Pressemitteilung

Ein Kreuzigungsfilm, der die theologische Tiefe schuldig bleibt

Präses Nikolaus Schneider zu „The Passion of the Christ“:

  • 31.3.2004

„Ich habe meine Zweifel, ob wir uns auf diese Weise der Geschichte Jesu nähern können, so dass am Ende deutlich wird, warum sie für mich persönlich und für alle Menschen wichtig ist.“ So kommentiert Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, den Kinofilm „The Passion of the Christ“ nach einer Vorabvorführung in Düsseldorf. Dem Film des Schauspielers und Regisseurs Mel Gibson fehlt es nach Einschätzung Schneiders an theologischer Tiefe.


Zu Beginn des Films zitiert Gibson Jesaja 53,5: „Durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Doch am Ende, so resümiert Präses Schneider, sei der australische Regisseur doch einem Irrtum erlegen: Mel Gibson verliere sich in einer ausufernden Darstellung von Blut und Gewalt, die das Leiden Jesu beinahe eindimensional auf das Körperliche reduziert. „,Er trug unsere Schuld’ bedeutet nicht, dass Jesus besonders viele Leiden körperlich ertragen konnte. Das unterscheidet ihn eben nicht von vielen, die auf dieser Erde bestialisch leiden mussten oder gefoltert wurden – damals wie heute“, stellt der 56-jährige Theologe fest. Tatsächlich liege das Geheimnis der Erlösung in einer anderen „Wunde“, die Christus getragen habe – nämlich die Sünde der Gottesferne.


Gibsons „Passion of the Christ“ sei ein zutiefst zeitgeistiger Film, meint Präses Schneider. „Es verwundert nicht, dass dieser Film zu einer Zeit kommt, in der Gewalt diese Bedeutung und Dimension hat.“


Egal, ob man nun den Film sehen wolle oder nicht: „Der Geschichte Jesu und der heilsamen Bedeutung seines Todes am Kreuz kommt man am ehesten durch die Lektüre des Neuen Testaments auf die Spur“, stellt Präses Nikolaus Schneider fest. „Bei Matthäus, Markus, Lukas und Johannes findet man den Zusammenhang zwischen Jesu Leben, Wirken, Sterben und uns Menschen. Genau diese Dimension bleibt bei Mel Gibson unterbelichtet.“