Pressemitteilung

Eine Erklärung von evangelischer und katholischer Kirche und Deutschem Gewerkschaftsbund Nordrhein-Westfalen

Sonntag - ein Gewinn, der bleibt

  • 2.4.2002

Mit dieser Erklärung wollen die Evangelische und Katholische Kirche und der DGB von Nordrhein-Westfalen gemeinsam aufrufen zum Schutz des Sonntags, der ein Gewinn für alle ist. Sie wollen damit auf den notwendigen Erhalt des Rhythmus von Alltag und Sonntag und die damit verbundenen gemeinschaftlichen Zeitstrukturen für unsere Gesellschaft hinweisen. Mit der Entscheidung über die Zukunft des Sonntags geht es um nicht weniger als um die Frage, wie wir zukünftig in dieser Gesellschaft leben und arbeiten wollen. Die religiöse Bedeutung des Sonntags sowie der soziale und kulturelle Aspekt von Arbeits- und Öffnungszeiten wird in der von ökonomischen Argumenten geprägten Debatte kaum thematisiert.


Evangelische und Katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen und der Landesbezirk NRW des Deutschen Gewerkschaftsbundes treten gemeinsam dafür ein, den Sonntag als Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung zu schützen und zu erhalten.


Sonntag – ein wertvolles Geschenk


Der Sonntag ist ein Geschenk für alle Menschen, Woche für Woche wiederkehrend, verlässlich wie Tag und Nacht, Abend und Morgen. Er gibt dem gesellschaftlichen Leben den notwendigen Zeitrhythmus.
Der Sonntag ist den Christen heilig, weil sie sich im Gottesdienst feiernd an Ostern erinnern, den Neuanfang des Lebens durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.
Der Sonntag weist zeichenhaft auf die Fülle des Lebens hin, die in jedem Gottesdienst gefeiert wird. Leben ist mehr als kaufen und verkaufen, produzieren und konsumieren, leisten und schuften.
Der Sonntag unterbricht den Alltag zum Ausspannen und Aufatmen. Er schafft freie Zeit und Freiraum für Muße und für die Fragen nach Grund und Perspektiven des Lebens und des Zusammenlebens.
Der Sonntag lädt ein zur Gemeinschaft in Familien, unter Freundinnen und Freunden und besonders auch zur Gemeinschaft mit Kranken und Einsamen. Diese Gemeinschaft herzustellen gelingt nur, wenn alle Bürger einen gemeinsamem Tag der Arbeitsruhe haben.
Der Sonntag behütet den heilsamen Lebensrhythmus von Arbeit und Ruhe, der den Menschen und aller Kreatur gut tut und vor allem diejenigen schützt, die über ihre Arbeitszeit nicht selbst bestimmen können.
Der arbeitsfreie Sonntag ist insbesondere für Gewerkschaftsmitglieder eine mit großem Einsatz erkämpfte und unaufgebbare Errungenschaft auf dem Weg zu einer solidarischen und gerechten Gesellschaft.
Sonntag – in Gefahr


Der gesetzliche Schutz des Sonntags ist in den letzten Jahren geschwächt worden.


Die gesetzlichen Bestimmungen des Ladenschlussgesetzes für ausnahmsweise Ladenöffnungen an Sonntagen werden von Unternehmen in Deutschland durch offenen Gesetzesbruch oder durch Tricks außer Kraft gesetzt, zum Teil mit Zustimmung von Kommunen, Aufsichtsbehörden und Landesregierungen.
Die Internationalisierung der Wirtschaftsbeziehungen lässt den Sonntag in allen Beschäftigungsbereichen „ins Schwimmen“ geraten.
Neue Lebensstile und die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeit fördern den Trend zu einer „Rund um die Uhr“ – Gesellschaft.
Sonntag – ein Gewinn, der bleibt


Der Sonntag darf nicht der Orientierung an ausschließlich materiellem Gewinn geopfert werden. Der Sonntag selbst ist der Gewinn, der bleibt und bleiben muss.


Der Sonntag ist ein in Deutschland und in Nordrhein-Westfalen von der Verfassung her garantiertes Recht. „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“ (Art. 140 GG i.V.m. Art. 139 WRV)


Jedes soziale Zusammenleben bedarf der Regeln. Wie im Straßenverkehr unterliegt das Zusammenleben im Gemeinwesen nicht der Beliebigkeit und der Neigung einzelner oder einzelner Gruppen. Das gilt auch dann, wenn einzelne oder einzelne Gruppen individuelle Interessen verfolgen und für sich Vorteile erreichen wollen.


Wir treten ein für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Auch in Zukunft ist der arbeitsfreie Sonntag ein Gewinn, der bleiben muss.
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