Pressemitteilung

„60 Jahre Kriegsende – ist jetzt Schluss?“

Chat mit Präses Nikolaus Schneider am 10. Mai bei www.ekir.de

  • Nr. 68
  • 18.4.2005
  • 3333 Zeichen


An die „große Erleichterung, dass der Nazispuk vorbei war“, erinnert sich Pfarrer Rudolf Weßler (Düsseldorf). Außerdem bedeutete das Kriegsende vor 60 Jahren dem Theologen, der später in Namibia gegen die Apartheid kämpfte, „Hoffnung“, wieder nach eigenen Wünschen leben zu können. Ein anderer: „Das Kriegsende habe ich damals nicht als Befreiung empfunden“, sondern als Niederlage, erzählt Dr. Dieter Bach (Duisburg) freimütig. Doch seit langem ist der einstige Akademie-Direktor in der Versöhnungsarbeit mit Polen und Russland engagiert. Das sind zwei Stimmen aus der EKiR.de-Interview-Reihe zum 60. Jahrestag des Kriegsendes. Neun Theologinnen und Theologen aus der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) geben in der Serie ihre Erinnerungen preis. Anlass genug, um die Besucher der Internetseite der rheinischen Kirche zu einem Chat zum Thema Ende von Nazi-Zeit und Zweitem Weltkrieg einzuladen. An dem Online-Gespräch unter dem Motto „60 Jahre Kriegsende – ist jetzt Schluss?“ am 10. Mai nimmt Präses Nikolaus Schneider teil.



Wie haben sie das Ende von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg erlebt? Und welche Folgen hatte das für das weitere Leben? Um diese Fragen geht es in der Interviewserie. Erinnerung, Versöhnungsarbeit, Schuld und Vergebung – um diese Aspekte soll es auch bei dem Chat gehen.



Fragen nach Schuld und Vergebung


Dabei kann, muss es aber nicht nur um die Interviews gehen. Die Kriegserlebnisse hätten ihn in „große innere Erschütterung“ gestürzt, erzählt der Theologe Richard Mengel, der noch im September 1944 eingezogen worden war, sich erst nach dem Krieg wirklich dem Glauben zuwandte, dann aus Berufung Pfarrer wurde – und sich später unter anderem im christlich-jüdischen Dialog in seinem Kirchenkreis engagierte.



Auf Fragen von Schuld und Vergebung kommt Dr. Ferdinand Schlingensiepen (Düsseldorf) zu sprechen. Der spätere Leiter der Kaiserswerther Diakonie sitzt gerade an den letzten Korrekturen einer Bonhoeffer-Biographie, die im Sommer erscheinen wird. Dietrich Bonhoeffer – dieser evangelische Theologe war für ihn schon während seines Studiums in den fünfziger Jahren eine „theologische Offenbarung“, so Schlingensiepen. Auch Erika Müller hat dieser Theologe geprägt, berichtet die Pfarrerin und frühere Vorsitzende des rheinischen Gustav-Adolf-Werks, deren Vater am Hitler-Attentat vom 20. Juli beteiligt war.



Ilse Härter arbeitete bereits im Nationalsozialismus als Pfarrerin der Bekennenden Kirche. „Bei dem, was ich bis 1933 von den Nazis mitbekommen hatte, war mir klar, dass ich da nicht mitmachen konnte, dass da zu widerstehen war“, sagt die heute 93-Jährige aus Goch. Ihr Zweites Theologisches Examen legte Härter unter konspirativen Umständen ab. Doch die Gestapo hatte trotzdem Wind bekommen, verhörte die junge Theologin in Wuppertal und drohte ihr dann einen Prozess „nach dem siegreichen Ende des Krieges“ an.


Die EKiR.de-Interviewreihe „60 Jahre Kriegsende“ im www: http://www.ekir.de/ekir/ekir_31806.asp


Der Chat „60 Jahre Kriegsende – ist jetzt Schluss?“: 10. Mai, 20 bis 22 Uhr, http://chat.ekir.de/. Von 20.15 bis 21.15 Uhr klinkt sich Präses Nikolaus Schneider ein.