Pressemitteilung

Statement von Präses Nikolaus Schneider

Pressekonferenz vor Beginn des 31. Deutschen Kirchentags in Köln

  • Nr. 117 / 2007
  • 6.6.2007
  • 7609 Zeichen

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,


nachfolgend stellen wir Ihnen das Statement von Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, zu Ihrer Verwendung zur Verfügung.


Bitte beachten Sie die angegebene Sperrfrist und den Wortlautvorbehalt.


Jens Peter Iven
Pressesprecher
(Vom 6. bis 10. Juni erreichen Sie uns unter den bekannten, unten angegebenen Rufnummern per Anrufweiterschaltung in Köln oder auch persönlich in der Pressestelle, Medienzentrum, CC-Ost, Ebene 1, Raum 39.)
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„Willkommen in Köln, willkommen in der Evangelischen Kirche im Rheinland!



Als gastgebende Kirche freuen wir uns, dass der 31. Deutsche Evangelische Kirchentag heute beginnt.


Insbesondere in den vergangenen Wochen und Tagen haben wir diesem 6. Juni auch ein bisschen freudig-erregt entgegengefiebert: Die Betriebstemperatur ist kontinuierlich gestiegen.


Schon seit vergangenem Samstag stimmen wir als gastgebende Evangelische Kirche im Rheinland die Menschen in Köln auf dieses wunderbare Fest des Glaubens ein. Auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof haben wir einen Pavillon aufgebaut, von dem aus wir Rheinländerinnen und Rheinländer den Menschen freundlich entgegenkommen. Mit einem abwechslungsreichen Programm aus Musik, Kabarett, Tanz  und Theater haben wir im Kleinen schon einmal gezeigt, wie Kirchentag ist. Das Programm dort ist so bunt, wie das Leben (auch wie das Gemeindeleben) und wie der Deutsche Evangelische Kirchtag eben sind.


Wer zum ersten Mal zu einem Evangelischen Kirchentag kommt, den mag die Fülle und Vielfalt des Programms auf den ersten Blick vielleicht verwirren. Aber der Kirchentag spiegelt eben die bunte Vielfalt im Leben und im Glauben. Ihn deshalb für reines Spektakel zu halten, greift zu kurz.


Die Orientierung am Motto führt zum profilierenden Arbeiten auf dem Kirchentag, so dass die notwendige Klarheit und Eindeutigkeit am Ende auch öffentlich wahrnehmbar werden wird.


Als Präses der rheinischen Kirche freue ich mich besonders, dass gerade der Kirchentag, den wir bis Sonntag in Köln feiern, schon durch seine Losung deutlich macht, was die vielgestaltigen 3.000 Veranstaltungen im Kern zusammenhält: Die Losung des Kirchentags bezieht sich auf das Wort Gottes; das ist lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert. Und wir kommen hier mit den Gästen des Kirchentags zusammen, um auf dieses Wort Gottes zu hören.


Wir suchen die Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit – und damit auch auf die Fragen, um die es beim G8-Gipfel in Heiligendamm gehen wird – ja nicht im Kaffeesatz oder den Sternen.
Nein, die Menschen, die zum 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Köln kommen, suchen sie im Evangelium, im Wort Gottes.


Als gastgebende Kirche haben wir viele Impulse in die Kirchentagsvorbereitungen eingebracht:
Wir gestalten mit allen(!) unseren europäischen Partnerkirchen den Marktplatz „Rom“ in der Themenhalle Europa. Das ist für uns ein wichtiger Baustein unserer ökumenischen Identität, die wir gerne mit den anderen Kirchentagsbesucherinnen und –besuchern teilen wollen.


Wir haben für die Kinder unter der Überschrift „Kinder im Zentrum“ ein unterhaltsames, aber vor allem spirituell geprägtes Programm zusammengestellt. Das Programm setzt auf Erleben und Mitmachen!


Mit dem Zentrum Jugend und dem Internationalen Jugendcamp, das erstmals bei einem Kirchentag stattfindet, haben wir als gastgebende Kirche einen Schwerpunkt unseres Engagements gesetzt.


Und schließlich – um nur vier Punkte aus der langen Liste zu nennen – haben wir ein reiches Kulturprogramm zum Kirchentag aufgeboten, das den reichen Schatz des Kunst- und Kulturlebens in der Metropole am Rhein widerspiegelt.


Das und noch viel mehr machen wir den Menschen, die zu uns kommen, quasi zum Gastgeschenk. Und wir haben offene Augen, Ohren und Herzen, um uns von der Fülle dessen, was die Kirchentagsteilnehmenden an fröhlicher Lebendigkeit, schöpferischer Kraft und geistlicher Schärfe mitbringen, anregen zu lassen. Das ist einer der Wünsche, die ich mit diesem Kirchentag in Köln verbinde, dass sein Schwung uns – wo immer in der rheinischen Kirche nötig – begeistert und belebt.


In den vergangenen Wochen bin ich häufig gefragt worden, was ich vom 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln erwarte. Natürlich habe ich manche Erwartungen großer und kleiner Art. Aber vielleicht kann man einigermaßen kurz in drei Punkten beschreiben:


Wir Menschen brauchen Orientierung. So hoffe ich, dass der Kirchentag zeigt, wie viel glaubende, verändernde und heilende Kraft im christlichen Glauben und im Protestantismus steckt.


Menschen brauchen Orientierung. Deshalb bete ich darum, dass wir im Kirchentag neue Anstöße, Ideen und Energie bekommen, um in unseren Gemeinden zwischen Emmerich und Saarbrücken auch in Zukunft lebendig von Gott und seiner guten Nachricht zu erzählen, um so die Menschen für den Glauben an ihn zu gewinnen.


Und schließlich brauchen wir Menschen Orientierung, wie wir die Zukunft unserer Welt gestalten sollen: Darum bitte ich Gott, dass wir im Hören auf sein Wort lernen, schärfer zu trennen zwischen dem, was uns und unseren Mitmenschen zum Segen wird, und dem, was uns leblos und lieblos werden lässt. Was wir dabei als gut und richtig erkennen, erbitten wir nicht zuletzt auch für die politisch Verantwortlichen der G8-Staaten.


Gestatten Sie mir zum Schluss noch ein paar Anmerkungen zum Thema Ökumene mit den römisch-katholischen Geschwistern – gerade in Köln natürlich ein spannendes Thema.


Die Ökumene spielt für uns Rheinländer eine große Rolle. Aber vor allem ist sie das Spiegelbild einer alltäglichen, bewährten Ökumene, die auch in der Unterstützung durch die Schwesterkirche ihren Ausdruck findet: Die katholischen Geschwister haben uns in großer Gastfreundschaft ihre Kirche und Gemeindehäuser zur Verfügung gestellt. Sie übernehmen zudem auch die Betreuung von Gemeinschaftsquartieren und beherbergen Kirchentagsgäste bei sich daheim. Das ist Ausdruck der alltäglichen Ökumene, die wir im Alltag leben.


Dass Kardinal Meisner mich eingeladen hat, mit ihm am Freitag Abend im Dom einen ökumenischen Gottesdienst zu halten, ist auch Ausdruck der Verbundenheit, über den ich mich sehr gefreut habe. Im Gegenzug habe ich ihn am Freitag morgen zu einer Dialogbibelarbeit eingeladen. Ich freue mich auf beides.


Und ich freue mich, dass es u.a. mit dem Ökumenischen Brückenweg am Freitag einen besonderen Ausdruck der gelebten Ökumene am Rhein gibt: An diesem Brückenweg sind ja neben den römisch-katholischen Geschwistern auch die Orthodoxen, die Altorientalen, die Freikirchen und die Alt-Katholiken beteiligt. Deren Bischof, Joachim Vobbe, wird übrigens beim Kirchentag auch Gottesdienst nach der Lima-Liturgie feiern.


Egal, ob unsere Gäste in Köln zum ersten Mal teilnehmen, oder ob sie schon zur festen Kirchentagsgemeinde gehören: Ich wünsche ihnen und mir, dass das Gotteswort durch die Vielfalt und in der Vielfalt dieses Glaubensfestes hörbar wird, damit wir unser Leben nach diesem Wort, das lebendig und kräftig und schärfer ist, ausrichten können.“