Pressemitteilung

Präses: Das Gesicht der Welt durch Glaube, Hoffnung und Liebe verändern!

Heute Begrüßungsgottesdienst für Kongress christlicher Führungskräfte

  • Nr. 65/2009
  • 26.2.2009
  • 9048 Zeichen

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

vom morgen, 26. bis Samstag, 28. Februar 2009, findet der Kongress christlicher Führungskräfte in Düsseldorf statt, zu dem die Veranstalter mehr als 3.500 Teilnehmende erwarten. Aus diesem Anlass lädt die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland heute Abend um 19 Uhr zum Begrüßungsgottesdienst in die Düsseldorfer Johanneskirche, Martin-Luther-Platz, ein (vgl. Pressemitteilung 55/2009 vom 5. Februar 2009).

Nachfolgend erhalten Sie den Predigttext von Präses Nikolaus Schneider zu Ihrer Verwendung. Bitte beachten Sie die Sperrfrist und den Wortlautvorbehalt.

Mit freundlichem Gruß

Jens Peter Iven
Pressesprecher

 

„Liebe Gemeinde,
liebe Schwestern und Brüder!

Heute ist Aschermittwoch.
Vorbei sind die „tollen Tage“ des Karnevals,
vorbei ist die Zeit der Masken und Kostüme,
hinter denen Identität sich verbergen und Hemmungslosigkeit sich ausleben ließen. Heute beginnt die Passions- und Fastenzeit.

Passionszeit –
Wir erinnern und vergegenwärtigen die Passion Jesu Christi.
Gott nahm in seinem Sohn menschliches Leiden und Sterben auf sich, damit wir Menschen nicht gottverlassen leiden und sterben müssen!

Fastenzeit –
Wir nehmen uns Zeit für einen bewussten Verzicht auf Überflüssiges und Belangloses.
Wir nehmen uns Zeit für das, was unserem Leben not-tut und gut-tut:
– Zeit für das Hören auf Gottes lebendiges Wort,
– Zeit für Gottesbegegnungen und Gotteserfahrungen,
– Zeit für unsere antwortende und verantwortliche Glaubensbeziehung zu Gott!

Aschermittwoch –
Wir wenden uns ab von dem, was Gottes Wort an uns übertönt und verdrängt.
Wir wenden uns Gott zu, hören auf Gottes lebendiges Wort,
öffnen uns für nüchterne Einsichten, Reue, Buße und Neuanfang.

Aschermittwoch –
Wahrlich ein guter Tag für den Willkommensgottesdienst des Kongress Christlicher Führungskräfte!

Hören wir jetzt auf den Predigttext für diesen Aschermittwoch, auf Jesu Worte zum Fasten und Schätze sammeln, wie sie uns der Evangelist Matthäus in seinem 6. Kapitel überliefert. Ich lese die Verse 16 bis 21:

„Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler;
denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten.
Wahrlich ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.
Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht,
damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten,
sondern dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir`s vergelten.

Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden,
wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen.
Sammelt euch aber Schätze im Himmel,
wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen.
Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“

 

Mit drei Überlegungen lege ich diesen Text aus.

Zum Ersten:

Mit rechtem Fasten können wir uns nicht den Himmel verdienen, aber mit rechtem Fasten können wir den Himmel „schmecken“!

Martin Luther hat aufgeräumt mit der Vorstellung, dass uns Enthaltsamkeit und Fasten als „gute Werke“ vor Fegefeuer und Hölle bewahren und uns den Himmel aufschließen könnten.

Jesus ruft seine Nachfolger und Nachfolgerinnen hier nicht zum Fasten auf, damit sie sich ihre Gotteskindschaft verdienen. Jesus setzt vielmehr das Fasten als einen konkreten Audruck der Frömmigkeit voraus. Fasten als freiwilliger und bewusster Akt des Verzichts auf Essen und Trinken kann äußeres Verlangen zum Schweigen bringen und so Raum für Gotteserfahrungen schaffen.

Rechtes Fasten ist für Jesus deshalb auch keine religiöse Leistung, die zu einem Gegenstand des Selbstruhmes und der Bewunderung von Mitgläubigen werden soll. Deshalb fordert uns Jesus auf, so zu fasten, als gingen wir zu einem Festmahl: „Salbt eure Häupter und wascht eure Gesichter“, fastet mit freiem und fröhlichem Herzen und tragt nicht die sauertöpfische Miene des Verzichts vor euch her!

Wenn wir in Liebe und im Gebet zu Gott fasten, dann können wir Gott begegnen, dann kann Gottes Geist unseren Geist erfüllen und inspirieren.

Fasten in der Nachfoge Jesu Christi kann uns so schon hier auf Erden ein Stück Himmel „schmecken“ lassen. Denn wir können Anteil gewinnen an Gottes lebendigem Wort, an „Brot“ und „Wein“ und am „Wasser des Lebens“.

Das- und nicht die Bewunderung unserer Mitmenschen – wird uns stärken, so „dass wir wieder auffliegen wie Adler“, dass wir neue Kraft und neuen Mut gewinnen für unser Leben als engagierte Christenleute in einer säkularen und pluralen Alltagswelt!

 

Zum Zweiten:

Wir sammeln uns Schätze im Himmel, wenn wir unsere Schätze auf Erden teilen!

Verlangt Jesus von seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern, verlangt Jesus von uns den absoluten Verzicht auf materiellem Besitz, auf irdisches Hab und Gut, auf alle Schätze dieser Welt?

Darüber wurde und wird bis heute von Exegeten und in der Theologie gestritten. Ganz unumstritten war und ist jedoch, dass es Jesus um die Grundeinstellung des Menschen zu seinem irdischen Besitz geht.

Das Verhältnis des Menschen zu seinem Besitz, die Frage nach der Richtung und Ausrichtung des menschlichen Herzens entscheidet über seinen „himmlischen Schatz“ im ewigen Gottesreich.

Mit dem biblischen Begriff „Herz“ ist nicht eine sentimentale Gefühlsduselei angesprochen. Mit „Herz“ ist in der Bibel das Zentrum des Menschen gemeint, das Herz umfasst das Denken, Fühlen und Glauben des Menschen.

So geht es Jesus in unserem Predigttext nicht darum, dass alle Menschen alles verschenken, sondern dass wir unser Herz an die „himmlischen Schätze“ hängen!

Und das ist auch vernünftig!

Alle unsere irdischen Schätze sind nämlich vergänglich, unsere materiellen Besitztümer ebenso wie unsere Karriere, unser Erfolg, unser Ruhm und unsere Machtpositionen.

Ja, sogar unser Lieben und unser Geliebtwerden von Partnerinnen und Partnern, von Kindern und Kindeskindern, von Freundinnen und Freunden sind vergänglich – solange auch diese liebevollen Beziehungen nicht in unserer Beziehung zu Gott, dem Ewigen, gegründet und aufgehoben sind!

Nur die himmlischen Schätze können uns nicht genommen werden, nicht durch Rost oder Motten, nicht durch Diebstahl und mutwillige Zerstörung, nicht durch Krankheit und nicht durch den Tod!

Das Bild von dem „Schatz im Himmel“, an dem unser Herz ewigen Grund und ewige Heimat findet, ist keine Weltflucht und keine abgehobene Jenseitsvertröstung.

Denn das Himmelreich ist mit Jesus Christus schon hier auf Erden angebrochen. In der Nachfolge Christi ist das Himmelreich für uns schon hier auf Erden lebbar und erfahrbar geworden ist.

Wir sammeln und wir haben einen Schatz im Himmel, wenn wir hier auf Erden Gott und unsere Mitmenschen lieben und wenn wir dieser Liebe auch konkret Ausdruck geben, auch im Teilen unserer Besitztümer!

Schöpfe Freude daraus, dass es dir gegeben ist zu geben –
nicht daraus, dass dein Besitz größer und größer wird
und nicht daraus, dass andere deine Freigebigkeit bewundern!

 

Zum Dritten:

Unsere Schätze im Himmel verändern das Gesicht unserer Erde!

„Mit Werten in Führung gehen“ – das ist das Motto des diesjährigen Kongresses Christlicher Führungskräfte. Lassen Sie mich dieses Motto von unserem Predigttext her zuspitzen:

„Mit unseren Schätzen im Himmel in Führung gehen!“,
das könnte unserer Erde inmitten der Finanz- und Weltwirtschaftskrise, bei unserem Leiden an Unrecht, Krieg und Gewalt, bei allen drängenden und ungelösten Fragen und Problemen in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft Hoffnungszeichen und Wegweisung geben!

„Daran entscheidet sich heute Gewaltiges, ob wir Christen Kraft genug haben, der Welt zu bezeugen, dass wir keine Träumer und Wolkenwanderer sind. Dass wir nicht die Dinge kommen und gehen lassen, wie sie nun einmal sind. Dass unser Glaube wirklich nicht das Opium ist, das uns zufrieden sein lässt inmitten einer ungerechten Welt. Sondern dass wir, gerade weil wir trachten nach dem, was droben ist, nur umso hartnäckiger und zielbewusster protestieren auf dieser Erde“,
so glaubte und verkündigte es Dietrich Bonhoeffer in einer Predigt am 19. Juni 1932.

 

Auch heute, fast 80 Jahre später, kann und will Gott durch seinen Geist und unseren Glauben das Gesicht dieser Erde verwandeln!
Öffnen wir uns dem Geist Gottes durch unser Fasten und Beten!
Sammeln wir uns Schätze im Himmel durch unsere tätige Liebe!
Verändern wir das Gesicht unserer Erde durch unser Glauben, Hoffen und Lieben!
Gott schenke uns allen eine gesegnete Passionszeit und Ihnen einen gesegneten Kongress!
Amen“