Pressemitteilung

Lebensmittel nicht verheizen und nicht verramschen

Erklärung der drei Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen

  • Nr. 180
  • 13.12.2005
  • 2659 Zeichen


Wir brauchen Brot für die Welt und nicht Brot für den Ofen.



Dem Korn, aus dem das tägliche Brot entsteht, begegnen wir mit der Wertschätzung, die Lebensmittel verdienen. Wenn sie verheizt werden, hat das eine verheerende symbolische Wirkung. Das schadet am Ende uns allen.



Deshalb sagen wir Nein zu politischen Erwägungen, Getreide als Regelbrennstoff zuzulassen und dafür sogar gezielt Anbauflächen auszuweisen. Denn Energieprobleme lassen sich so nicht lösen. Wir werden unseren hohen Bedarf an Energie nur zu einem kleinen Teil aus nachwachsenden Rohstoffen decken können. Ein großflächiger Anbau würde Flächen blockieren, die besser für eine extensive Wirtschaft genutzt werden sollten. Zudem wäre die Umweltbilanz negativ: Zu den Kohlendioxid-Emissionen bei der Verbrennung müssen auch noch die Belastungen bei der Produktion und durch Pestizide und mineralische Düngemittel gerechnet werden.



Seit Jahrzehnten fördert die Agrarpolitik immer höhere Erträge bei der Produktion von Lebensmitteln – mit Düngemitteln, Pestiziden und vielleicht auch bald mit Gentechnik. So entstehen Lebensmittel in einer Menge, die hierzulande niemand braucht. Dadurch sinken die Einkünfte der Bauern. Das Verbrennen von Korn wäre ein weiterer Schritt in diese Sackgasse. Es würde am Preisverfall für massenhaft und konventionell erzeugtes Getreide nichts ändern.



Lebensmittel sind eine gute Gabe Gottes. Wir tragen Verantwortung dafür. Deshalb widersprechen wir, wenn durch Dumpingpreise eine Wegwerfmentalität oder „Geiz-ist-geil“-Haltung gefördert wird. Sie ist der Nährboden für den kriminellen Handel mit verdorbenen oder belasteten Erzeugnissen. Der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel am durchschnittlichen Haushaltseinkommen in Deutschland sinkt seit Jahrzehnten und liegt derzeit bei elf Prozent. Aber gute Lebensmittel sind ihr Geld wert. Höhere Erzeugerpreise sind von grundlegender Bedeutung für den Erhalt der heimischen Landwirtschaft. Der umweltverträgliche Anbau gesunder Lebensmittel nach dem Prinzip „Qualität statt Masse“ ist ein Weg aus der Sackgasse.



Er führt auch aus der paradoxen Situation heraus, dass in unserer Überflussgesellschaft Lebensmittel vernichtet werden, um einen Preisverfall zu verhindern, während anderswo auf der Welt Hunger herrscht.


Präses Nikolaus Schneider, Evangelische Kirche im Rheinland
Präses Alfred Buß, Evangelische Kirche von Westfalen
Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann, Lippische Landeskirche