Pressemitteilung

Präses: „Sie haben widerstanden, damit andere Menschen leben können“

Yad Vashem ehrt ,Gerechte unter den Völkern‘ aus rheinischer Kirche

  • 16.11.2004


Achtung, Sperrfrist: Heute, 16. November 2004, 16 Uhr!


Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat den ersten Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, D. Heinrich Held, sowie den Essener Pfarrer Johannes Böttcher und seine Frau Käthe posthum zu „Gerechten unter den Völkern“ erklärt. Mit diesem Ehrentitel würdigt Yad Vashem Menschen, die während des Holocausts unter Einsatz ihres eigenen Lebens Juden vor der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten geschützt haben. Heute wurden die äußeren Zeichen dieser Ehrung, Medaillen und Urkunden, den Angehörigen der Geehrten in einer Feierstunde in der Alten Synagoge Essen übergeben.


„Das Leben von Käthe und Johannes Böttcher und von Heinrich Held macht Mut, auch unter schlimmen Bedrohungen zu widerstehen, wenn Menschen gefährdet sind“, erklärte Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Laudatio, „Sie helfen uns auf dem Weg, den wir als Gesellschaft gehen müssen. Dass nicht nur einer für den anderen einzustehen hat, sondern dass der Mund aufgetan werden muss – für die Schwachen und Stummen“.


Als Pfarrer in Essen-Rüttenscheid hatte Heinrich Held gemeinsam mit seinem Freund Pfarrer Johannes Böttcher und dessen Ehefrau Käthe jüdische Mitbürger in den Kellern unter den Trümmern der Reformationskirche und im Pfarrhaus versteckt. Die Juden sollten noch im Spätherbst 1944 zur Vernichtung abtransportiert werden. Präses Schneider: „Sie haben Lebensgefahren auf sich genommen und widerstanden, damit andere Menschen leben können.“ Für die heute Geehrten „gab es keine Bereiche des Lebens, in denen anderen Herren zu gehorchen wäre, außer dem einen Herrn Jesus Christus, wie ihn die Barmer Theologische Erklärung 1934 erklärt hatte“. In Zeiten, da es auch in der Kirche nur vereinzelt gezielten Widerstand gegen Hitler oder gar ein entschiedenes Auftreten in der sogenannten Judenfrage gab, seien sie ein lebendiges Zeugnis ihres Glaubens gewesen, so Schneider.


„Ihre Taten werden weiterleben und erzählt werden“, sagte Nikolaus Schneider: „Dass dies auch in Jerusalem geschieht, bringt in guter Weise zum Ausdruck, dass sich das Leben der Geehrten in den Heiligen Schriften von Juden und Christen gründete, für die Jerusalem der Ort der Hoffnung und des Lebens ist.“