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Das Doppeljubiläum

Im Jahr 2017 feiern die evangelischen Christinnen und Christen im Kirchenkreis Lennep 500 Jahre Reformation und 200 Jahre Bestehen des Evangelischen Kirchenkreises Lennep. Dieses Doppeljubiläum bietet die Chance, die eigene Geschichte und Gegenwart im Zusammenhang mit den großen historischen Motiven neu zu entdecken. Nach wie vor bereit zur Veränderung, nach wie vor in dem Bestreben auf Jesus Christus zu verweisen. Der Evangelische Kirchenkreis Lennep feiert in ökumenischer Verbundenheit und lädt alle Interessierten zu vielfältigen Projekten und Veranstaltungen unter dem Motto „Wir sind so frei“ herzlich ein!

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Service
1817 bis 2017

Von der Gründung bis zur 200 Jahr-Feier

Mehr als einhundert Jahre lebten die Gemeinden bis 1918 in einer Monarchie. Es folgten die Zeiten der Republik von 1918 bis 1933, der NS-Diktatur von 1933 bis 1945 und erneut einer Republik. Drei große Kriege während der beiden letzten Jahrhunderte brachten Einschnitte auch in das kirchliche Leben. Es waren der Krieg von 1870/71 und die Weltkriege von 1914 bis 1918 und von 1939 bis 1945. Die Probleme des gesellschaftlichen Lebens drängten die Kirche zu neuen Überlegungen und Aktivitäten. Die industrielle Revolution und die damit verbundene soziale Frage, das Aufkommen von Freikirchen und Sekten im 19. Jahrhundert, Inflation und Arbeitslosigkeit der 20er Jahres des 20. Jahrhunderts, der Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen nach 1945, und von Asylsuchenden aus Ländern des Vorderen Orients und aus Afrika in den letzten Jahrzehnten sind nur Stichworte für Herausforderungen, denen sich die Kirche nicht entziehen konnte.

Innerkirchliche Konflikte führten auch in den hiesigen Gemeinden zu Auseinandersetzungen. Während einmal zwischen lutherisch und reformiert unterschieden wurde, sprach man um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert mehr und mehr von liberaler und positiver Prägung von Pfarrern und Gemeinden. Eher liberal ausgerichtete Gemeinden wie Remscheid und Lennep sowie überwiegend pietistisch geprägte Gemeinden wie Dabringhausen, Dhünn, Wermelskirchen bis Hückeswagen und Radevormwald lebten innerhalb eines Kirchenkreises. Es kam zu Auseinandersetzungen, die zuletzt noch einmal aufflammten, als die Bekenntnisbewegung mit dem Schlagwort: „Kein anderes Evangelium“ in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gegen den Einfluss der so genannten modernen Theologie auftrat.

Zu den stärksten Zerreißproben innerhalb vieler Gemeinden kam es in der nationalsozialistischen Zeit, als Vertreter der Deutsche Christen mit denen der Bekennenden Kirche um Einfluss und Lehre miteinander stritten, als zudem die Anhänger der Bekennenden Kirche von staatlicher Seite Schikanen ausgesetzt waren, als „Volksfeinde“ verdächtigt und in ihrer Arbeit behindert und eingeengt wurden.

Die ersten Nachkriegsjahre seit 1945 waren gekennzeichnet durch ein starkes Anwachsen der Gemeindegliederzahlen und eine damit verbundene Zunahme der Bautätigkeit in den Gemeinden sowie einer Vermehrung der Pfarrstellen. Diese Entwicklung geriet in den 80er Jahren ins Stocken und war bald rückläufig. Der Kirchenkreis verlor in den letzten 45 Jahren rund die Hälfte seiner Mitglieder. Viele Gebäude, Gottesdienststätten und Pfarrhäuser mussten vermietet oder verkauft werden. Kirchenaustritte und demographischer Wandel nötigte dazu, Gemeinden zusammenzulegen, Pfarrstellen aufzuheben die Verwaltungsarbeit der Gemeinden zu konzentrieren. Dies und zahlreiche neue Aufgaben veränderten das Gesicht des Kirchenkreises.

Erhielten Frauen seit dem Ende der Monarchie auch das passive und aktive kirchliche Wahlrecht, so setzte sich ihr Beteiligung in den Leitungsgremien der Gemeinden und des Kirchenkreises erst langsam durch. War es noch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht möglich, dass Frauen als Pfarrerinnen gewählt werden konnten, ist es heute selbstverständlich. Gab es auch nach dem Krieg noch keine Funktionspfarrstellen, so sind heute etwa ein Drittel aller Pfarrstellen im Kirchenkreis Lennep vor allem als Schul- und Krankenhauspfarrerinnen und Pfarrer beschäftigt.


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Der Kirchenkreis Lennep bis zur Teilung 1843

Die Superintendenten zwischen 1817 und 1843

1817-1823 Johann Abraham Ernenputsch (1773-1826), Dhünn

1823-1828 Heinrich Leberecht Ernst Reuter (1772-1851), Burg

1828-1831 Johann Wilhelm Keller (1794-1885), Wermelskirchen

1831-1836 Johann Theodor Westhoff (1796-1836), Lennep

1837-1843 Dr. Karl Wilhelm Wiedenfeld (1801-1860), Graefrath

 

Der 1817 gegründete Kirchenkreis Lennep umfasste die damaligen Landkreise Lennep und Solingen im Regierungsbezirk Düsseldorf in der preußischen Rheinprovinz. Damit hatte auch das ehemalige Herzogtum Berg durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses von 1815 einen preußischen und damit evangelischen Herrscher bekommen. Zumal für die Evangelischen Bewohner bis 1806 unter der Regentschaft katholischer Herrscher aus dem Hause Pfalz Neuburg an der Donau und ihren Erbnachfolgern, zuletzt der bayerischen Kurfürsten, gestanden und danach kurze Zeit unter napoleonischer Herrschaft gelebt hatten, brach damit eine neue Zeit an.

Das Gedenkjahr der Reformation gab König Friedrich Wilhelm III. willkommenen Anlass, in einer Kabinetts-Ordre vom 27. September 1817 Lutheraner und Reformierte Geinden in Preußen aufzurufen, sich zu vereinigen. Die ‚Union‘ sollte am 31. Oktober 1817, am 300. Jahrestag der Reformation, des Thesenanschlags Luthers, vollzogen werden.

Das königliche Konsistorium zu Köln ernannte am 20. August 1817 einen reformierten und einen lutherischen Vertreter aus den Landkreisen Lennep und Solingen zu Kommissaren, die die Prediger ihrer Konfession zur ersten Kreis-Synode des Kirchenkreises Lennep einzuladen hatten. Diese Kommissare waren der letzte Praeses der reformierten bergischen Provinzialsynode, Johann Heinrich Hoefer (1770-1843), Pfarrer der reformierten Gemeinde Radevormwald, und der letzte Assessor der lutherischen Lenneper Klasse (= Synode), Johann Wilhelm Theodor Lehmann (1772-1824), Pfarrer in Lennep.

Die erste Tagung der neu gebildeten Synode fand am 10. und 11. September 1817 in der Lenneper Kirche statt. Die Prediger übernachteten „bei einem hiesigen Kaufmann“. Bei dem Wirt Haddenbrock im Deutschen Haus nähmen sie die Mittags- und Abendmahlzeit ein, wie Pfarrer Lehmann in seiner Einladung schreibt. Nach Vorgabe des Konsistoriums sollte die „Confessions-Vereinigung auf den Synoden“ beraten werden. Unter anderem heißt es in der Einladung:

„So erwarte ich Sie denn, verehrte Herren und Brüder, an den bestimmten Tagen mit einiger Bruderliebe in unserer alten Hauptstadt, fest überzeugt, daß der Segen des Herrn unsere gemeinschaftlichen Berathschlagungen zum Wohl seiner Kirche begleiten, und der Geist der Wahrheit und Freimüthigkeit, der Liebe und Eintracht in unsern Arbeiten sich sichtbar erweisen wird“.

Zusammen mit den Predigern der Gemeinden im Landkreis Solingen versammelten sich zur konstituierenden Sitzung der ersten Tagung der Lenneper Kreissynode 21 Prediger. mit Insgesamt zwanzig Gemeinden mit 25 Pfarrstellen, davon neun Gemeinden im Landkreis Solingen und elf im Landkreis Lennep waren eingeladen worden. Sieben lutherische und vier reformierte Gemeinden lagen im Landkreis Lennep, nämlich die lutherischen Gemeinden Lennep mit zwei Pfarrstellen sowie Burg, Dabringhausen, Hückeswagen, Radevormwald, Remlingrade und Remscheid mit je einer Pfarrstelle und die dortigen reformierten Gemeinden Hückeswagen und Radevormwald mit je zwei Pfarrstellen, sowie Dhünn und Wermelskirchen mit je einer Stelle. Ein Vertreter der vakanten Stelle der lutherischen Johannes-Gemeinde Hückeswagen fehlte. Im Gebiet des 1843 neuen Kirchenkreises Solingen lagen die vom Kirchenkreis Lennep ausgegliederten sechs lutherischen Gemeinden Burscheid, Leichlingen, Neukirchen Reusrath, Solingen und Witzhelden, sowie die reformierten Gemeinden Graefrath, Solingen und Wald.

Im Gebiet des Kirchenkreises lebten 1839 ungefähr gleichmäßig auf beide Landkreise verteilt rund 80.000 Evangelische. 1838 stand der Kirchenkreis Lennep hinter dem Kirchenkreis Elberfeld an zweiter Stelle in der Liste der von den Kirchenkreisen innerhalb der Provinzialkirche zu zahlenden Provinzialsynodalkosten. Nach der 1838 beschlossenen Synodal-Umlage hatten die elf im Gebiet der nach der Teilung im Landkreis Lennep liegenden Gemeinden 54,5 % und die neun Gemeinden im späteren Landkreis Solingen 45,5 % zu zahlen. Nach der Teilung in die Kirchenkreise Lennep und Solingen im Jahre 1843 mussten die Gemeinden im Kirchenkreis Solingen 61 und die im Kirchenkreis Lennep 87 Taler als Umlage für die Provinzialsynode aufbringen. Der Kirchenkreis Lennep stand damit an dritter Stelle in der Reihe der damals 25 Synoden in der Rheinprovinz.

Pfarrer Hoefer hatte als ältester der beiden Kommissare das Amt des Praeses der ersten Synodal-Versammlung des neuen Kirchenkreises Lennep wahrzunehmen. Pfarrer Lehmann stand ihm als Assessor zur Seite. Die erste Synode war eine reine Predigerversammlung. Bisher hatten sich zu den lutherischen Klassen nur die Prediger, während zu den reformierten Synoden seit jeher auch Älteste zur Teilnahme versammelt. Schon auf der zweiten Tagung der Synode von 1818 waren vier Älteste aus reformierten Gemeinden und ein Ältester aus einer lutherischen Gemeinde anwesend. Jetzt wurde beschlossen, dass es „jedem Presbyterium zur Pflicht [gemacht wird], außer dem Prediger einen Aeltesten zur Kreissynode“ abzuordnen. So erschienen im folgenden Jahr bereits zehn Älteste mit ihren Predigern. Zur außerordentlichen Versammlung und damit zur letzten Tagung der bis dahin bestehenden Synode Lennep am 14. Dezember 1843 in Wermelskirchen waren sämtliche Gemeinden durch ihre Pfarrer und einen Ältesten vertreten. Insgesamt erschienen 29 Prediger und 23 Älteste, also 52 Synodale.

In den 27 Jahren zwischen 1817 und 1843 fanden insgesamt 17 ordentliche Kreissynodalversammlungen und eine außerordentliche Synode (1824) statt. In den Jahren 1820 bis 1822, 1825 bis 1827, 1830 und 1832 bis 1834 entfielen die Synoden im Kirchenkreis. Das entsprach nicht der Anmerkung der Synode zu § 37 des Entwurfs der Kirchenordnung, wonach die Kreissynode sich „jährlich sechs Wochen vor der Provinzialsynode versammelt“.

Gut ein Vierteiljahrhundert dauerte die Geschichte des Kirchenkreises Lennep bis 1843. Mehr als einhundert Jahre später wurde der neue Kirchenkreis Leverkusen gebildet und die Gemeinden Burscheid, Neukirchen, Leichlingen und Witzhelden aus dem Kirchenkreis Solingen ausgegliedert. Ein Organismus wurde 1843 nicht zerschlagen. Vielmehr haben sich einander zugehörige Gebiete mit wachsenden Gemeindegliederzahlen im Interesse einer besseren Verwaltung verselbständigt. Die konfessionelle Herkunft der Gemeinden spielte im Blick auf eine sachgerechte Zusammenarbeit auf synodaler Ebene eine immer geringere Rolle.

(Auszug aus der Chronik des Evangelischen Kirchenkreises Lennep, Evangelisch im Bergischen Land. 200 Jahre Kirchenkreis Lennep und seine Gemeinden, verfasst vom Synodalbeauftragten für Archivwesen, Pfarrer Wolfgang Motte. Das Buch ist im Buchhandel (ISBN 978-3-945763-41-4) oder online beim Bergischen Verlag oder beim Evangelischen Kirchenkreis Lennep, Haus der Kirche in der Geschwister-Scholl-Straße 1a in Remscheid-Lennep, zu erwerben; es kostet 24,00 Euro.)  

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