Pressemitteilung

Indonesiens Ex-Präsident Wahid fürchtet Unruhen in seinem Land

Ehemaliger Staatschef empfing Präses Nikolaus Schneider

  • 2.8.2004


Der ehemalige indonesische Präsident Abdurrahman Wahid befürchtet Unruhen in seinem Land, wenn der oberste Gerichtshof in der kommenden Woche über den weiteren Fortgang der ersten demokratischen Präsidentschaftswahlen des Landes entscheidet. Ex-General Wiranto, der beim ersten Durchgang nur auf Platz drei hinter dem ehemaligen General Susilo Bambang Yudhoyono und der Amtsinhaberin Megawati Soekarnoputri gelandet war und damit nicht an der Stichwahl teilnehmen kann, hatte das Ergebnis angefochten. „Egal wie das Gericht entscheidet: Es wird Unruhen geben – angestachelt entweder von Megawatis oder von Wirantos Leuten“, erklärte Wahid bei einem einstündigen Gespräch mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider. Vor dem Empfang bei Wahid hatten am Mittag (Ortszeit) Staatspräsidentin Megawati und ihr Innenminister die rheinische Kirchendelegation mit allen protokollarischen Ehren empfangen (siehe Pressemitteilung Indonesien 06/2004 von heute!).


Im Gespräch mit dem Präses, der auch Mitglied des Rates der EKD ist, und dem Chef der Ökumeneabteilung, Wilfried Neusel, unterstrich der trotz erheblicher Gesundheitsprobleme vitale und präsente Abdurrahman Wahid, dass das Militär in solchen Unruhen einen willkommenen Anlass finden könnte, die Macht zu übernehmen. Trotzdem sei er nicht ohne Hoffnung, dass der Demokratisierungsprozess des Landes weitergehen werde; „allerdings langsamer und mit vielen Störungen“. Die Demokratisierung müsse von einer nicht korrupten Elite vorangetrieben werden. Zu dieser Elite sollten auch die Kirchen gehören. Der Moslem Wahid ermutigte Christinnen und Christen zu engagierter Mitarbeit. Von Präses Schneider befragt, was denn der Beitrag der Kirchen sein solle, antwortete der Ex-Präsident: „Es muss einen stärkeren Dialog zwischen den Religionen geben. Bislang wissen wir noch zu wenig von einander.“ Bei diesem interreligiösen Dialog könne auch die deutsche Regierung helfen. Gleichzeitig sei es notwendig, den javanischen Zentralismus zu überwinden und den Provinzen mehr Autonomie zuzugestehen.


Präses Schneider und seine Delegation befindet sich noch bis zum 8. August auf Antrittsbesuch bei den indonesischen Partnerkirchen der Evangelischen Kirche im Rheinland. Nach Stationen auf Sumatra und in Jakarta reist die Gruppe morgen abend nach West Papua weiter.