Pressemitteilung

Präses Nikolaus Schneider: „Gott lässt sich nicht spotten“

Banker-Zitat sorgt für Verwunderung und Unverständnis

  • Nr. 181/2009
  • 10.11.2009
  • 2225 Zeichen

Mit Verwunderung und Unverständnis reagiert Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, auf Äußerung eines amerikanischen Bankenmanagers, der die Arbeit der Banken in einem Zeitungsinterview als „Gottes Werk“ bezeichnet hat. Dazu merkt Präses Schneider an:

„Der Chef der US-amerikanischen Großbank Goldman-Sachs Lloyd Blankfein hat lauthals verkündet, mit ihrer Arbeit verrichteten die Banken, Gottes Werk’. Wenn er ,Gottes Werk’ auch in der Ausschüttung überreicher Boni in krisengeschüttelten Zeiten sieht, dann muss er sich über die Empörung von Seiten aller christlichen Kirchen nicht wundern. Freilich: Gottes Wege sind oft wundersam; und die menschlichen Werkzeuge, die er sich aussucht, sind – wie die Bibel immer berichtet – sicher auch oft schwierige Charaktere. Erzvater Jakob beispielsweise, der seinen Bruder um den väterlichen Segen betrogen hat, war nicht gerade liebenswert.

Es verwundert ja nicht, dass Menschen ihre Macht missbrauchen. Das kennen wir aus der Bibel. Von den Königen des Volkes Israel wird regelmäßig gesagt: ,Sie taten, was dem Herrn missfiel’. Machtmissbrauch damals – Machtmissbrauch heute! Aber die Könige Israels mussten die Erfahrung machen: Gott lässt sich nicht spotten. Diese Warnung wollen wir auch Herrn Blankfein weitersagen, denn das Schicksal dieser Könige wünschen wir ihm wirklich nicht.

Im Übrigen heißt es in der Heiligen Schrift (1. Timotheus 6,10), die Geldgier ist eine Wurzel alles Übels. Und auch Jesus hat davor gewarnt, dass zum Beispiel der Reichtum des reichen Kornbauern dessen Seele keine Ruhe gibt, ja ihn arm bei Gott erscheinen lässt.

Wenn Herr Blankfein auch die Milliarden-Boni wirklich als Teil von ,Gottes Werk’ und damit letztlich als Segen bezeichnet, dann muss er sie zum Wohl seiner Nächsten einsetzen – und sie nicht sich selbst oder seinen Kollegen in die Tasche stecken. Wer die Nächsten sind, kann man übrigens im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter lernen: die Ausgeraubten und Geschlagenen, die Armen und Behinderten, die Benachteiligten und Gefährdeten.“