Pressemitteilung

Wanderausstellung zeigt Bilder aus einem halben Jahrtausend evangelischen Lebens

Ältestes kirchliches Archiv wird 150 Jahre alt:

  • 15.9.2003


Mit ausgewählten Dokumenten und Bildcollagen bietet die Jubiläumsausstellung des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland eine unorthodoxe Revue durch die rheinische Kirchengeschichte. Zur Eröffnung der Ausstellung, die aus kostbaren Originalexponaten, 40 Bildtafeln und einer EDV-Präsentation besteht und als Wanderausstellung konzipiert ist, laden wir die Vertreterinnen und Vertreter der Medien herzlich ein am


Montag, 22. September 2003 um 18.00 Uhr im Landeskirchenamt, Hans-Böckler-Str. 7, 40476 Düsseldorf.


In der Ausstellung geht es nicht nur um wichtige Zeugnisse aus der Vergangenheit wie die Barmer Theologische Erklärung, den Widerstand Paul Schneiders gegen den Nationalsozialismus oder die Präsenz von Geistlichen an der Front, sondern auch um Beispiele persönlicher Frömmigkeit und ganz alltägliche Kirchenfragen. So ist zu erfahren, dass evangelische Kirchenordnungen von Anfang an Regelungen zur Armenfürsoge enthielten – demonstriert am Beispiel eines Aachener Ehepaares, das an der Pest erkrankt war und 1597 den Armen der Gemeinde 100 Taler vermachte.


Ein Köln-Bonner Beispiel zeigt die Verquickung persönlichen Schicksals mit Politik und Glaubensgeschichte. So musste ein Kölner Drucker im Jahre 1543 die Stadt Köln verlassen, weil er Schriften von Martin Bucer gedruckt hatte. Er übersiedelte nach Bonn. Doch auch dort gab es Probleme. Das Werk „Des evangelischen Bürgers Handbüchlein“ wurde durch Kaiser Karl V. verboten – zu provokativ war der Zusatz „Diener der Kirche zu Bonn“.


Eher zum Schmunzeln sind dagegen die dokumentierten Streitigkeiten über die Kirchenstuhlordnung in Meisenheim um 1769 oder die Diskussionen um die Amtstracht für Vikarinnen, die immerhin von 1946 bis 1952 dauerte und schließlich durch einen Beschluss der rheinischen Kirchenleitung beendet wurde. Interessant: Schon 1962 gab das Landeskirchenamt eine Broschüre heraus, um für das Theologiestudium zu werben. Die Anzahl der Gemeinde- und Funktionspfarrstellen expandierte, Theologenmangel drohte. Die Gesamtredaktion der Schrift mit dem Titel „Warum nicht Theologie ?“ lag – bei Johannes Rau, damals Landtagsmitglied aus Wuppertal.


Anlass der Ausstellung ist das 150-jährige Bestehen des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf. Es ist das älteste Archiv einer deutschen Landeskirche. Das Archiv hat ein inzwischen 50jähriges Filialarchiv in Boppard und verfügt an beiden Standorten über ca. 400 Bestände mit einem Umfang von sieben Kilometern. Es enthält Unterlagen aus der Verwaltung seit 1815 sowie Archive zahlreicher Kirchengemeinden, Kirchenkreise sowie Vereinsarchive und Nachlässe. Die Archivbibliothek umfasst 45.000 Bücher vor allem zur rheinischen Kirchengeschichte. Doch nicht nur für die Geschichtsforschung oder für Nachforschungen zu Jubiläen und Gedenktagen ist das Archiv der rheinischen Kirche von Nutzen. Es dient gleichermaßen der Archivpflege der Gemeinden, der Kirchenkreise und der Landeskirche. Da die rheinische Kirche eine dezentrale Archivverwaltung hat – die meisten Schriftstücke verbleiben in den örtlichen Registraturen – helfen Archivpflegerinnen und Archivpfleger bei der „Kultursicherung“ vor Ort. Die Archivpflege versteht sich insofern als das „Gedächtnis“ von Kirche und Verwaltung. Die spätere Überprüfbarkeit kirchlichen Handelns durch korrektes Archivieren dient der Rechtssicherheit.


Das Archiv veröffentlich zahlreiche Monografien und Periodika. Informationen zu dem Angebot gibt es im Internet unter www.archiv-ekir.de


Zur Ausstellungseröffnung bitten wir um Anmeldung bis 22. September auf dem beigefügten Faxbogen.


Ausstellungskataloge erhalten Sie zur Eröffnung, auf Anfrage auch gerne vorab.