Pressemitteilung

Ausstellung würdigt Präses Heinrich Held: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft ...“

Eröffnung zum 50. Todestag des ersten rheinischen Präses

  • Nr. 156 / 2007
  • 19.9.2007
  • 3842 Zeichen

Heute vor 50 Jahren starb der erste Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Heinrich Held. Aus diesem Anlass eröffnete Präses Nikolaus Schneider am Vormittag im Düsseldorfer Landeskirchenamt eine Ausstellung über das Leben und Wirken des profilierten Protestanten. Im Beisein von Mitgliedern der Familie Held würdigte Schneider Heinrich Held als ein Gottesgeschenk an die Rheinische Kirche: „Wir sind froh, dass der Herr der Kirche uns in schwierigen Zeiten diesen Menschen geschickt hat.“ Präses Held habe den Abwehrkampf der Bekennenden Kirche gegen die Nationalsozialisten nach Kriegsende in den Aufbau der Evangelischen Kirche im Rheinland umgesetzt.

Heinrich Held wurde am 27. September 1897 in Saarbrücken geboren und nahm als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Seine Kriegserlebnisse gaben letztlich den Ausschlag dafür, Theologie zu studieren. 1930 wurde er Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Essen-Rüttenscheid. 1933, wenige Monate nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, protestierte er gegen die rechtswidrige Einsetzung staatlicher Kommissare in der evangelischen Kirche und wurde umgehend, als erster evangelischer Pfarrer, verhaftet. Er gehörte zu den Initiatoren der Freien Evangelischen Synode im Rheinland und war Mitglied der Barmer Bekenntnissynode. Die „grünen Briefe zur Lage“ wurden in seinem Pfarrhaus gedruckt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er als Essener Superintendent Mitglied der Vorläufigen Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland. 1948 wählte ihn die erste Landessynode in Velbert zum Präses.

Posthum als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet

Heinrich Held starb am 19. September 1957 kurz vor Vollendung seines
60. Lebensjahres in Düsseldorf und wurde auf dem Nordfriedhof beerdigt. Das hervorstechende Merkmal seines Lebens, so führte sein Nachfolger im rheinischen Präsesamt, Joachim Beckmann, in seiner Trauerpredigt aus, war Kampf. Im Kirchenkampf ging es ihm um das Evangelium, um die Freiheit der Verkündigung und generell um die Möglichkeit, als Christ im nationalsozialistischen Staat zu bestehen. Während der NS-Zeit versteckte er, zusammen mit Pfarrer Johannes Böttcher und dessen Frau, Jüdinnen und Juden in den Kellergewölben der Essener Reformationskirche – und alle überlebten. Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ehrte ihn im Jahr 2003 posthum mit der Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“.

Im Nachkriegsdeutschland setzte sich Held dafür ein, die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. Zusammen mit dem Theologen und späteren Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier gründete er das Evangelische Hilfswerk und leitete dessen rheinische Sektion. Nicht nur die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen, sondern auch die soziale Integration von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die Kinderspeisung und Hilfen für Internierte waren ihm ein besonderes Anliegen. Doch auch an der Gründung des Deutschen Evangelischen Kirchentages war er maßgeblich beteiligt. Er war Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). 1955 knüpfte er Beziehungen zur orthodoxen Kirche Russlands.

Die Ausstellung im Landeskirchenamt umfasst 24 Stehtafeln. Sie gibt in Bild-Textcollagen und anhand von Exponaten Einblicke in Heinrich Helds „guten Kampf“ – vom Kaiserreich über den Ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und den Zusammenbruch und schließlich die Ära Adenauer.

Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert. Ab 15. Oktober wird sie im Stadtkirchenverband in Essen zu sehen sein, anschließend ab Mitte November im Kirchenkreis Völklingen.