Pressemitteilung

Kirchen und Unternehmen gemeinsam im Kampf gegen Aids

Aktion der NRW-Kirchen „Denn auch die Wirtschaft hat Aids“:

  • 2.4.2004


Begleitende Seelsorge, Versorgung mit Aids-Medikamenten, Einbeziehung von Familie und sozialem Umfeld: Das sind Eckpunkte für Sozial- und Gesundheitsprogramme zu HIV und Aids in Unternehmen. Das Konzept liegt bei einer deutsch-namibisch-südafrikanischen Steuerungsgruppe, gegründet auf Initiative der evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen zur Bekämpfung von HIV und Aids im südlichen Afrika. Noch im Sommer soll mit der Einführung der auf die jeweiligen Firmen zugeschnittenen Programme begonnen werden, fasst Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller (Bielefeld) die Ergebnisse zusammen.



Dieser Aktionsplan ist Ergebnis der Fachkonferenz vom 28. bis 30. März 2004 in Johannesburg/Südafrika, an der neben Kirchenvertreterinnen und -vertretern auch Firmenmanager teilgenommen haben. Zu den Firmen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, gehört die Kapstädter Tochter des Bekleidungsunternehmens Falke. Mit am Konferenztisch in Johannesburg saßen Vertreter der RAG Coal International und des Maschinenherstellers Deutsche Bergbautechnik in Südafrika. Zu den weiteren Interessierten gehören Degussa, Thyssen und der Autozulieferer Innomotive Systems Europe – ebenfalls mit südafrikanischem Tochterunternehmen. Eine Umfrage unter Unternehmen in Südafrika macht ihre Befürchtung deutlich, dass sich die negativen Auswirkungen von Aids innerhalb der nächsten fünf Jahre massiv erhöhen werden, berichtete eine Vertreterin des Büros für Wirtschaftsforschung (Kapstadt) während der Tagung.



Angesichts der „HIV-Aids-Tragödie“ im südlichen Afrika mahnte der namibische Bischof Dr. Zephania Kameeta auf der Konferenz zur Eile bei Hilfsmaßnahmen. „Wir haben keine Zeit mehr. Die Menschen sterben, während wir hier tagen.“ Scharf verurteilte der Bischof Teilnahmslosigkeit: „So wie Apartheid Sünde war, ist Neutralität Sünde.“ Im Subsahara-Afrika sind rund 27 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Besonders schwer betroffen ist die junge Generation. Nach Angaben von UNAIDS, der zur Bekämpfung von HIV und Aids zuständigen UNO-Organisation, sind allein im vergangenen Jahr 2,3 Millionen Menschen an Aids gestorben. Subsahara-Afrika, so UNAIDS, ist mit Abstand die am schlimmsten von HIV und Aids betroffene Region der Welt.



Die Initiative „Denn auch die Wirtschaft hat Aids“ der NRW-Landeskirchen, vom Land NRW anerkannt als Agenda21-Projekt, ist der Nachhaltigkeit im Sinne des Aktionsprogramms von Rio de Janeiro 1992 verpflichtet und sucht um der Betroffenen von HIV und Aids Willen die Kooperation mit NRW-Unternehmen, die im südlichen Afrika Tochterfirmen haben. Um die Programme fest zu verankern, arbeiten die drei evangelischen Kirchen in NRW – also die Evangelische Kirche von Westfalen, die Evangelische Kirche im Rheinland und Lippische Landeskirche – mit Kirchen im südlichen Afrika zusammen. Während die großen Unternehmen bereits entsprechende Programme haben, möchten die Kirchen die große Zahl der Beschäftigten in mittleren und kleinen Firmen erreichen. Die Wirtschaft werde nicht um Sponsoring gebeten, erklärt Oberkirchenrat Möller. „Wir kommen nicht als Bittsteller, sondern suchen eine echte Zusammenarbeit.“ Die rheinische Landeskirchenrätin Elke Wieja ist vom Interesse der angesprochenen Firmen beeindruckt: „Sie haben geradezu darauf gewartet, ein gutes Angebot zu bekommen, das die Menschen in den Vordergrund stellt.“