Pressemitteilung

Präses Schneider zur Finanzkrise: „Statt Reformen bisher nur Rhetorik“

Treffen mit Arbeitgeberverbänden / Kirche mahnt Konsequenzen an

  • Nr. 142/2009
  • 9.9.2009
  • 2359 Zeichen

Nikolaus Schneider, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, hat spürbare Konsequenzen aus der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise angemahnt: „Politikerinnen und Politiker haben zur Reform des Weltfinanzsystems viele gute Vorschläge gemacht. Bisher ist gefährlich wenig davon verwirklicht“, sagte Präses Schneider am Dienstag Abend bei einem Treffen mit Vertreterinnen und Vertretern der nordrhein-westfälischen Arbeitgeberverbände: „Kreditverbriefungen erleben schon wieder ein Comeback. Angebote zu hoch riskanter Spekulation werden schon wieder munter unterbreitet. Leider machen zu viele schon wieder weiter wie bisher. Der Regulierungswille der Briten und Amerikaner ist nicht groß. Vielen politischen Äußerungen zum Trotz: Die Reform der Weltfinanzordnung beschränkt sich bislang weitgehend auf Rhetorik“, so der 62-jährige Theologe, der auch Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Nikolaus Schneider warb für einen „ruhigeren, stabileren Kapitalismus ohne weitere spekulative Aufblähungen flüchtiger Finanzblasen“. Dabei müsse die Soziale Marktwirtschaft fortgeschrieben werden, verwies er auf den Text „Wie ein Riss in einer hohen Mauer“, den die EKD anlässlich der Krise veröffentlicht hat. Darin machen sich die Protestanten für die Weiterentwicklung der tragenden Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft hin zu einer sozial, ökologisch und global verpflichteten Marktwirtschaft stark.

Mit Blick auf die fehlenden Konsequenzen aus der Wirtschafts- und vor allem aus der Finanzkrise unterstrich der Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland: „Wir werden nicht schweigen, wenn nach der Bundestagswahl die Verteilung der Kosten der Krise die Ärmsten, die junge Generation, Familien und Arbeitnehmer trifft, wenn kleine und mittelständische Unternehmen aufgrund der Kreditklemme der Banken ihre Chancen nicht bekommen.“ Zugleich dankte Nikolaus Schneider allen Unternehmerinnen und Unternehmern, die als ehrbare Kaufleute wirtschaftliche Interessen und die soziale Verantwortung für Mitarbeitende in ein gerechtes Maß zueinander bringen.

Der EKD-Text „Wie ein Riss in einer hohen Mauer“ zum Nachlesen im Internet:
www.ekd.de/EKD-Texte/ekdtext_100.html