Pressemitteilung

„Den 9. November 1938 kann und darf man nicht mit Distanz betrachten“

Präses Nikolaus Schneider zum Jahrestag der Reichspogromnacht

  • Nr. 154
  • 8.11.2005
  • 1870 Zeichen


Achtung, Sperrfrist: Mittwoch, 9. November 2005, 6 Uhr



Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, warnt davor, den Holocaust zu verharmlosen oder zu verdrängen. Aus Anlass des Jahrestages der so genannten Reichskristallnacht mahnt Präses Schneider: „Weder als Kirche noch als Gesellschaft können wir es uns leisten, die Ereignisse um den 9. November 1938 im Besonderen und der Vernichtung des Judentums in Europa aus der Distanz zu betrachten und zu beurteilen.“ Vielmehr gehe es darum, „diesem unsäglichen Abschnitt unserer Geschichte ins Auge zu sehen, unsere Verantwortung darin zu sehen und diese dann auch zu übernehmen“.


Dabei, so der 58-jährige Theologe, dürfe man nicht auf jene schielen, die mitschuldig am Holocaust geworden sind, ihre Verantwortung aber bis heute nicht übernehmen. Sich der deutschen Geschichte im Nationalsozialismus und der damit verbundenen Schuld zu stellen, „hat überhaupt nichts mit unnötiger Selbstkasteiung oder voreiliger Aufgabenerfüllung zu tun, nach der niemand mehr fragt“, stellt Nikolaus Schneider fest. Zu den Konsequenzen einer „verantworteten Schuldübernahme“ zählt nach seiner Ansicht auch, immer wieder den Mund für die Stummen aufzutun, wenn der Holocaust verharmlost oder geleugnet werde: „Besonders die sprachliche und politische Möglichkeit zur Distanzierung gegenüber dem Holocaust muss unmöglich gemacht werden“, sagt der oberste Repräsentant der mit drei Millionen Mitglieder zweitgrößten deutschen Landeskirche.


 


Hinweis an die Redaktionen:
Präses Schneider hält am Mittwoch, 9. November 2005, als Gast der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. in der Synagoge in Münster einen Vortrag aus Anlass des Jahrestages der Reichpogromnacht.