Pressemitteilung

"Marsch der Freunde" - Solidarität mit abgeschobener Kurden-Familie bekundet

Meldung vom 12.12.02

  • Nr. Mit einem "Marsch der Freunde" haben am Donnerstag in Altenkirchen/Westerwald rund 300 Teilnehmer ihre Solidarität mit der in die Türkei abgeschobenen kurdischen Familie Gülec bekundet.
  • 13.12.2002
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Für sie werde Geld gesammelt, ein Weihnachtspaket abgesendet und ein Freundschaftsbuch für Grüße ausgelegt, sagte Pfarrer Martin Gerhards vom Unterstützerkreis der Familie Gülec am Donnerstag in Altenkirchen.


Die sechsköpfige Familie war nach Aussage von Gerhards am 5. Dezember nach 15-jährigem Aufenthalt in Deutschland ausgewiesen worden. Seit 1989 lebte die Familie in Altenkirchen. Mit Betroffenheit und Empörung hatten der Unterstützerkreis sowie Kirchenvertreter auf die Abschiebung der kurdischen Familie reagiert.


Mit der Familie stehe man in telefonischem Kontakt, sagte Gerhards. Die Mutter, Hayriye Gülec, sei mit ihren sechs Kindern im Alter von sechs bis 18 Jahren inzwischen in Kurdistan bei Verwandten, der Aufenthaltsort des Vaters, Murat Gülec, sei derzeit noch unbekannt. Er sei in Istanbul inhaftiert gewesen, inzwischen aber auf freiem Fuß, hieß es.


Der Superintendent des Kirchenkreises Altenkirchen, Eckhard Dierig, nannte die erfolgte Abschiebung „menschlich tragisch“. Die Familie, die sich ihr Leben in Deutschland aufgebaut habe, müsse sich in ihrer Heimat „fremd fühlen“. Während des langjährigen Aufenthaltes der Familie in Deutschland seien alle Rechtsmittel im Asylverfahren ausgelotet worden seien.


Der Ausländerbeauftragte der rheinischen Kirche, Landeskirchenrat Jörn-Erik Gutheil aus Düsseldorf, hat die Abschiebung der kurdischen Familie scharf kritisiert. Die zum Ende des Ramadan „pünktlich“ erfolgte Abschiebung sei ein „bitterer Vorgang zum Zuckerfest“, an dem muslimische Kinder traditionsgemäß Süßigkeiten erhielten. Es müsse die Frage gestellt werden, ob eine „rechtens“ erfolgte Abschiebung aus humanitären Gründen auch tatsächlich „richtig“ gewesen sei. (12.12.02)