Pressemitteilung

Mehr Eintritte, weniger Austritte und mehr Menschen in den Gottesdiensten

Die Jahresstatistik 2004 für das kirchliche Leben liegt nun vor

  • Nr. 178
  • 7.12.2005
  • 7720 Zeichen

Die allgemeine Bevölkerungsentwicklung führt auch in der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland zu einem Mitgliederverlust. Diese Entwicklung trifft alle EKD-Gliedkirchen. Doch das kirchliche Leben in den 809 rheinischen Gemeinden zwischen Emmerich und Saarbrücken präsentiert sich – wie die jetzt vorgelegte Jahresstatistik 2004 eindrucksvoll belegt – nicht nur stabil; in vielen Bereich zeigen die Zahlen positive Entwicklungen. So besuchen zum Beispiel wieder deutlich mehr Menschen sonn- wie feiertags die Gottesdienste.


Wie fest unter anderem die Konfirmation im Leben der evangelischen Familien verwurzelt ist, wird auch aus den neuesten Zahlen des Statistischen Dienstes im Landeskirchenamt deutlich: Knapp 30.000 Jungen und Mädchen wurden 2004 konfirmiert. Dies entspricht etwa der Zahl der Taufen im Jahr 1990, als die allermeisten der jetzigen Konfirmandinnen und Konfirmanden geboren wurden. Diese Parallele ist seit Jahren konstant.


Eine bemerkenswerte Entwicklung zeigt sich indessen auch bei den Austritts- und Eintrittszahlen. So sank die Zahl der Austritte im vergangenen Jahr deutlich um 23 Prozent gegenüber 2003. Mit 16.364 Austritten ist dies die geringste Anzahl an Austritten seit 1984. Gleichzeitig zählten die Kirchengemeinden 7.621 Frauen und Männer, die in die Kirche eintraten – eine Zunahme um 19 Prozent im Vergleich zum Jahr 2003; im Langzeitvergleich mit 1990 ist dies sogar eine Steigerung um 38 Prozent. Dass die Zahl der Wiederaufnahmen früher Ausgetretener deutlich anstieg, geht u.a. auf die Arbeit der 14 Eintrittsstellen im Rheinland zurück.


Einzelheiten aus der Jahresstatistik „Kirchliches Leben 2004“ im Überblick:


Gemeindemitglieder
Zur Evangelischen Kirche im Rheinland gehören fast drei Millionen Gemeindemitglieder. Davon leben mit  2,3 Millionen 78 Prozent in Nordrhein-Westfalen. Im gesamten Kirchengebiet zwischen Emmerich und Saarbrücken stellen die Mitglieder der Landeskirche einen Bevölkerungsanteil von 24,1 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil der Katholiken beträgt in diesem Gebiet 47,2 Prozent.


Aufnahmen/Kircheneintritte
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 7.621 Frauen und Männer in die evangelische Kirche aufgenommen. Das ist gegenüber dem Vorjahr (mit 6.780 Zugängen) eine weitere Zunahme um 19 Prozent. Im Vergleich zu 1990 (5.514) waren es sogar 38 Prozent mehr. Die Gesamtzahl der Auf-nah-men ist vor allem durch die Zunahme der Wiederaufnahmen früher Ausgetretener auf 3.261 bzw. 43 Prozent der Gesamtzahl gestiegen. Aus der katholischen Kirche traten 1.914 Personen über. Durch Taufe wurden 2.159 Jugendliche bzw. Erwachsene (28 Prozent) aufgenommen.


Kirchenaustritte
Die Zahl der Kirchenaustritte verminderte sich im  Jahr 2004 um 23 Prozent gegenüber 2003 (21.225) auf 16.364.  Damit wurde seit 1984 die geringste Anzahl an Austritten in den Gemeinden gezählt. In den Jahren 1985 bis 1990 traten durchschnittlich 18.200 Personen pro Jahr aus. Bei den ausgetretenen Gemeindegliedern sind die Frauen mit 49 Prozent fast genauso zahlreich wie die Männer vertreten.


Mitgliedschaftsentwicklung
Der Rückgang der Gemeindemitgliederzahlen erklärt sich nur zum geringeren Teil durch Austritte. Wesentlich größeren Anteil hat die allgemeine Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Der Rückgang wird in erster Linie durch die größere Zahl der Verstorbenen gegenüber den Getauften verursacht und durch die Zahl der Eintritte/Aufnahmen gegenüber den Austritten abgeschwächt. Im vergangenen Jahr sind rund 18.400 Gemeindemitglieder mehr gestorben als durch Kindertaufen hinzu kamen. Die Austritte lagen nur noch um rund 8.700 höher als die Zahl der Eintritte. Weiterhin gab es 13.000 mehr Evangelische, die in das Rheinland zogen als von hier fortzogen.


Taufen
Im vergangenen Jahr wurden in den Kirchengemeinden 21.996 Kinder (im Alter unter 14 Jahren) und 2.159 Erwachsene getauft. Das waren nur ein Prozent weniger als in 2003. Der Rückgang der Taufzahlen folgt den sinkenden Geburtenzahlen. Von den getauften Kindern stammen 8.288 (38 Prozent) aus evangelischen und 7.367
(33,5 Prozent) aus evangelisch/ katholischen  Elternhäusern. Von den Kindern waren 6.937 bzw. 31 Prozent bei ihrer Taufe älter als ein Jahr. Jedes dritte dieser Kinder wurde erst im zeitlichen Zusammenhang mit dem Konfirmationsunterricht getauft (1.700 Kinder).


Konfirmationen
Im Jahr 2004 wurden 29.922 Jungen und Mädchen konfirmiert bzw. im Konfirmationsgottesdienst getauft. Diese Zahl entspricht etwa der Zahl der Taufen von Kindern im Jahr 1990 (31.484), also dem Geburtsjahr der nun Konfirmierten. Auch hier ist generell eine parallele Entwicklung zu beobachten, die auf eine Stabilität im Verhalten der evangelischen Bevölkerung zur Kirche hindeutet.


Trauungen
Im vergangenen Jahr wurden in den Kirchengemeinden 5.811 Paare in der evangelischen Kirche getraut. Das waren nur ein Prozent weniger als im Jahr 2003 (5.871 Paare). Mit 2.602 getrauten Paaren (44,8 Prozent) gehörten die meisten zur evangelischen Kirche, aber bei vielen Paaren gehörte der Ehepartner oder die Ehepartnerin zur katholischen Kirche (2.233 Paare bzw. 38,4 Prozent).


Bestattungen
Insgesamt 36.040 Verstorbene wurden kirchlich bestattet, darunter 34.330 Evangelische bzw. 1,2 Prozent der Gemeindemitglieder. Das waren rund fünf Prozent weniger als im Vorjahr.


Gottesdienste
Die sonntäglichen Gemeindegottesdienste wurden im Jahresdurchschnitt von 93.500 bzw. 3,2 Prozent aller Gemeindeglieder besucht. Allerdings wechselt die Zusammensetzung von Sonntag zu Sonntag. Die Zahl der Gemeindemitglieder, die regelmäßig oder gelegentlich Gottesdienste besuchen, ist somit erheblich höher. Aus den Zählungen der Kirchengemeinden geht weiter hervor, dass an kirchlichen Feiertagen das Interesse am Kirchenbesuch weiter gestiegen ist: Am Heiligen Abend besuchten 794.000 Gemeindemitglieder (27 Prozent) die Familiengottesdienste, Christvespern und Metten. Der Kirchgang ist für viele Menschen traditionell fester Bestandteil des Heiligen Abends. Im Jahr 1975 wurde ein geringerer Besuch (630.000 bzw. 17 Prozent) gezählt als heutzutage.  Nach den Zählungen in den Gemeinden nahm der Gottesdienstbesuch anlässlich des Erntedankfestes mit 173.600 bzw. 5,9 Prozent ebenso zu wie am 1. Adventssonntag mit 123.500 Menschen bzw. 4,2 Prozent.


Der Besuch der Kindergottesdienste ist mit 17.100 Kindern bzw.  6,7 Prozent – auf die Zahl der Kinder entsprechenden Alters bezogen – erheblich besser als der Besuch der Gottesdienste für Erwachsene. Von den rheinischen Kirchengemeinden wurden zudem 1.439 Kinderkirchentage, -bibeltage oder -wochen gemeldet, die insgesamt von 53.500 jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht wurden.


Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Das gemeindliche Leben wäre ohne ehrenamtliche Tätigkeit zahlreicher Gemeindemitglieder nicht denkbar. Im Jahr 2004 waren wie in den vergangenen Jahren rund 110.000 bzw. 3,7 Prozent unentgeltlich tätig. Dieses sind mehr als die beruflich Beschäftigten in der Evangelischen Kirche im Rheinland und ihren diakonischen Einrichtungen (85.200). Von 100 ehrenamtlich Tätigen sind 72 Frauen. Wichtige Bereiche dieser Tätigkeit sind die Arbeit im Presbyterium als Leitungsorgan der Kirchengemeinden (9.400), im Besuchsdienst sowie im Kindergottesdienst, in der Leitung von Gemeindekreisen, in der Jugend- und Seniorenbetreuung.


Statistischer Dienst im Landeskirchenamt im Internet: www.ekir.de/statistik