Pressemitteilung

Trauer um Eberhard Bethge

Ehemaliges Mitglied der Kirchenleitung starb im Alter von 90 Jahren:

  • 2.4.2002

Düsseldorf –  Im Alter von 90 Jahren ist am vergangenen Samstag das ehemalige Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland, Prof. Dr. Eberhard Bethge, gestorben. Der frühere Leiter des Pastoralkollegs in Rengsdorf war über die Grenzen Deutschlands hinaus als Freund, Biograph und Interpret Dietrich Bonhoeffers bekannt geworden. „Eberhard Bethge hat Bonhoeffers theologisches Erbe der Öffentlichkeit und den Kirchen der Welt zugänglich gemacht“, heißt es in einem Nachruf des rheinischen Präses und EKD-Ratsvorsitzenden Manfred Kock. Weiter schreibt der Präses: „Die Evangelische Kirche im Rheinland ist besonders dankbar, weil Eberhard Bethge eine ganze Generation in unserer Kirche, vor allem Pfarrerinnen und Pfarrer und durch sie dann auch viele unserer Gemeinden geprägt hat“.


Eberhard Bethge leitete das Pastoralkolleg in Rengsdorf von 1962 bis 1976. Von 1968 bis 1976 gehörte er als nebenamtliches Mitglied der Kirchenleitung an. Er war lange Jahre Vorsitzender des theologischen Ausschusses sowie Mitglied im Ausschuss „Christen und Juden“ und hatte so wesentlichen Anteil an der Erarbeitung des Beschlusses der rheinischen Synode „Zum Verhältnis von Christen und Juden“.


Als Sohn einer Pfarrfamilie wurde Eberhard Bethge am 28. August 1909 in Warchau, Kreis Jerichow geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und des humanistischen Gymnasiums studierte er Theologie in Königsberg, Berlin, Wien, Tübingen und Halle. Das Predigerseminar Wittenberg musste Bethge 1934 verlassen. Seine Ausbildung schloss er in der Bekennenden Kirche ab. Präses Kock: „Er gehörte einer Generation von Theologinnen und Theologen an, denen zugemutet wurde, Abschied zu nehmen von allem, was bis dahin selbstverständlich war. Eberhard Bethge hat sich dieser Zumutung gestellt.“


Das zweite theologische Examen legte Eberhard Bethge vor dem Bruderrat der Bekennenden Kirche ab. Er war Mitarbeiter am Predigerseminar der Bekennenden Kirche in Finkenwalde, das von Dietrich Bonhoeffer geleitet wurde. Die Wirren des Krieges verhinderten, dass Bethge, im Oktober 1944 in Berlin durch die Gestapo inhaftiert, das gleiche Schicksal erlitt wie Bonhoeffer. Nach dem Krieg war Bethge zunächst Studentenpfarrer und Referent des Evangelischen Bischofs in Berlin, ging dann als Pfarrer in die deutsche Gemeinde nach London und übernahm nach einigen Jahren im Ausland, vorwiegend in den USA, die Leitung des Pastoralkollegs.


Bethge war Ehrenpräsident der „Internationalen Bonhoeffer-Gesellschaft“ und erhielt viele akademische und staatliche Ehrungen, unter anderem das Große Bundesverdienstkreuz. Er lebte mit seiner Frau in Wachtberg-Villiprott bei Bonn.