Pressemitteilung

Deutschland soll 100.000 Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen

Rheinische Kirche fordert „mutigere Schritte“ und fördert eigene Projekte

  • Nr. 172/2013
  • 3.12.2013
  • 2798 Zeichen

Deutschland soll erheblich mehr syrische Bürgerkriegsflüchtlinge als bisher geplant aufnehmen. Das fordert Oberkirchenrätin Barbara Rudolph: „Denkt man daran, dass Deutschland während des Bosnienkriegs Anfang der 1990er Jahre die vorübergehende Aufnahme von mehr als 320.000 Bürgerkriegsflüchtlingen bewältigen konnte, so ist eine Aufnahme von 100.000 syrischen Flüchtlingen unserer Wirtschaftskraft und politischen Verantwortung eher angemessen“, sagte die Leiterin der Abteilung Ökumene der Evangelischen Kirche im Rheinland Dienstagabend in Düsseldorf. Die Theologin kündigte an, dass die Landeskirche 250.000 Euro für Flüchtlingsarbeit in Gemeinden und Kirchenkreisen bereitstellen wolle. Darüber wird die Landessynode im Januar entscheiden.

„Wir wollen und werden in der Flüchtlingsarbeit keine Aufgaben übernehmen, die der Staat leisten muss. Das ist für uns als rheinische Kirche klar. Hier muss der Staat seiner Verantwortung gerecht werden. Aber wir wollen und werden unseren Teil zur Hilfe für syrische Flüchtlinge beitragen“, unterstrich Oberkirchenrätin Rudolph. Das Profil evangelischer Flüchtlingsarbeit bestehe in Advocacy-Arbeit (anwaltliches Eintreten), in der menschennahen Begleitung, Seelsorge und Beratung sowie in der Unterstützung der Integration von Flüchtlingen im kritischen Kontakt mit den Behörden. Politik könne nur den Rahmen für eine Willkommenskultur schaffen. „Willkommenskultur ist aber kein Verwaltungsakt, sondern bedarf konkreter Menschen, die dieser Kultur ein Gesicht geben. Und das ist die Stärke der Kirche.“

Die Evangelische Kirche im Rheinland setze sich zudem für schnelle und pragmatische Erleichterungen bei Familienzusammenführungen ein, damit die hier lebenden Menschen aus Syrien ihre Angehörigen retten könnten und nicht an Beschränkungen und Auflagen scheiterten. „Wir erwarten von der Bundesregierung und den Bundesländern deutlich mutigere Schritte, der Verantwortung Deutschlands gerecht zu werden“, sagte Barbara Rudolph. Die Forderung, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, wurzele im Glauben: „Flucht und Asyl berühren Fragen, die Christenmenschen ins Zentrum des Glaubens und der eigenen Identität führen.“ Gott habe sein Volk aus Ägypten gerettet. In der Gewissheit, dass Gott an die Seite der Ausgegrenzten, Schwachen, Deklassierten und Rechtlosen tritt, gewinne das Gottesvolk Zukunftshoffnung. „Das Neue Testament erzählt, wie Jesus dies weiterführt und lebt. Er selbst wird zum Maßstab unseres Verhaltens gegenüber dem Fremden schlechthin“, begründete die Theologin die Forderungen.