Pressemitteilung

Wandel im Selbstverständnis der Gemeinden und Wandel in der Architektur

Dokumentation rheinischer Gottesdienststätten:

  • 15.4.2004


Ein außergewöhnliches Werk zum Kirchenbau in der rheinischen Kirche ist soeben in den Schriften des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland erschienen. Die umfangreiche zweibändige Studie erfasst alle 251 Sakralbauten, die auf rheinischem Kirchengebiet zwischen 1860 und dem Ersten Weltkrieg errichtet wurden. Kernstück der 1100 Seiten starken Dokumentation ist ein chronologisch angeordnetes Nachschlagewerk zum evangelischen Kirchenbau im Rheinland im Zeitalter des Historismus in Wort und Bild.


Jeder Kirchenbau wird einzeln porträtiert. Bauliche Veränderungen im Verlauf der Nutzungsgeschichte sind vermerkt. Jeder Kirche ist ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis beigefügt, sodass in künftigen Untersuchungen darauf zurückgegriffen werden kann.


Die Baubeschreibung erweitert sich oft zu einer Gemeindegeschichte. Denn nicht die sakrale Architektur als solche steht im Mittelpunkt, sondern das Kirchengebäude als Ausdrucksgestalt der Gemeinde im Kontext ihrer kirchlichen, sozialen, politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umgebung. Die Kirchenbautätigkeit wird in der Publikation ausführlich dokumentiert und analysiert. Dabei zeigen sich die Kirchengemeinden als engagierte und von sich überzeugte Bauherrinnen, die sich zudem ihrer sozialen Verantwortung bewusst sind. Viele Gebäude im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert werden als „Gruppenbauten“ errichtet. Manche integrieren umfangreichere Gemeindesäle in das Kirchengebäude oder präsentieren sich als „integrierte Multifunktionsbauten“ mit variablem Nutzungskonzept wie verschiebbaren Wänden. Die Integration von Altar und Kanzel im Angesicht der Gemeinde setzt sich durch und lässt sich architektonisch ablesen. Die Tendenz, auch die Orgel in der Verbindung mit der Sängertribüne der versammelten Gemeinde dialogisch zuzuordnen, nimmt zu.


Diese präzise Nachzeichnung von Entwicklungen und Tendenzen des Baugeschehens wird ergänzt durch Abbildungen der einzelnen Kirchen. Gezeigt wird nicht nur die Außenansicht, sondern häufig auch eine Innenansicht und der Grund- oder Aufriss des Gebäudes.


Das Werk mit dem Titel „Gottesdienststätten im Wandel – Evangelischen Kirchenbau im Rheinland 1860–1914“ basiert auf der im Jahr 2002 von Werner Franzen der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg vorgelegten Dissertation. Der gebürtige Düsseldorfer schloss sein Studium der Geschichte, Anglistik und Evangelischen Theologie 1985 mit der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt in der Sekundarstufe II ab und trat im selben Jahr in den Dienst der Bundesanstalt für Arbeit. Nebenberuflich widmete er sich in zahlreichen Untersuchungen und Fallstudien dem evangelischen Kirchenbau. Sämtliche in der genannten Studie dokumentierten Sakralbauten hat der Verfasser selbst aufgesucht, um die aus Akten gewonnen Erkenntnisse am Gegenstand zu überprüfen. Im Alter von nur 44 Jahren verstarb Werner Franzen im September 2003.


Das zweibändige Werk (ISBN: 3–930250–47–0) kann zum Preis von 42,50 Euro bestellt werden im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland, Hans-Böckler-Str. 7, 40476 Düsseldorf, Telefon 0211/ 4562-268, Fax – 421 oder per E-Mail bei: marlis.stempel@ekir-lka.de



Hinweis für Journalistinnen und Journalisten: Wenn Sie Belegexemplare wünschen, wenden Sie sich bitte telefonisch an die Pressestelle.