Pressemitteilung

Kirchenleitungs-Delegation besucht Partnerkirche in Namibia

Unterwegs zwischen Aids-Arbeit und rheinischer Missionsgeschichte

  • Nr. 31/2012
  • 25.1.2012
  • 2542 Zeichen

Beim Besuch des Dorfes Kalkveld in Namibia hat sich eine Delegation der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland ein Bild von der HIV/Aids-Arbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia (ELCRN) gemacht: „Es ist erschreckend, wie die Krankheit Aids im Dorf wächst, von 60 Personen im Jahr 2003 ist die Zahl der Erkrankten angestiegen auf 375“, sagte Rolf Breitbarth, Superintendent des Kirchenkreises Niederberg, in Kalkveld. Bei einer Bevölkerungszahl von 800 Personen ist damit im Dorf fast die Hälfte der Einwohner erkrankt, aber offen spricht niemand darüber, dass er oder sie positiv ist. Gleichzeitig würdigten die deutschen Gäste die Aidsarbeit der ELCRN: „Die Arbeit des Aids-Programms ist beeindruckend“, sagte die Superintendentin des Kirchenkreises Altenkirchen, Andrea Aufderheide, „aber die Perspektivlosigkeit im Dorf auch erschreckend. Es gibt so gut wie keine Arbeitsplätze.“

Bewegendes Gedenken auf dem Schlachtfeld von 1904

Beim Besuch der Kirchenleitungs-Delegation, der noch bis Ende der Woche dauert, stehen auch Termine zur Kolonial- und Missionsgeschichte auf dem Programm. Besonders bewegend war für die Gruppe ein Besuch auf dem Schlachtfeld am Water-berg, dem Ort, an dem deutsche Kolonialtruppen den Aufstand der Herero, Nama und Damara 1904 blutig niederschlugen. Barmen Karieue, ein Ältester der Herero, führte die Gruppe bei Sonnenaufgang über unwegsames Savannengelände zu den Gräbern getöteter Herero-Führer. Mit einer Zeremonie bat er die Verstorbenen um Vergebung, dass die Totenruhe gestört wurde, ehe die Deutschen der Opfer des ersten Völkermordes des 20. Jahrhunderts gedachten. „Es war bewegend, mit Texten der Vereinten Evangelischen Mission aus dem Gedenkjahr 2004 – 100 Jahre nach der Schlacht vom 11. August 1904 – am Waterberg der Opfer des Völkermordes zu gedenken und miteinander zu beten“, sagte Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, die im Landeskirchenamt die Abteilung Ökumene leitet.

Schon am vergangenen Sonntag hatte Präses Nikolaus Schneider in einer Predigt im einem Gottesdienst in Windhoek an die Verstrickung auch der rheinischen Missionare in Schuld hingewiesen: „Die Missionare haben sich nicht eindeutig gegen die Kolonialmacht gestellt, sie haben versucht zu vermitteln, sie sind mit schuldig geworden. Das ist die Schuld unserer Kirche“, sagte Schneider mit Blick auf die Schlacht am Waterberg 1904.