Pressemitteilung

Projekt mit ehemaligen Zwangsarbeitern wird erfolgreich abgeschlossen

Rheinische Kirche zieht Bilanz

  • Nr. 119/2009
  • 1.7.2009
  • 3444 Zeichen

Die Bilanz ist kurz und bündig. „Das Begegnungs- und Versöhnungsprojekt mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern ist ein Erfolg. Sein Ziel, Verantwortung sichtbar wahrzunehmen und Schritte der Versöhnung einzuleiten, ist erreicht worden. Die mit dem Projekt verbundene Absicht, zivilgesellschaftliche Entwicklungen zu unterstützen, bleibt als Aufgabe“, so Projektleiter Jörn-Erik Gutheil, Theologe und Landeskirchenrat i.R. Nach einem abschließenden Besuch in der Ukraine betonte er, dass das Projekt zwar jetzt ende, die rheinische Kirche aber die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter weiterhin finanziell unterstütze.

Als einzige evangelische Landeskirche hat die Evangelische Kirche im Rheinland seit 2001 ein eigenes Begegnungs- und Versöhnungsprojekt mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern durchgeführt. Es umfasste kostenlose medizinische Hilfen für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, aber auch Projekte der Erinnerungskultur und des zivilgesellschaftlichen Engagements in Deutschland und in den Heimatländern der alt gewordenen Männer und Frauen. Neben der Zwangsarbeit in Einrichtungen von Kirche und Diakonie im Rheinland ging es dabei auch um die Zeit nach der Befreiung, die Rückkehr in die ukrainische Heimat und die Lebens- und Leidenswege in der ehemaligen Sowjetunion. Nach Hause zurückgekehrt, wurden die ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter häufig der „Kollaboration“ verdächtigt. Eine offizielle Anerkennung erhielten sie erst vor wenigen Jahren.

Das Begegnungs- und Versöhnungsprojekt der rheinischen Kirche, das von der Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ unterstützt wurde, führte in Besuchen und Gegenbesuchen immer wieder Betroffene und junge Menschen zusammen – auch in den kirchlichen Einrichtungen, in denen sie einst die Zwangsarbeit verrichten mussten.

„Dienen unter Zwang“ – in der rheinischen Kirche erforscht

Eng verknüpft bleibt das Projekt mit der wissenschaftlichen Arbeit des Historikers Uwe KaminskyDienen unter Zwang. Studien zu ausländischen Arbeitskräften in Evangelischer Kirche und Diakonie im Rheinland während des Zweiten Weltkriegs“ (2002), die die rheinische Kirche im Jahr 2000 in Auftrag gegeben hat. Darin wird die Zahl der in Kirche und Diakonie beschäftigten Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter auf rund 1.200 Menschen geschätzt.

Im Rahmen des Begegnungs- und Versöhnungsprojekts entstand eine gleichnamige umfangreiche Wanderausstellung, erstmals präsentiert im April 2005 in Kiew. Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, ukrainische Studierende, Schülerinnen und Schüler der kreuznacher diakonie und der Kaiserswerther Diakonie sowie Freiwillige der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste hatten dafür die Schicksale der im Zweiten Weltkrieg ins Rheinland verschleppten Menschen recherchiert. Die Ausstellung dokumentiert auf 19 Tafeln Texte und Live-Interviews mit Zeitzeugen, Bildmaterial und Fotos in deutscher, ukrainischer und russischer Sprache. Sie war und wird weiterhin mit großem Erfolg in Belarus, Russland, der Ukraine und in deutschen Städten gezeigt.

  

Nähere Informationen zur Ausstellung und zu der Studie sind im Internet erhältlich unter www.ekir.de/ekir/33776_32069.php und www.ekir.de/ekir/38396_39965.php