Pressemitteilung

Kirche rechnet mit spitzem Bleistift

Haushaltsplan der Landeskirche verabschiedet:

  • 10.1.2002

Der Haushalt der  Evangelischen Kirche im Rheinland, den die Landessynode am Abend mit großer Mehrheit beschlossen hat, ist geprägt von weiter sinkenden Kirchensteuereinnahmen: Für das vergangene Jahr hatten die Gemeinden mit einem Kirchensteueraufkommen von insgesamt rund 534 Millionen € (1,045 Mrd. DM) gerechnet. Tatsächlich aber wird das Ergebnis mit ca. 507 Millionen € (991 Mio. DM)  niedriger liegen, da sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2001 nur um 0,5 Prozent erhöhte statt um 1 Prozent. Für das Jahr 2002 kalkuliert die Kirche mit etwa 500 Millionen € (978 Mio. DM).


Bei den Beratungen der Landessynode ging es ausschließlich um die Haushalte für die landeskirchlichen Aufgaben und die angeschlossenen Einrichtungen, da die 823 rheinischen Gemeinden und 46 Kirchenkreise ihre Etats selbst verantworten. Die Gemeinden, die in der Evangelischen Kirche im Rheinland die Kirchensteuerhoheit haben, finanzieren die landeskirchlichen Aufgaben über eine Umlage in Höhe von 10,25 Prozent ihrer Steuereinnahmen. Aufgrund der rückläufigen Einnahmen sinkt diese Umlage in diesem Jahr von 54,8 Millionen € (2001) auf 51 Millionen €. Gleichzeitig ist im landeskirchlichen Haushalt eine Ausgabensteigerung von
87,9 Millionen € auf  89,3 Millionen € eingeplant. Dazu Oberkirchenrat Georg Immel, Finanzdezernent der rheinischen Kirche, im Finanzbericht der Kirchenleitung: „Das liegt aber nicht an einer ungebremsten Freude auf der landeskirchlichen Ebene, Geld auszugeben, sondern an zusätzlichen Ausgaben für die Liegenschaften.“ Ein Grund für die Steigerung: Die Landeskirche führt seit kurzem 1,5 Prozent des Feuerkassenwertes (Versicherungssumme für die Wiederbeschaffung) der jeweiligen kirchlichen Gebäude einer Rücklage zu, um deren Bauunterhaltung finanziell besser zu sichern. Die Mehrausgaben dafür belaufen sich auf 4,73 Millionen €.


Der Beschluss der vergangenen Landessynode, das Evangelische Schulzentrum Hilden in die Trägerschaft der Landeskirche zu übernehmen, schlägt in diesem Haushalt nochmals deutlich zu Buche. Auch erhöhte Zuwendungen für die Liegenschaften der anderen sechs kirchlichen Gymnasien sorgen dafür, dass deren Haushalt um etwa 1,95 Millionen € höher ausfällt als im vorherigen Jahr.


Rückläufig dagegen sind die Ausgaben für die Pfarrbesoldung, weil weniger Pfarrstellen finanziert werden müssen. Die Kosten sinken von 171,3 Millionen € (2001) auf nun 169,2 Millionen €.  Auch die Kosten für die Gehälter der Pfarrerinnen und Pfarrer im Probedienst sind um 700.000 € auf 14,7 Millionen € gesunken.


Trotz der angespannten Finanzlage stellt die Landeskirche durch Umschichtungen Gelder für besondere Projekte zur Verfügung – zum Beispiel zur Projektförderung friedensethischer Optionen (ca. 35.000 €) und für die Ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt (20.000 €) sowie für den Härtefonds „Frauen in Not“ (97.000 €). Unangetastet bleibt auch der Arbeitslosenfonds der Evangelischen Kirche im Rheinland (jährlich rund 3,07 Millionen €), aus dem seit mehr als 25 Jahren Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte insbesondere von jugendlichen und Langzeitarbeitslosen gefördert werden.


Die Synode im kommenden Jahr wird über grundsätzliche Sparmaßnahmen auf der landeskirchlichen Ebene entscheiden müssen. Das hatte Präses Manfred Kock schon in seinem „Bericht über die für die Kirche bedeutsamen Ereignisse“ am Montag angekündigt. Zum Beispiel könnten Standorte im Ausbildungs-, Medien- und Akademiebereich zusammengefasst werden:  „Für alle Aufgabenfelder ist es nötig, nach Kooperationspartnern zu suchen und vorhandene Beziehungen auszubauen. Eventuell können einige auch in Kooperation mit anderen Landeskirchen, anderen gesamtkirchlichen Ebenen oder kirchlichen Gemeinschaften wahrgenommen werden."  Die Kirchenleitung werde bis zum April eine Vorlage mit unterschiedlichen Modellen solcher Sparschritte verabschieden, so der Präses. Er betonte: „Die Kirchenleitung ist zuversichtlich, dass es nicht zu Personalentlassungen kommt.“