Alters- und Berufsgruppen. Die theologische Zurüstung besteht aus einer zweijährigen Vorbereitungszeit mit verschiedensten Pflicht- und Wahlkursen sowie aus mindestens zehn Gottesdiensten, die die Anwärterinnen und Anwärter in dieser Zeit unter Anleitung eines Mentors/einer Mentorin vorbereiten und halten müssen.

Neben den weit mehr als 2.000 studierten Theologinnen und Theologen, die in der rheinischen Kirche als Ordinierte hauptberuflich ihren Dienst tun, gibt es auch rund 100 Männer und Frauen, die als Diakonin/Diakon, Gemeindehelferin/-helfer oder als Gemeindepädagogin/-pädagogen in Gemeinden und Einrichtungen arbeiten und ebenfalls zum Dienst an Wort und Sakrament zugelassen sind. Hinzu kommen noch etwa 200 studierte Theologinnen und Theologen, die aber nicht im hauptamtlichen Dienst der Kirche stehen und als Pastorinnen und Pastoren im Ehrenamt gelten.