Pressemitteilung

Oberkirchenrat Klaus Eberl: „KiBiz hat mehr Schatten als Licht gebracht“

Ein Jahr Kinderbildungsgesetz in Nordrhein-Westfalen

  • Nr. 122/2009
  • 27.7.2009
  • 2914 Zeichen

Ein Jahr nach dem Inkrafttreten des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) hat NRW-Familienminister Armin Laschet heute vor der Presse eine positive Bilanz des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) gezogen. Aus Sicht von Oberkirchenrat Klaus Eberl zeigt das Gesetz aber mehr Schatten als Licht: „Mit Blick auf die Qualität der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung hat KiBiz wenig gebracht“, kommentiert der Leiter der Abteilung Bildung der Evangelischen Kirche im Rheinland, die in Nordrhein-Westfalen rund 400 Kindertagesstätten in Trägerschaft von Kirchengemeinden vertritt.

Positiv sei, so Oberkirchenrat Eberl, dass es durch das Gesetz gelungen sei, neue Plätze in der Betreuung von Kindern unter drei Jahren (U 3) zu schaffen, die Zahl der Ganztagsplätze zu erhöhen sowie bedarfsgerechte Öffnungszeiten einzuführen. „Aber uns geht es eben um mehr.“ Das System der Kindpauschalen belohne nicht diejenigen Träger, die durch Freistellungen von Leitungen, durch verstärkte Fortbildungsmaßnahmen, durch Bildungsprojekte oder durch Zertifizierung die Qualität ihrer Einrichtungen zugunsten der Kinder verbesserten, bemängelt der Bildungsexperte. Auch müsse sich erst erweisen, ob die durch die Pauschalen zu gewährleistende Refinanzierung ausreiche.

Weniger Freiheit und Sicherheit, mehr Verwaltungsarbeit

„Stattdessen wurde die Entscheidungsfreiheit und Planungssicherheit der Träger eingeschränkt, die Risiken einseitig zu ihren Ungunsten umverteilt, die Erzieherinnen und Erzieher mit mehr Verwaltungsarbeiten belastet und die Kosten für Eltern in vielen Städten Nordrhein-Westfalens erhöht, weil es keine landesweit einheitlich festgelegten Elternbeiträge mehr gibt“, konstatiert Klaus Eberl. Die Mehrbelastungen der Erzieherinnen entstehen nach seinen Angaben in vielen Einrichtungen z.B. durch eine erhöhte Anzahl von Übermittagsbetreuungen von Kindern, die mit weniger Personalstunden bewältigt werden muss: „Vor allem die Leitungen der Einrichtungen sehen sich einem überzogenem Regelungs- und Abstimmungsbedarf ausgesetzt, der auf der Ebene der Kommunen entstanden ist. Das kostet Zeit – Zeit die bei der pädagogischen Arbeit fehlt“, sagt der Oberkirchenrat. Die Notwendigkeit, sich deshalb zu größeren Trägergemeinschaften zusammenzuschließen, habe zwar Vorteile bei der Personalsteuerung, werde aber durch Nachteile im Blick auf die Verankerung im Sozialraum erkauft.

Die mit KiBiz verbundene Idee der Familienzentren begrüßt Oberkirchenrat Eberl grundsätzlich: „Es stellen sich aber auch hier noch viele ungelöste Detailfragen. Und so gibt es für eine durchweg positive KiBiz-Bilanz nach dem ersten Jahr eigentlich keinen Grund, sondern die politische Notwendigkeit, das Gesetz an entscheidenden Punkten nachzubessern.“