Joachim Beckmann

Wilhelm Joachim Beckmann (1901-1987) war einer der Begründer und führenden Vertreter der Bekennenden Kirche im Rheinland. Nach 1945 machte er sich als Hochschullehrer und Chronist des Kirchenkampfs und ab 1958 als Präses der jungen rheinischen Landeskirche einen Namen.

Archivbilder von Joachim Beckmann

Beckmann stammte aus einem politisch nationalkonservativ gesinnten westfälischen Pfarrhaus. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Wattenscheid studierte er Evangelische Theologie und Philosophie. Von seinen akademischen Lehrern hat ihn Karl Barth am meisten geprägt. Nach Tätigkeiten bei der Inneren Mission, der Frauenhilfe und der evangelischen Männerarbeit in Hessen und Westfalen wurde Beckmann 1933 Gemeindepfarrer am Düsseldorfer Lutherhaus. Von Anfang an bekämpfte er die Irrlehren und kirchenpolitischen Aktivitäten der Deutschen Christen, die darauf zielten, die evangelische Kirche der Diktatur des „Führers“ Adolf Hitler anzugleichen. Im Juli 1933 wurde in Beckmanns Pfarrhaus die Rheinische Pfarrerbruderschaft gegründet – der Beginn der rheinischen Bekennenden Kirche. Dort wie auch in der Bekennenden Kirche auf Reichsebene engagierte sich Beckmann an vorderster Front. Er gehörte auch der theologischen Kommission an, die 1934 die Endredaktion der Barmer Theologischen Erklärung vornahm. Wegen seiner bekenntniskirchlichen Aktivitäten wurde der Pfarrer im Februar 1934 amtsenthoben und in der Folge etliche Male gemaßregelt. Zeitweise war er sogar inhaftiert.

Maßgeblich an der Neuordnung der rheinischen Kirche beteiligt

Nach Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkriegs war Beckmann maßgeblich an der Neuordnung der rheinischen Kirche beteiligt. Er setzte sich für eine Verselbstständigung der bisherigen preußischen Provinzialkirche ein, die 1948 als Evangelische Kirche im Rheinland eine eigene Landeskirche wurde. Beckmann wurde zwar nicht zu deren erstem Präses gewählt, aber doch zum Oberkirchenrat und Stellvertreter von Präses Heinrich Held. Als dieser 1957 überraschend starb, wurde Beckmann sein Nachfolger.

Positionierung in der aufgeheizten Stimmung der 68er

Theologisch eher konservativ, sympathisierte Beckmann politisch mit der Sozialdemokratie. 1949 versuchte er die Berufung von Ernst Fuchs, Schüler des Theologen Rudolf Bultmann, auf einen Bonner Lehrstuhl zu verhindern. Und die politische Theologie der mit dem Marxismus sympathisierenden Dorothee Sölle verglich er in der aufgeheizten Stimmung der 68er-Bewegung mit der politischen Theologie der Deutschen Christen. Er bezweifelte, dass kirchliche Repräsentanten auch ein politisches Mandat haben. Andererseits hatte Beckmann sich in den 1950er Jahren deutlich gegen die Wiederaufrüstung und die Westbindung der Bundesrepublik Deutschland ausgesprochen, und im März 1972 war er einer der Unterzeichner einer öffentlichen Erklärung prominenter Protestanten, die die umstrittene Ostpolitik der sozialliberalen Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt befürwortete.

Zahlreiche Publikationen zum Kirchenkampf

Mit siebzig trat Beckmann 1971 in den Ruhestand. Bis zu seinem Tod 1987 in Haan arbeitete er wissenschaftlich weiter – als Honorarprofessor hielt er Vorlesungen in Wuppertal und Bonn und legte zahlreiche Publikationen zum Kirchenkampf vor.

(Der Text ist ein Auszug aus dem Lebensbild Joachim Beckmanns von Thomas Martin Schneider, erschienen in dem Buch „Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert“.)

Joachim Wilhelm Beckmann

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