Pressemitteilung

„Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit“

Evangelische Kirchen in NRW: Projektvorschläge gegen Gewalt

  • Nr. 51
  • 22.2.2005
  • 4901 Zeichen


„Couragiert Gewalt überwinden“ – unter diesem Motto machen die drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen eine Reihe von fantasievollen Projektvorschlägen. Beteiligen können sich daran kirchliche und nichtkirchliche Gruppen mit dem Ziel, das Nachdenken über Gewalt und ihre Überwindung ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Dafür gibt es finanzielle Unterstützung.



10.000 der geplanten rund 56.000 Euro Gesamtkosten wurden am heutigen Dienstag (22. Februar) an den westfälischen Präses Alfred Buß überreicht. Den Scheck übergab ein Polizist: Carl-Wilhelm Brockstedt, Leiter des Kommissariats Vorbeugung der Polizei Gütersloh, ist einer der Deeskalationstrainer, die sich in der Gewalt-Akademie Schwerte zusammengeschlossen haben. Das Geld entstammt den freiwilligen Mitgliedsbeiträgen, die diese pädagogisch geschulten Fachleute an die Gewalt-Akademie richten. Hintergrund der gesamten Aktion ist die „Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt“, zu der der Weltkirchenrat in Genf für die Jahre 2001 bis 2010 aufgerufen hat. In dieser Dachorganisation sind die meisten christlichen Kirchen der Welt zusammengeschlossen.



Ab sofort können sich Kirchengemeinden, Gruppen oder Schulklassen um die Förderung bewerben. Eine Steuerungsgruppe des Amtes für Mission, Ökumene und Weltverantwortung der Evangelischen Kirche von Westfalen nimmt die Anmeldungen entgegen und trifft gegebenenfalls eine Auswahl. Die Steuerungsgruppe koordiniert, berät und begleitet die einzelnen Umsetzungen. Am 17. September sind alle Teilnehmer zu einem Dekade-Fest in der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen eingeladen. Dort werden die Ergebnisse der öffentlich präsentiert.



 


Die einzelnen Projekte:





1. Konfis stiften Frieden


Konfirmanden, Jugendliche im Alter von 12 bis 14, absolvieren in ihrer Gruppe ein mehrtägiges Training mit pädagogisch qualifizierter Hilfe. Sie sollen lernen, Gewalt zu erkennen und zu benennen, aktiv gewaltlos zu handeln und streitschlichtend in Konflikt- und Bedrohungssituationen einzugreifen.



2. Brücken überwinden die Gewalt


An Brückengeländern, Bauzäunen, Gemeindezentren, Kindergärten oder Kirchen werden selbst gestaltete Transparente mit Botschaften zur Überwindung von Gewalt aufgehängt.


3. Friedenspass


Ein kleines Buch, dem Reisepass nachempfunden, soll Menschen auf dem Weg der Dekade begleiten, anregen, verbinden und ihnen durch geeignete Texte den Rücken stärken. Dazu wird um Vorschläge gebeten. Die Friedenspässe werden zum Dekade-Fest in einer Startauflagevon 10.000 herausgegeben.


4. Postkarten


Aufruf zu Entwürfen für einfallsreich gestaltete Karten zum Thema „Gewalt überwinden“. Ein Team junger Grafiker berät auf Wunsch ehrenamtlich. Die Karten werden gedruckt und zum Selbstkostenpreis an die Entwerfer abgegeben.


5. Die Liebe, der Hass und die Gleichgültigkeit


Ein Aufruf, sich mit dem Satz von Elie Wiesel „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit“ schöpferisch auseinanderzusetzen. Mögliche Formen: Bild, Text, Video, Theater, Pantomime, Tanz. Dieses Projekt soll insbesondere das Gespräch zwischen den Kulturen fördern.


6. Der Gute Rat


Landespolitiker und Mitglieder der Kirchenleitungen erhalten die Möglichkeit, Fragen zum Thema – Beispiel: „Was brauchen die Menschen am nötigsten, damit Gewalt überwunden werden kann?“ – an Jugendliche und junge Erwachsene zu stellen. Nach entsprechender Vorarbeit durch Beratungsgruppen findet „Der Gute Rat“ öffentlich im Rahmen des Dekade-Festes am 17. September statt. Dies geschieht nach einem genau festgelegten Verfahren, das gewährleistet, dass die Beratenden ernst genommen werden.


7. Sinn des Lebens


Poetische Texte, Gedanken und Sprüche über den Sinn des Lebens werden gesammelt und ausgewählt – zunächst in Gruppen, dann durch Anfragen und im Austausch mit Personen des öffentlichen Lebens. Eine Auswahl der Texte, an der die Einsender mitwirken können, erscheint im September als Buch mit dem Titel „Sinn des Lebens“.


8. Dekade-Volksfest


Organisiert von Jugendlichen aus einem evangelischen Jugendzentrum, findet am 21. Mai in Duisburg-Rheinhausen ein traditionelles Volksfest statt mit Folk-Musik und internationalen Begegnungen. Im Rahmen der Dekade wird es als Benefizveranstaltung gefeiert.


9. Wildcard


Weitere Ideen, Aktionen und Projekte zur couragierten Überwindung von Gewalt sind gefragt, Bewerbungen bis 1. Juni möglich.



Nähere Informationen: Projektbüro-Dekade 2005, Haus Villigst, 58239 Schwerte, Telefon 02304/755190, Fax: 02304/755295, E-Mail: g.kirchhoff@aej-haus-villigst.de


Ansprechpartner: Ralf-Erik Posselt.