Pressemitteilung

Wenn sonst niemand mehr zuhört: Unter 0800111 0 111 gibt es immer Hilfe

50 Jahre Telefonseelsorge im Rheinland

  • Nr. 52/2009
  • 29.1.2009
  • 4095 Zeichen

Hilfe und ein offenes Ohr gibt es rund um die Uhr: Vor 50 Jahren wurde in Düsseldorf die erste Telefonseelsorge im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland gegründet. Was seinerzeit mit 30 bis 40 Frauen und Männern begann, ist heute ein Dienst mit rund 1.400 Ehrenamtlichen. Und jeder von diesen telefonierte allein im vergangenen Jahr im Schnitt 90 Stunden – so als hätte man fast vier Tage lang den Hörer ununterbrochen am Ohr.

„Before you commit suicide, ring me up.“ – Bevor Sie Selbstmord begehen, rufen Sie mich an. Diese Anzeige gab deranglikanische Pfarrer einer Londoner Innenstadtgemeinde am 2. November 1953 in der „Times“ auf. Die Begebenheit wird als Geburtsstunde der Telefonseelsorge angesehen. Die Idee kam aus protestantischen Pfarrhäusern: 1892 erstmals in New York und dann 1953 in London wurden Pfarrer auf die steigende Zahl von Suizidversuchen und Selbsttötungen in ihren Großstädten aufmerksam. In Zeitungsinseraten boten sie ihre Telefonnummern an, um per Telefongespräch zu helfen. Drei Jahre nach der Gründung der ersten deutschen Telefonseelsorge in Berlin wurde 1959 in Düsseldorf die erste Telefonseelsorge in der rheinischen Kirche etabliert.

Initiator war damals der Arbeitskreis „Die dargebotene Hand“. Das 50-jährige Jubiläum wird am kommenden Samstag, 31. Januar 2009, 15 Uhr, mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Johanneskirche in Düsseldorf, Martin-Luther-Platz, gefeiert. Die Predigt hält Petra Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Anschließend gibt es einen Empfang.

Lebenserfahrung, Fortbildung und Supervision als Qualitätsmerkmale

Begonnen hat die Telefonseelsorge mit 30 bis 40 Ehrenamtlichen – heute sind es auf dem Gebiet der rheinischen Kirche rund 1.400 Frauen und Männer, die unter der Rufnummer 0800111 0 111 bzw. 0800111 0 222 erreichbar sind. Die Telefonate sind kostenlos und anonym, die Beraterinnen und Berater unterliegen der Schweigepflicht. „Sie sind hoch motiviert und gut ausgebildet“, sagt Pfarrer Frank Ertel von der Telefonseelsorge Aachen-Eifel, Sprecher des rheinischen Konvents für Telefonseelsorge: Qualitätsmerkmale derer, die am Telefon mitarbeiten sind große Lebenserfahrung, ständige Fortbildung und regelmäßige Supervision. Und die Themen, mit denen die Frauen und Männer bei den Anrufen konfrontiert werden, sind damals wie heute sämtliche Wechselfälle des Lebens; zum Beispiel Schul- und Versagensängste, das Leben in Armut, persönliche und Beziehungsprobleme, die Erfahrung von Einsamkeit, Verzweiflung und Trauer bis hin zu Todesgedanken. Oft reicht die „Erste Hilfe“ am Telefon nicht aus, um Probleme zu lösen. Die Anruferinnen und Anrufer werden aber nicht allein gelassen. Auf Wunsch werden ihnen Kontakte zu Beratungsstellen vermittelt, die für weitergehende Hilfe sorgen können.

Seit der Gründung entstanden im Bereich der rheinischen Kirche 16 ökumenische Beratungsstellen, zwei evangelische und drei katholische. Das Engagement für diesen seelsorglichen Dienst ist groß: Die 1.400 Ehrenamtliche stehen den Anruferinnen und Anrufern rund um die Uhr zur Verfügung – 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr, auch an Wochenenden und Feiertagen. „Die Telefonseelsorge ist wesentlicher Teil des seelsorgerlichen Engagements der Evangelischen Kirche im Rheinland und ihrer Kirchenkreise. Die Angebote sind eingebunden in die Strukturen der Kirchenkreise“, so Telefonseelsorger Frank Ertel. Dass diese Form der Seelsorge nach wie vor gefragt ist, belegen die Zahlen: Insgesamt klingelten im vergangenen Jahr 420.000 Mal die Telefone bei den Beraterinnen und Berater. Allein in Düsseldorf gab es 20.000 Gespräche mit rund 100 ehrenamtlichen Telefonseelsorgerinnen und -seelsorgern.

Mehr zur Telefonseelsorge im Internet: www.telefonseelsorge.de

Historische Fotos, zusammengestellt von der Evangelischen Pressestelle Düsseldorf: www.evangelisch-in-duesseldorf